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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Digitalisierung ist in aller Munde. Durch die pandemische Situation ist viel deutlicher geworden, was durch Digitalisierung möglich ist, wo aber auch die Grenzen und Versäumnisse liegen. Auf jeden Fall gilt zweierlei: Digitalisierung ist nicht nur ein technologisches Thema, sondern zunächst ein gesellschaftliches. Es geht um radikalisierte Vielfalt von Perspektiven, Ideen, Meinungen, Lebensstilen, Nachrichten, Informationen, Vernetzungen, Kooperationen, also Daten etc. und damit auch um technische Verfahren, mit dieser Vielfalt umzugehen. Und ein Zweites: Man kann sich der Digitalisierung nicht wirklich entziehen. Das digital gap befindet sich nicht nur zwischen digitalen Eingeborenen und Einwanderern, sondern wird auch durch finanzielle, soziale und technische Zugangs(un)gerechtigkeiten markiert. Weitere wichtige Aspekte sind sozio-ökologische Nachhaltigkeit und Veränderungen in Strukturen, Prozessen und Marktsituationen zukünftiger Arbeit (Arbeit 4.0).

Im kirchlichen Raum war der Zugang zur digitalen Wirklichkeit lange von Ablehnung einer als „zu technisiert verstandenen“ Kommunikation („Wir wollen kirchliches Leben und Seelsorge lieber direkt und vor Ort“) oder von Vorstellungen einer „Verlängerung“ des analogen Zugriffs auf die Zielgruppe durch die digitale Technik geprägt („Es sind doch alle Menschen im Netz; also lasst uns im Netz die Frohe Botschaft verkünden. Dann erreichen wir sie doch alle!“). Erst allmählich zeigt sich, dass die Eigengesetzlichkeiten der digitalen Medien auch die Sozialgestalt des Kirchlichen und die Art der Kommunikation des Evangeliums herausfordern und verändern. Einseitige, instruktionstheoretische Zugänge einer belehren und „ihre Zielgruppe“ langfristig binden wollenden Kirche verfangen im Digitalen nicht mehr. Hinzu kommen die Verluste von Kontrolle und Steuerung der Prozesse, der Ästhetiken und der Inhalte. Wer sich dennoch darauf einlässt, kann erleben, dass das Evangelium und das Christliche auf neue Weise kodiert werden, kontextuell und inkulturiert. Das fordert Kirche heraus und krempelt sie um. Das einschlägige Referat der KAMP wurde von „Glaubensinformation und Online-Beratung“ in „Evangelisierung und Digitalisierung“ umbenannt, „Internetseelsorge“ wird zunehmend zur vernetzten und die klassischen Zuständigkeitsgrenzen überschreitenden „Digitalpastoral“.

Wir vom Team der KAMP wünschen Ihnen bei der Lektüre der unterschiedlichen Beiträge dieser Ausgabe viel Freude und Synergie.

Ihr