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Interreligiöser Dialog des Handelns

Dialog-Typen und die Ökumene zweiter Art

Mit Martin Rötting, einem erfahrenen Praktiker und Theoretiker der Ökume­ne zweiter Art, werfen wir nicht nur einen Blick auf praktische Beispiele in­ter­religiöser Begegnung. Rötting arbeitet auch die unterschiedlichen Moti­va­tionen der Menschen heraus, die sich in diesem Feld engagieren. Die un­terschiedlichen Dialog-Typen sind eine Chance, ganz verschiedene Men­schen in dieser gesellschaftlich und kirchlich unverzichtbaren ökumenischen Arbeit zusammenzubringen.

Der Bischof lädt zum runden Geburtstag auch den Rabbi und den Imam ein.
Selbstverständlich gibt es einen guten Braten und Fassbier für die Gäste.
Als der Imam und der Rabbi nur ein Mineralwasser und Salat zu sich nehmen, raunt ihnen der inzwischen ausgelassene Bischof zu:

„Wann werden Sie endlich die irdischen Freuden genießen lernen, meine lieben Brüder?“

Da stößt der Rabbi den Imam freundlich in die Seite und meint:

„Bei deiner Hochzeit, lieber Bruder!“

In jedem Witz steckt ein Fünkchen Wahrheit, sagt man. Gutgemeinter praktischer Dialog erfordert Fingerspitzengefühl – und doch ist es bes­ser, eine Einladung auszusprechen, als sie vor lauter Vorsicht zu lassen. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da wäre das Thema des Dialogs noch nicht prominent genug für einen Witz gewesen. Der Dialog der Reli­gionen ist seit 9/11 vom Rand ins Zentrum des gesellschaftlichen Interesses gerückt. Allerdings nicht unhinterfragt. Viele kritisieren, dass sich durch unzählige muslimisch-christliche Podiumsdiskussionen in Fernsehtalkshows bestehende Vorurteile eher verschärfen denn positiv verändern würden. Die brisante politische Lage im Nahen Osten und die religiös eingefärbte Propaganda der ISIS tragen ebenso dazu bei, dass sich ein Klima des Dialogs zuweilen den Argumenten einer notwendi­gen Abgrenzung zum anderen ausgesetzt sieht.

Herausforderung und Chancen interreligiöser Begegnung

Wahr ist, dass der Dialog der Religionen, so er redlich ist, auch selbstkri­tisches Potenzial benötigt und sich daher gesellschaftlich nur selten ein­fach vermitteln lässt. Doch dies ist nur die halbe Seite der Wahrheit. Die letzten Jahrzehnte waren für viele Religionen – und für die katholische Kirche besonders seit Nostra aetate – eine Zeit intensiven inter­re­ligiö­sen Lernens. Dieser Prozess hat bereits an vielen Stellen begonnen, Früch­te zu bringen; so sind bei offiziellen Anlässen mittlerweile inter­reli­giöse Gebete selbstverständlich geworden. Das von Papst Johannes Paul II. 1986 initiierte Friedensgebet der Religionen bildet hier einen Meilenstein, auf den die Kirche zu Recht stolz sein kann.

Motivationen und Dialogtypen

Genauso wichtig wie die offiziellen Begegnungen sind aber die direkten Basiskontakte und die handlungsorientierten Dialogbegegnungen der Praxis, die im Folgenden im Kontext der anzutreffenden Motivationen dargestellt werden sollen. Die Darstellung folgt dabei den in einer quali­tativen Studie zu Motivationen im Dialog (Rötting 2011) gefundenen Dialogtypen. Die praktischen Beispiele speisen sich aus den Kontakten und Erfahrungen der Multiplikatorenarbeit von OCCURSO – Institut für interreligiöse und interkulturelle Begegnung e.V., den Daten aus der Recherche und der qualitativen Forschung für die genannte Studie.

Die Analyse der über 180 Interviews ergab sechs verschiedene Dialog­typen. Bei den meisten Menschen ließen sich zwei der Typen deutlich nachweisen. Selbstverständlich geht es nicht darum, Menschen in Kate­gorien einzuordnen; die Dialogtypen helfen eher, die unterschiedlichen Motivationen und Ziele der am Dialog der Religionen Beteiligten zu ord­nen. Spiritueller Pilger, Sozialer Beweger, Religiös-kultureller Demo­krat, Kultur-Harmonisierer, Orthodoxer Adapter und Humanistisch-religiöser Dialogtyp sollen im Weiteren kurz skizziert und mit einigen Beispielen für Dialoge des Handelns dargestellt werden. Dabei wird deutlich, dass die intendierte Wirkung des Handelns im Dialog von der ausgehenden Motivation, also auch vom Dialogtyp mitbestimmt wird. „Handeln“ und „praktische Auswirkung“ bedeuten für unterschiedliche Dialogtypen auch unterschiedliche Aktion.

Dialog des Handelns und Dialogtypen

 

Spiritueller Pilger

Menschen, die diesen Typus verkörpern, möchten ihrem Leben spiritu­elle Impulse geben und gehen deswegen in den Dialog. Die Suche nach der eigenen Identität und nach echter Erfahrung sowie der Wunsch sich zu verändern sind stark. Daher findet man eine hohe Bereitschaft zur Veränderung vor. Religiöse und erfahrungsbezogene Fragestellungen und Themen sind ihnen wichtig. Ein häufiger Lerntyp ist der Diverger; dieser beschreibt Menschen, die sich lang und intensiv neuen Erfah­run­gen aussetzen können und sich auch Zeit lassen mit einer Interpretation dieser Erfahrungen. Viele Christen im Dialog mit dem Buddhismus sind Spirituelle Pilger.

Praktisch wird der Dialog Spiritueller Pilger dann, wenn aus dem inne­ren ein äußeres Pilgern wird. Dafür gibt es sowohl in Deutschland als auch weltweit interessante Beispiele.

Ein interreligiöses Pilgerprojekt von OCCURSO in Kooperation mit dem bayerischen Pilgerbüro begann 2013 mit einer Etappe von München nach Innsbruck, 2014 folgte die Etappe bis Verona, und 2015 geht es über Florenz nach Sansepolcro. Die u. a. aus Christen, Buddhisten, Mus­limen und Juden bestehende Gruppe geht zu Fuß, begleitet von einem Kleinbus für die Versorgung unterwegs und für Notfälle. Zum Dialog des Handelns wird das Projekt durch die konkreten Begegnungen an unter­schiedlichen religiösen Stätten. Wenn die Gruppe z. B. bei der Moschee in Telfs in Tirol zu Gast ist, dann ist dies nicht nur für die Pilger ein be­sonderes Erlebnis, sondern auch für die gastgebenden Muslime. Ihre besondere Situation als Migranten und ursprüngliche Gastarbeiter trug dazu bei, dass sich vor Jahren ein hitziger und in den Medien ausgetra­gener Streit über den geplanten Bau des Minaretts entfachte. Eine Gruppe, die als Pilger zu ihnen kommt, war da eine neue Erfahrung.

Ein besonders intensives Projekt führten in Südkorea der katholische Pfarrer Moon und der buddhistische Mönch Sukyun Sunim durch. Sie verbeugten sich nach je drei Schritten einmal bis zum Boden. Auf diese Weise pilgerten sie 380 km quer durchs Land, um auf die Zerstörung der Natur durch ein Autobahnprojekt hinzuweisen. Dieses Projekt hat eine klar politische Dimension, aber das Pilgern wäre ohne eine spirituelle Dimension als interreligiöses Glaubenszeugnis nicht durchzuführen.

Sozialer Beweger

Menschen dieses Dialog-Typus engagieren sich für die Veränderung der Gesellschaft. Integration ist für sie ein wichtiges Thema, damit einher­gehend andere soziale Fragestellungen und Themen. Viele Christen und Muslime sind Soziale Beweger und engagieren sich für die Integration.

Besonders viele der Basisdialoggruppen in Pfarreien betätigen sich vor allem praktisch auf diesem Gebiet. Häufig sind es Frauenkreise, die sich, oft ausgehend von Kreisen einer Pfarrei, interreligiös weiten und dann gemeinsam als Gruppe auftreten und sich in ihren Programmen stark für die Integration von Frauen, besonders auch Müttern mit ihren Kin­dern, einsetzen. Ein wichtiges Instrument dieser praktischen Dialogar­beit sind Ergänzungen zum Sprachunterricht, Konversation in Deutsch und Begleitung zu Behördengängen. Vielfach wird sich auch um ein Freizeitprogramm bemüht, welches den meist muslimischen Frauen deutsche, aber auch christliche Kultur und Frömmigkeitsformen nahe­bringt. Im Gegenzug zeigen die oft aus Afrika, dem Nahen Osten und Asien kommenden Frauen ihre Bräuche. Auch der gegenseitige Aus­tausch von Rezepten erfreut sich großer Beliebtheit.

Religiös-kultureller Demokrat

Religiös-kulturelle Demokraten führen den Dialog als Beitrag für eine gerechte und harmonische Gesellschaft. Es geht vielfach auch um das Image einer Religion. Daher gibt es zwar die Bereitschaft zur Verände­rung, aber es sind auch Tradition und bleibende Werte wichtig. Die Grundlage für den Dialog bilden hier die Gesellschaft und das demokra­tische Grundverständnis.

Dialoge dieses Typs sind vielfach von der kommunalen Ebene oder an­de­ren politisch-gesellschaftlichen Kräften getragen. Dabei geht es auch um Integration, aber eben aus einem demokratischen Grundver­ständ­nis heraus. Neutrale Träger oder Organisatoren, wie etwa interkulturelle Stabsstellen von Kommunen oder Betrieben, sehen die Notwendigkeit, im Rahmen einer interkulturellen Öffnung der Gesellschaft den Faktor Religion mit zu bedenken.

Ein besonders gelungenes Dialogprojekt dieser Art war die Fortbildung für Imame MünchenKompetenz und das Nachfolgeprojekt Kommu­nalKompetenz. Die Projektidee ist auch in anderen Städten durchge­führt worden. Es ging darum, die für Imame wichtigen behördlichen und kirchlichen Strukturen sowie Beratungseinrichtungen vorzustellen, aber auch Grundzüge christlicher Spiritualität und kirchlichen Brauch­tums zu vermitteln, um sie damit in ihrer seelsorglichen Tätigkeit und auch als Brückenbauer zwischen den Kulturen zu unterstützen.

Kultur-Harmonisierer

Die Sehnsucht nach Harmonie und Aussöhnung von Konflikten stehen im Zentrum des Interesses dieses Dialogtyps. Das Image einer Religion oder Kultur, aber auch die Sehnsucht nach Versöhnung und der positive Umgang mit Brüchen und Schicksalen sind Menschen, die sich im Dia­log hier engagieren, ein Anliegen. Veränderungsprozesse, die angestrebt werden, speisen sich oft aus dem Hinweis auf einen Referenzpunkt in der Geschichte. Der jüdisch-christliche Dialog ist besonders in Deutsch­land sehr von diesem Dialogtyp geprägt.

Ein sehr prominenter und in der Gesellschaft wirksamer Dialog ge­schieht mit dem Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig. Die Stolpersteine sind Betonsteine mit Messingplatten, auf deren Ober­seite die Namen von Opfern des Nationalsozialismus eingraviert sind, in der Regel auch mit den Daten der Geburt und der Deportation oder dem Todesdatum. Sie werden am letzten frei gewählten Wohnhaus oder im Gehsteig davor gesetzt. Inzwischen gibt es über 50.000 Steine in Deutsch­land und Europa. Die Stolpersteine bilden damit das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Dabei bindet das Projekt oft mehrere Akteure in den Prozess mit ein. Oft gibt es eine konkrete Anfrage von Hausbesitzern, Verwandten oder Schulklassen an den Künstler. Über die Absprachen mit der Kommune und den heutigen Hausbesitzern bis zum Verlegen der Steine durch den Künstler, oft in lokalmedialer Begleitung, streckt sich die regionale Wirkung.

Ein weiteres praktisches Beispiel sind die Zen-Sesshins des engagierten Buddhisten Bernie Gassmann von den Zen Peace Makers. Dabei meditie­ren Menschen an Orten, an denen in der Geschichte großes Leid stattge­funden hat. Berühmt sind die Meditations-Exerzitien in der Gedenkstät­te des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz geworden. Zwar ist die Praxis Zen-buddhistisch, die Teilnahme an den Exerzitien ist aber interreligiös.

Orthodoxer Adapter

Die eigene Tradition und der Wahrheitsbegriff stehen im Zentrum der Religiosität dieser Dialogtypen. Eine starke Referenzreligiosität und der Fokus auf die religiöse Tradition bestimmen das Denken und Handeln. Menschen, die diesen Typus vertreten, fühlen sich der Zukunft der eige­nen Orthodoxie und Tradition in der pluralen Welt verpflichtet, daher engagieren sie sich, trotz eines oft exklusivistischen theologischen Den­kens, im Dialog der Religionen. Vielfach werden gerade offizielle reli­giöse Vertreter auf Podien oder zu Diskussionen und Gebetstreffen ein­geladen. Je offizieller die Dialog-Begegnung ist, desto häufiger werden die Vertreter durch ihre Funktion zu Orthodoxen Adaptern, da sie ja auch konservative und orthodoxe Kräfte ihrer Religion mitvertreten.

Ein Beispiel, bei dem diese Art des Dialogs eine sehr wichtige Rolle spielt, sind die interreligiösen Treffen im Geist von Assisi, die die Ge­meinschaft Sant’ Egidio jährlich in einer dann einladenden Diözese ausrichtet. Bei diesen Gebetstreffen wurde aber vom ursprünglichen, 1986 durchgeführten gemeinsamen Gebet am gleichen Ort durch nacheinander ihre Gebete vortragende Vertreter der Religionen abge­rückt: wohl aufgrund der Kritik aus orthodoxen theologischen Kreisen, das gemeinsame Beten am gleichen Ort würde mehr Gemeinsamkeiten suggerieren, als tatsächlich vorhanden seien – ein Kompromiss gegen­über Orthodoxen Adaptern im Dialog. Inzwischen beten die Religionen zwar zur selben Zeit, aber an getrennten Orten. Dies ermöglicht auch gegenüber dem interreligiösen Gebet kritisch eingestellten Teilnehmern zu partizipieren. Im Anschluss daran bewegen sich die unterschied­li­chen Gruppen in einem Sternmarsch auf einen zentralen Platz, wo ein gemeinsames Friedensdokument unterzeichnet und verlesen wird. Diese Praxis mit hochrangigen Vertretern und Großveranstaltungen wird oft auch als „Hochglanzdialog“ bezeichnet. Ein Dialog des Han­delns ergibt sich durch die verbindende Kraft dieser Praxis zu konserva­tiv-theologischen Kräften, die einem intensiven spirituellen Dialog eher abgeneigt wären, aus Angst, die eigene Religion und Tradition würde dadurch „verschwinden“. Durch das getrennte Gebet ist diese von eini­gen gesehene Gefahr umschifft. Ein Friedensabkommen ist dann ein zwar kleiner, aber ausdrucksstarker gemeinsamer Nenner.

Humanistisch-Religiöser

Ein im Dialog sehr häufig auch in Kombination mit anderen auftau­chen­der Typus ist der Humanistisch-religiöse Dialogtyp, der etwas sehr Tie­fes, Gemeinsames in den Religionen sieht. Sie seien eine durch kultu­relle Unterschiede verschieden sich zeigende Suche nach dem Einen. Der Dialog wird somit als spirituelle Praxis geübt, aufgrund einer allen Religionen gemeinsamen Essenz in Gestalt einer tiefen Wahrheit jen­seits aller Sprachen und Formen. Das Sich-Zubewegen auf andere reli­giöse Traditionen wird somit als ein Akt selbstverständlicher Anerken­nung gesehen. In der Theologie hat dieser Typ seinen Ausdruck in der pluralistischen Religionstheologie gefunden, die von vielen konkreten Religionen, wie auch der katholischen Kirche, abgelehnt wird. Sie hat in der komparatistischen Theologie eine vorsichtige Nachfolge gefunden.

Für den Dialog der Praxis ist dieser Typus besonders wichtig, auch wenn es konkrete Praxisfelder wie interreligiöse Riten meist außerhalb ver­fasster Religiosität gibt. Das gemeinsame Sitzen in Stille oder der Voll­zug gemeinsamer symbolischer Handlungen, wie das Pflanzen von Frie­densbäumen oder das Entzünden von Lichtern, sind oft praktizierte For­men, die in ihrer Interpretation offen sind. Sie unterstreichen die oft ge­fühlte Unmöglichkeit, der gemeinsamen Essenz der Religionen einen adäquaten Ausdruck in Worten zu verleihen. Für viele der Befragten ist es diese „gefühlte göttliche Verbindung zwischen allen Menschen“, die manches Mal die notwendige, noch fehlende Motivation verleiht, kon­kret in den Dialog zu gehen. So verstärkt dieser Typ oft die konkreten Motivationen handlungsorientierter Dialogarbeit, die sich auch durch andere Typen mitspeist.

Der Dialog mit anderen Religionen wird manches Mal als Ökumene der zweiten Art bezeichnet. Ein praxisorientierter Dialog des Handelns be­nötigt aber auch immer die Verwurzelung im eigenen Glauben: Der Dialog ist daher auch ein Ort des Zeugnisses für den eigenen Glauben, der im und durch den Dialog gelebt wird. Je intensiver dieser Dialog gelingt und je vertrauter sich die Dialogpartner sind, desto eher ermög­licht das Wissen um ein Gemeinsam-getragen-Sein auch einen Dialog des „Treffens in der gebrochene Mitte“, wie es Michael Barns (2002) nennt. Das Zeugnis des eigenen Glaubens kann dann im Dialog auch das eigene Zweifeln und das eigene Scheitern mit einschließen.

Eine praktische Dimension dieser gelebten Suche nach interreligiösem Miteinander findet sich immer dann, wenn eine Religion in der Gesell­schaft zum Opfer und Sündenbock für unterschiedlichste Probleme wird. In Europa war dies jahrhundertelang das Judentum. Heute sieht sich manches Mal der Islam in dieser Rolle. Gerade hier ist von allen Dialogpartnern gefordert, sich nicht in einer verbindlichen, aber doch kühlen Freundlichkeit zu begegnen, sondern den Dialog auf der Her­zens­ebene der Dialogpartner voranzubringen. Nur so lassen sich Vor­urteile ansprechen und auch abbauen.

Diese Haltung interreligiöser Spiritualität erfordert ein pastorales Han­deln, welches den Dialog der Religionen nicht als pastorale Kür, sondern als Pflicht begreift. Der Dialog kann sich dann nicht auf einige Pflicht­termine im Kirchenjahr beschränken, sondern muss aktiver Bestandteil des gesamten pastoralen Handelns sein, damit er Teil genuin katholi­scher (wie auch evangelischer) spiritueller Praxis wird.

Für die gelebte religiöse Praxis vor Ort kann sich dies in Selbstverständ­lichkeiten ausdrücken: Besuchen sich die Religionen zu ihren Festen, laden die christlichen Gemeinden die Moscheegemeinde, den buddhis­tischen Verein oder die jüdische Gemeinde mit ein? Spiegelt sich im Menü des Festessens und den dort angebotenen Speisen der Geist der Gastfreundschaft wider?

Wie oft sehen sich nicht nur der Rabbi, der Imam und der Bischof während des Festes, sondern die Gläubigen im Alltag des gelebten Glaubens?