Katholische Beteiligung an der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD
Auf der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Februar 2021 wurde die katholische Beteiligung an der nun anlaufenden sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beschlossen. Die KMU ist eine repräsentative Mitgliedschaftsuntersuchung, die die EKD seit 1972 im Abstand von jeweils zehn Jahren durchführt, um Kirche aus der Sicht ihrer Mitglieder und als institutionelle Größe zu erforschen. Mit der nun beschlossenen Beteiligung lässt auch die katholische Kirche nun erstmals deutschlandweit die Einstellungen und Haltungen ihrer Kirchenmitglieder untersuchen.
Traditionell stand bei den KMUen die Zugehörigkeit der Menschen zur evangelischen Kirche im Mittelpunkt. In den bisherigen Untersuchungen wurden die Einstellungen der evangelischen Kirchenmitglieder zu Religion und Gesellschaft – und seit 1992 auch von Konfessionslosen – im Kontext ihrer Lebensbezüge erhoben. Mit dem Anspruch, ein möglichst umfassendes Bild kirchlicher Wirklichkeit zu erhalten, wurde das Untersuchungsdesign der KMUen über die letzten fünfzig Jahre stetig weiterentwickelt. In der dritten KMU ergänzten Einzelinterviews den standardisierten Fragebogen, mit dem sich Zeitreihenbezüge zurück bis 1972 nachvollziehen lassen. In der vierten KMU kamen thematische Gruppendiskussionen, in der fünften KMU die Netzwerkanalyse einer Kirchengemeinde hinzu.
Der gesellschaftliche wie kirchlich-organisationale Wandel spiegelt sich neben den methodischen Zugängen auch in den bisherigen thematischen Fokussierungen der KMU: die abnehmende Stabilität der Kirche als Institution (1972), die politische Aufgabe der Kirche (1982), die Differenz von west- und ostdeutscher Kirchlichkeit bzw. Konfessionslosigkeit (seit 1992), unterschiedliche Weltsichten und Milieuprägungen der Mitglieder (2002), Kirchenmitgliedschaft als reflexive und soziale Praxis (2012).
Durch den erstmaligen Einbezug von Katholik:innen in die Gesamtheit der Befragten ergeben sich nun zahlreiche Möglichkeiten, wissenschaftliche Fragestellungen konfessionsübergreifend und konfessionsvergleichend zu bearbeiten. Aus kirchlicher Sicht lassen sich valide und deutschlandweit repräsentative Erkenntnisse über das Selbstverständnis der Kirchenmitglieder und ihre Austritts- bzw. Verbleibemotivation erwarten. Die Beteiligung an der KMU unterstützt auch performativ eine Mitgliederorientierung, da sie den Kirchenmitgliedern das Interesse der kirchlichen Organisation an ihnen signalisiert.
Die Planungen für die sechste KMU haben im Herbst 2020 mit der Konstituierung des wissenschaftlichen Beirats begonnen. Die Erhebung der Daten ist für 2022 geplant, mit ersten Ergebnissen ist im Laufe des Jahres 2023 zu rechnen. Die katholische Perspektive im Beirat wird vertreten durch Klaus Kießling (Frankfurt/M.), Jan Loffeld (Tilburg) und Johanna Rahner (Tübingen). Als ständige Gäste von katholischer Seite sind zudem David Gutmann (Forschungszentrum Generationenverträge, Freiburg/Br.) und Tobias Kläden (Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral, Erfurt) in den Beirat berufen worden. Letzterer verantwortet zudem die operative Umsetzung der katholischen Beteiligung an der KMU.