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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

Ein Regenschirm schützt. Aber nicht vor allem. Insbesondere, wenn es schüttet und dazu auch noch stürmt, wird man trotz Schirm ziemlich nass. Und doch bewahrt er einen vor Schlimmerem.

So heißt auch Resilienz – sicherlich ein Modewort, aber doch auch ein Ansatz, der in vielen Bereichen fruchtbar zum Tragen kommt – nicht un­bedingt, dass einem eine Belastung oder Krise gar nichts antut. Resili­enz verweist aber auf Widerstandsfähigkeit und Ressourcen, die einem helfen, gut durchzukommen und schließlich zum vorherigen oder zu einem neuen stabilen Zustand zu gelangen. Wobei nicht nur Menschen, sondern auch Materialien, Systeme und Organisationen resilient sein können. Oder ganze Länder. Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Corona-Pandemie stellt sich sogar die Frage nach der Resilienz der Menschheit, ja der Biosphäre insgesamt!

Wenn wir eine euangel-Ausgabe zu Resilienz machen, bewegt uns na­tür­lich auch die Krise der Kirche. Kirche wäre aber nicht Kirche im Geiste Jesu, wenn sie sich nur um ihren eigenen Zustand sorgen würde. Vielmehr weiß sich Kirche allen Menschen verbunden, die in unter­schiedlicher Weise von einer Vielfalt an Resilienzen profitieren (könn­ten). Wie können also Glaube und Kirche zur Resilienz beitragen? Und viel­leicht kann Kirche auch von den Resilienzerfahrungen anderer ler­nen? Mit diesem Gedanken haben wir in dieser Ausgabe Betrachtungen zu Resilienz aus ganz verschiedenen Gebieten versammelt:

Häufig wird Resilienz in einem Atemzug mit dem Gesundheitskonzept der Salutogenese genannt. Christoph Jacobs und Kathrin Oel stellen beide Begriffe unter pastoralpsychologischer Perspektive vor – und führen damit in die Resilienzforschung ein. Anschließend erweitert Hildegund Keul den Begriff der Resilienz gewissermaßen um die andere Seite der Medaille, nämlich um Vulnerabilität. Gerade die Theologie, die sich schon lange mit menschlicher Verwundbarkeit auseinandersetzt, kann hier auch anderen Wissenschaften wertvolle Hinweise geben.

Dass Resilienz der Sache nach nichts Neues ist, zeigen zwei geschichts­wissenschaftliche Beiträge. Der Althistoriker Michael Sommer schildert in einem großen Überblick, wie das Römische Reich trotz etlicher exis­tenzgefährdender Krisen so lange Bestand haben konnte. Mehr punktu­ell und exemplarisch arbeitet dagegen der Kirchenhistoriker Christoph Nebgen heraus, was Antonius der Große, Ignatius von Loyola und Madeleine Delbrêl gemeinsam haben: religiöse Ressourcen, um mit Krisen umzugehen und diese zu bewältigen.

Drei Beiträge kreisen um Resilienz angesichts der Klimakrise: Der Theo­loge und Philosoph Jürgen Manemann reflektiert den Resilienzbegriff in Bezug auf Nachhaltigkeit und plädiert für eine Haltungsänderung. Das vertieft die umweltpsychologische Perspektive von Josephine Tröger und Claudia Menzel. Sie verstehen Resilienz nicht nur als den Umgang mit den Folgen von Umweltbelastungen, sondern auch als Minimierung von deren Ursachen; weiterhin zeigen sie, wie sich religiöse Überzeugungen auf mehr oder weniger resiliente Verhaltensweisen auswirken können. Den Beitrag speziell des Christentums zur Resilienz in der Klimakrise behandelt der folgende Beitrag der Religionspädagoginnen Katrin Be­der­na und Claudia Gärtner. Sie zeigen aber auch Problematiken des Resili­enzbegriffs in diesem Kontext auf und stellen den Begriff des Empo­werments in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen.

In der Kirche ist Resilienz aber noch in anderen Bereichen relevant. So stellen Elisabeth Neuhaus und Monika Münch abschließend die Perso­nal­entwicklung in den Bistümern als Dienst mit und an der Resilienz der Mitarbeitenden vor.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und – gerade in dieser Coronazeit – hohe Resilienz!

Ihr