Mitreden dort, wo der Glaube im Netz zum Thema wird: Kirchenbotschafter
„Kirchenbotschafter“ heißt ein Pilot-Projekt der Evangelisch-Lutherischen Nordkirche: Ehrenamtliche beteiligen sich an den Unterhaltungen im deutschsprachigen weltweiten Internet zu den Themen christlicher Religion – dort, wo Nutzer und Foristen die großen Lebens- und Glaubensthemen ansprechen: Das kann auf gutefrage.net sein oder auf gofeminin.de, auf dem Werder-Fan-Forum wie auf jesus.ch. Dort geht es um Gott und die Welt, um Taufgeschenke wie um Trostworte, um das, was einen in Ängsten hält und uns Lebensmut gibt.
Die ehrenamtlichen Kirchenbotschafter reden mit Loyalität zur Kirche und doch in eigener Freiheit: als glaubende und zweifelnde Christen auf Augenhöhe mit anderen, die sich zu Fragen der Religion austauschen wollen. Sie sind weder Pressesprecher noch Seelsorgerinnen; ihr Ziel ist es, sich als glaubwürdige Zeugen zu beteiligen an ernsthaften und tiefgehenden Gesprächen, die ansonsten ganz ohne Kirchenmenschen stattfinden würden. Unterstützt werden sie vom Gemeindedienst der Nordkirche und der Multimedia-Agentur FUERSTVONMARTIN; ihre Adresse im Netz: www.kirchenbotschafter.de.
Die wesentlichen Merkmale des Kirchenbotschafter-Projektes:
- Es ist dialogisch: die Kirchenbotschafter lassen sich auf die Sprache, die Themen und Fragen von Internetbenutzern an ihren eigenen Orten ein – eine Geh-hin-Struktur!
- Es geht um Kommunikation auf Augenhöhe, sehr persönlich, ohne den Gestus des Besserwissens: Glaubenskommunikation entsteht nicht top-down, sondern im vibrierenden Zwischenraum des interessierten und wertschätzenden Gesprächs.
- Es ist ein Projekt mit Ehrenamtlichen – nicht mit studierten Theologen, nicht mit Berufschristen und/oder kirchlichen Funktionären –, das stärkt die Glaubwürdigkeit und nutzt die lebensweltliche Kompetenz ehrenamtlich Engagierter. Sie werden in ihrer Privatsphäre geschützt und ermutigt zum persönlichen Ausdruck ihres Glaubens.
Wichtige Erkenntnisse in diesem Pilot-Projekt:
- Es lohnt sich: Es gibt eine lebendige Gesprächskultur im Internet jenseits der Filterblasen und Shitstorms, ohne Beleidigungen und Hasstiraden. Für viele (jüngere) Menschen ist es selbstverständlich, sich im Netz sehr persönlich zu existentiellen Fragen auszutauschen. Kirchenbotschafter rufen dort auf den Plattformen zunächst Erstaunen hervor, werden aber bald als Gesprächspartner angenommen und wertgeschätzt.
- Kirchenbotschafter verbessern die Gesprächskultur: Durch interessiertes Nachfragen und freundliche Offenheit gegenüber vermeintlichen Atheisten wie überzeugten Fundamentalisten wird das Gespräch zum Glauben persönlicher, weniger ideologisch an Abgrenzung orientiert.
- Das Projekt ist missionarisch im besten Sinne: Hier wird nicht plakative Selbstdarstellung getrieben oder zu kirchlichen Veranstaltungen eingeladen – hier geht es um personale Gegenseitigkeit an „fremden“ Orten, wo die Kirchenmenschen nicht selber Hausherren und Gastgeber sind. Die Kirchenbotschafter sind zu Gast bei anderen und bemühen sich um einen Dialog auf Augenhöhe, der keine Angst hat vor diesen „Anderen“. Die Kirche erscheint somit in einer freundlichen, zugewandten Alltags-Kultur.
Mit all dem hat sich dieses Pilot-Projekt als sehr erfolgreich erwiesen und sollte unbedingt auf breiterer Basis fortgesetzt werden.
Lohnende Perspektiven:
- Die Kirche taucht auf: mit sympathischen Gesprächspartnern in einem Feld, in dem Menschen sonst kaum Kontakt zur Kirche suchen würden, in einer Generation, die selten zu Gottesdiensten und in Gemeindehäuser gehen würde.
- Es geht um christlichen Glauben, um das Evangelium im Alltag – ohne theologische Fachsprache, mit Menschen, die als authentisch und glaubwürdig erlebt werden.
- Engagierte Ehrenamtliche werden qualifiziert, gut begleitet, erfahren Wertschätzung. Und tun dabei, was ihnen selber am Herzen liegt.
- Die Kirche wird zu einer lernenden Organisation: mit einer Portion Demut und größerer Beweglichkeit. Sie erlangt neue Kompetenzen hinsichtlich digitaler Kommunikation an bisher nicht erreichten Orten.