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„Atheisten und Gläubige haben gemeinsam die Aufgabe, das Gespür für das Heilige offenzuhalten.“

Ein Gesprächsabend mit Tomáš Halík und Anselm Grün

Am 22. November dieses Jahres fanden sich der tschechische Religions­philosoph und Soziologe Tomáš Halík und der deutsche Benediktiner­pa­ter Anselm Grün auf Einladung des Katholischen Forums in Thüringen zu einem Gesprächsabend ein. Thema des Abends war ihr vor kurzem gemeinsam veröffentlichtes Buch „Gott los werden? Wenn Glaube und Unglaube sich umarmen“. Offensichtlich stieß das Gespräch der beiden auf breites Interesse: Bereits einige Tage zuvor war die Veranstaltung in Erfurt komplett ausgebucht. Moderiert wurde es von Hubertus Schöne­mann von der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral.

© Peter Weidemann

Das Buch ist das Ergebnis einer langjährigen, von gegenseitiger Wert­schät­zung geprägten Freundschaft der beiden Autoren. Im Zuge derer entstand die Idee, nachdem beide schon eine Vielzahl eigener Bücher geschrieben hatten, nun einmal ein gemeinsames Buch zu machen. Da­zu trafen sich die zwei zunächst in Halíks Heimat Prag, um sich über die Themen zu verständigen. Anschließend arbeiteten beide zuhause paral­lel ihre Beiträge aus. Diese wurden dann vom Herausgeber Winfried Nonhoff vom Vier-Türme-Verlag zu einem Buch verarbeitet.

Interessant ist an dieser Stelle der beinah konträr erscheinende persön­liche Hintergrund, den die beiden Autoren in ihr gemeinsames Werk einbringen. Tomáš Halík schilderte sein Aufwachsen im atheistischen Tsche­chien, in dem der Stalinismus/Leninismus „Staatsreligion“ gewe­sen sei. Das Christentum sei ihm von seinen Eltern und seinem übrigen persönlichen Umfeld her anfangs nur in der Form bekannt gewesen, wie einem die griechischen Mythen bekannt seien. Er habe das Christentum so als Teil der Kultur kennengelernt, als Erbe, das man zwar noch am Ran­de wahrnimmt und für das man zwar dankbar sein mag, dem man als Religion jedoch keinen Glauben (mehr) schenkt. Erst im Laufe seines Erwachsenwerdens habe er sich „zum Glauben durchgezweifelt“. Be­son­ders beeindruckt habe ihn in dieser Zeit des Fragens und Suchens das Zeugnis von vier Priestern, die vom Geist des Zweiten Vatikanums inspi­riert gewesen seien. Vor allem angetan zeigte sich Halík von den Gedan­ken und Entscheidungen des Konzils zur Ökumene und zur Armut der Kirche. Der Frühling der Kirche habe sich so in den späten 60er-Jahren mit seinem persönlichen Lebensfrühling, er war damals gerade 20 Jahre alt, und den Revolutionsbewegungen des Prager Frühlings verbunden. Nachdem er etwa zehn Jahre später schließlich im Geheimen in Erfurt zum Priester geweiht worden war, hat Halík seine priesterliche Existenz in der Untergrundkirche im Verborgenen leben müssen. Vor den Augen des Regimes übte er hingegen einen Zivilberuf aus; eine Erfahrung des Weltlichen, die man dem Werk Halíks immer wieder anmerkt. In dieser Zeit sei er auch auf die Schriften Anselm Grüns aufmerksam geworden und habe dafür gesorgt, dass diese ins Tschechische übersetzt und in seiner Heimat verteilt würden. Den verborgenen Schatz der Kirche habe er so Schritt für Schritt im Laufe seines Lebens immer mehr entdeckt.

Ganz anders dagegen der Glaubensweg des Benediktinerpaters, der so­zu­sagen von Anfang an „aus dem Vollen“ schöpfte. Christsein habe er von Kindesbeinen an als etwas Selbstverständliches kennengelernt; auch der Eintritt ins Kloster habe in seiner Familie nichts Ungewöhnliches dar­gestellt. „Als Franke war man damals katholisch oder ein Exot“, so Grün. Einige Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung dürften an dieser Stelle gedacht haben, dass sich heute die Situation in Ostdeutsch­land beinah genau umgekehrt darstellt. Anders als bei Halík hat sich die Suche Grüns so zu Beginn darauf beschränkt, zu überlegen, in welcher Lebens- bzw. Ordensform er seinem christlichen Glauben und seinem spirituellen und theologischen Ehrgeiz am besten nachgehen kann. Die Entscheidung für die Benediktiner ist schließlich aufgrund von persön­lichen Beziehungen gefallen. Den christlichen Glauben selbst hat Grün erst im Kloster infrage gestellt, als er schließlich Zweifel an sich heran­ge­lassen habe. So habe er zu Anfang dort einige Krisen durchlebt. Die Erkenntnis, dass sich gerade hinter einer besonderen Gläubigkeit häufig Un­glaube verbirgt, eine Erfahrung, die er auch immer wieder in der geist­­lichen Begleitung gemacht habe, habe ihm schließlich geholfen, mit seinen Zweifeln und seinem persönlichen Unglauben umgehen zu lernen.

Für beide Autoren kommen so Glaube und Unglaube biographisch be­trach­tet zunächst auf ganz unterschiedliche Weise zusammen. In beiden Lebensgeschichten jedoch scheint der Unglaube ein vitales Element auf dem Glaubensweg zu sein. Halík bestätigte diese Sichtweise: Für ihn spie­len sich Glaube und Unglaube gleichzeitig in den Herzen der Men­schen ab: „In jedem Gläubigen steckt auch ein Atheist und in jedem Athe­isten steckt auch ein Gläubiger.“ Mit Verweis auf die Tiefenpsy­cho­logie C. G. Jungs verdeutlichte der gelernte Psychotherapeut, dass es Menschen gebe, die zwar in ihrem Bewusstsein sehr gläubig, in ihrem Unterbewusstsein je­doch Ungläubige seien, und Menschen, die zwar von ihrem Bewusstsein her ungläubig, in ihrem Unterbewusstsein je­doch Gläubige seien. Letztere habe man die „anonymen Christen“ (Karl Rahner) genannt, genauso gebe es auch „anonyme Atheisten“. Für den Umgang mit Glaube und Unglaube folge daraus, auch die unterbewusste Ebene anzusprechen.

Auch Grün gab zu erkennen, dass er der Perspektive C. G. Jungs viel ab­ge­winnen könne, und ergänzte, es gebe sowohl den verdrängten Glau­ben als auch den verdrängten Unglauben. Wie bei anderen unterbe­wuss­ten Phänomenen lauteten die Strategien, damit umzugehen, entweder diesen zu bekämpfen oder ihn zu projizieren. Damit warf Grün auch ein interessantes Licht auf die Diffamierung von Religiösen und Nicht-Religiösen.

Beide plädierten auf ihre Weise dafür, den Unglauben zuzulassen, um ihm nicht die Möglichkeit eines unkontrollierten Wildwuchses zu geben. Und beide verorteten den Unglauben nichts als etwas dem Glauben Äu­ßerliches, sondern im Inneren der gläubigen Existenz. Der Sichtweise, dass es anstelle des negativ-abgrenzenden Begriffs „Un-Glaube“ eines positiven Begriffes bedürfe, da es sich bei ihm um ein eigenständiges Phänomen handele, vermochten sich die Autoren dennoch nicht anzu­schließen. Für beide schien der Unglaube eher ein Element des Glau­bens zu sein. Man könne daran festhalten, dass der Glaube soziologisch und menschheitsgeschichtlich das Normale sei, argumentierte Grün. Halík verwies darauf, dass sowohl Jung als auch der Religionskritiker Nietzsche es zum Ziel gehabt hätten, die Menschen mit dem Dunkel zu konfrontieren. Man müsse das Dunkel, die tragische Seite des Lebens, in den Glauben integrieren. Zum Christsein gehöre auch die Erfahrung des Dunkels der Atheisten; dies sei die theologische Botschaft des Karsams­tags. Halík spielte damit darauf an, dass nach christlichem Verständnis Gott selbst in der Zeit zwischen Tod und Auferstehung Jesu das Dunkel der Allverlassenheit und des Todes durchlitten hat.

So wird deutlich, warum beide in ihrem Buch dem sogenannten „Taschen­gott“ eine deutliche Absage erteilen. Also jenem Gottesbild, nach dem man Gott handlich und bequem verpacken und zu einer Zeit „herausholen“ kann, wann man es möchte. Das gleiche Urteil trifft das sogenannte „Halleluja-Chris­tentum“, eine Praxis des Christentums, die nur das Schöne und nur den Lobpreis, aber nicht die Klage und die Ver­zweiflung kennt. Beide Vorstellungen bringen die Dunkelheit des Lebens sowie die Unberechenbarkeit und die Geheimnishaftigkeit Gottes kaum zur Geltung. Aufgrund dieser Fehlstelle erlebt Grün im „Halleluja-Chris­tentum“ eine Sprache, die eigentlich Unglaube sei: „Glaube beginnt, wenn ich in ihm mit meiner Not umgehe.“ Allerdings, so weiter, könne man von der charismatischen Bewegung des „Halleluja-Christentums“ lernen, dass Gefühle zum Glauben dazugehören. Er plädiere jedoch für einen geerdeten Glauben; bei großen (Jubel‑)Worten sei Vorsicht gebo­ten. Die Frage, inwiefern sich in einer radikalen Ablehnung des „Hallelu­ja-Christentums“ auch das Muster der Verdrängung, Bekämpfung und Projektion zeigen kann, wurde von ihm so nur indirekt thematisiert.

Schönemann lenkte daraufhin das Gespräch noch einmal allgemeiner auf verschiedene Äußerungsformen von Religion und Glaube. Für Halík gibt es zunächst eine breite Skala von Glaubensüberzeugungen und Welt­­anschauungen. Zu solchen Formen zählt er auch den Humanismus und das Kulturchristentum sowie ferner den Glauben an irgendeine ver­borgene Macht, für den er den leicht ironisch klingenden Begriff des „Etwas-ismus“ geprägt hat. Die Existenz von Religion an sich ist jedoch für ihn immer gegeben. In der säkularen Gesellschaft nehme dement­spre­chend etwas anderes als der Glaube die Rolle der Religion ein. Bei­spielweise könnten die Medien statt des Glaubens in die Rolle des An­bie­ters von Wahrhaftigkeit und Wirklichkeit schlüpfen. Auch Ungläubige kennen für Halík daher die Erfahrung des Heiligen. Hieran könne man im Gespräch anzuknüpfen. Jene Anknüpfungspunkte in der Kultur ermög­lich­ten es, dass die Vermittlung von Glauben zur Inkulturation und nicht zur Indoktrination wird. Eine Aufgabe der Gläubigen schien es für Halík zu sein, die Menschen von fehlgeleiteten Formen von Religiosität und von dem Hereinfallen auf oberflächliche Ideologien abzuhalten. Der Ge­gensatz zum Glauben sei nicht der Unglaube, den er in einem jeden Men­schen verortet, sondern die Idolatrie, so Halík; also die Anbetung der falschen Götter, wie bespielweise Geld, Macht, Erfolg usw.

Auch Grün verwies darauf, dass alle Menschen die Erfahrung des Schö­nen und des Geheimnisvollen, mithin des Religiösen, teilen würden. Sein Plädoyer lautete daher: „Atheisten und Gläubige haben gemeinsam die Aufgabe, das Gespür für das Heilige offenzuhalten.“

Schönemann bohrte daraufhin nochmals nach, ob man im Anschluss an den Erfurter Theologen und Philosophen Eberhard Tiefensee und seine Rede vom „homo areligiosus“ nicht doch anerkennen müsse, dass es auch Menschen gebe, die keine Ader für Gott hätten. Sowohl Halík als auch Grün widersprachen dieser These. Jeder Mensch habe einen Sinn für den Sinn, so Halík. Dieser ließe sich allerdings verdrängen. Offen­sichtlich auf seine Erfahrung des Stalinismus/‌Leninismus anspielend, erläuterte er, dass diese Verdrängung sowohl individuell als auch kultu­rell geschehen könne. Der Materialismus schien für Halík eine ähnliche Rolle einer solchen Ideologie zu spielen. Im Zuge einer naturwissen­schaft­lichen Betrachtung der Dinge kommt dieser zu dem Schluss, dass es keine geistige Wirklichkeit gibt. Für Halík ist diese Betrachtungsweise nur eine Übergangsphase von einer gewissen Oberflächlichkeit. An die­sem Punkt gilt es für ihn nicht stehen zu bleiben, sondern weiter zu fragen: „Der Mensch, der in die Tiefe geht, lebt bereits in Gott.“ Damit wurde der weite Religionsbegriff Halíks klarer, auf dessen Grundlage es ihm möglich ist, auch bei Menschen, die sich selbst weder als gläubig noch als atheistisch deklarieren möchten, von Religiosität zu sprechen.

Grün begründete seine Skepsis an der Existenz des homo areligiosus mithilfe der Erkenntnis, dass in jeder Leidenschaft letztlich auch eine Sehnsucht stecke. Als Grundlage erscheint damit auch bei ihm ein möglichst weiter Religionsbegriff, der die Passion eines Menschen als Ausstrecken nach etwas Unerreichbar-Scheinenden, als Streben nach dem Transzendenten und damit letztlich als Religion identifiziert. Er könne so der altertümlichen Rede von der „anima naturaliter christi­ana“, der Seele, in der von ihrer Erschaffung her der christliche Glaube grundgelegt ist,  in gewisser Weise heute noch etwas abgewinnen. Spä­testens das Wort „christiana“ in diesem Ausdruck scheint jedoch seinem weiten Begriff von Religion zu widersprechen. Im Gegensatz zu diesem Ausdruck ist bei Grün über die Qualität und den Wert der Religiosität, die natürlicherweise im Menschen verankert ist, noch nichts gesagt. Viel­mehr bedarf die Religiosität für ihn immer wieder der Korrektur und Neubestimmung, damit sie nicht den falschen Göttern anhängt. Glau­ben ist für Grün daher immer wieder ein „Suchen nach dem Eigentli­chen“ und ein „Schauen in die Tiefe der Dinge“. Daraus ergibt sich der Wegcharakter des Glaubens: Glaube sei immer wieder ein Experimen­tieren, ein So-Tun-als-ob in der Hoffnung, dass es stimmt; bis zur Er­kenntnis des Gegenteils, der Erkenntnis der Idolatrie, möchte man anfügen.

Auch hier konvergieren die Sichtweisen Grüns und Halíks wieder auf gewisse Weise miteinander. Dieser deutete Glauben als das Hören der Stimme Gottes in den Ereignissen des Lebens und das Darauf-Antwor­ten. Auch bei ihm kommt auf diese Weise dem Glauben ein Wegcharak­ter zu: Offene Fragen und Zweifel gehörten zu diesem Prozess dazu, gleichzeitig spielten Vertrauen und Hoffnung eine große Rolle. Wichtig war Halík dabei die Abgrenzung zwischen Hoffnung und (blindem) Optimismus: „Die Hoffnung ist etwas anderes als der Optimismus: Hoffnung ist die Kraft zu ertragen.“

Nach den Konsequenzen ihrer Gedanken und Einsichten für den Um­gang mit Unglauben und Ungläubigen in der Kirche befragt, nannte Grün zwei Dinge: Erstens, müsse es das Angebot geben teilzunehmen (bspw. an der Liturgie), ohne sich anschließen zu müssen. Zweitens müsse man eine offene Sprache finden, die den Außenstehenden/die Außenstehende nicht vereinnahmt, aber ihre/seine tiefste Sehnsucht anspricht. Halík sprach sich für ein „Begleiten der Suchenden“ aus, dafür, sie in Form eines dritten Weges weder zu ignorieren noch bekeh­ren zu wollen. Es gehe darum, den Glauben anzubieten, und zwar im Dialog. Ein gutes Beispiel ist für ihn in dieser Hinsicht die kategoriale Pastoral: Diese sei für alle da, ohne das Ziel zu bekehren. Gerade in solchen Grenzsitua­tionen, wie sie in der Kategorie begegnen, seien Menschen offen für Tie­fe und für Sinn. Auch hier bedürfe es aber der Geduld und des Respekts; so der Autor mit Verweis auf sein Buch zur Glaubenserfahrung des Zachäus. Zu einem offenen und ehrlichen Dialog gehöre es dann auch zu riskieren, sich selbst zu verändern. Nur auf diese Weise seien gute Früchte möglich.

Schönemann merkte an, dass es vielen Menschen heute gerade nicht um die Suche nach einem tiefen Sinn, sondern um die Sehnsucht nach der Reduktion von Komplexität, mithin nach einfachen Wahrheiten ginge. Grün erklärte, für ihn seien solche Populismen und Fundamentalismen wie die Pegida-Bewegung, die gerade im Osten Deutschlands stark ist, Ausdruck von Angst. Angesichts dessen müssten sich gläubige Menschen gerade heute fragen, wie sie ihren Mitmenschen den Rücken stärken und ihnen Sinn geben können. Halík machte dagegen die Bedeutung des Ver­lusts von Identität in den gegenwärtigen Phänomenen stark. Es gelte zwar heute tatsächlich, Identität wiederzuentdecken, wie dies der Popu­lis­mus in gewisser Weise tut, dies müsse jedoch positiv geschehen: nicht gegen den Islam, gegen Migranten, gegen Homosexuelle usw. Aus sei­nem persönlichen Lebensweg konnte er die Erfahrung spiegeln, dass Freiheit eine schwierige und komplexe Aufgabe ist. Einige Menschen hätten daher Angst vor der Freiheit. Seiner Ansicht nach sollte deshalb das „Immunsystem“ des Glaubens, das Vertrauen und Hoffnung schenkt, gestärkt werden. „Populisten nutzen die Schatten der Seele aus“, so Halík.

Anschließend gingen die Autoren auf Fragen aus dem Publikum ein. Halík erläuterte, dass er das Finden einer neuen Sprache weniger in neu­en Riten der Liturgie sehe als in der Art und Weise, wie diese gefeiert wer­de. Trotz ihrer Rede vom Geheimnis sprachen sich beide Autoren dafür aus, den Begriff „Gott“ beizubehalten. „Gott“ sei provokativer, so Grün in Anlehnung an C. G. Jung. Halík merkte allerdings an, dass man betonen müsse, dass das Wort „Gott“ nicht als Singular von Göttern zu verstehen und mit Gottesbildern „kontemplativ“ umzugehen sei. Im Kontakt mit (scheinbar) religiös Indifferenten riet er dazu, mit großer Demut nach Glauben, Hoffnung, Liebe zu fragen. Grün führte aus, gera­de Jugendliche hätten oftmals kein Interesse, weil sie dächten, Glaube sei ihnen völlig fremd. Er frage sie dann oft, ob sie denn an sich selber glauben könnten. Die Autoren machten damit nochmals deutlich, dass in ihrer Sicht eigentlich alle Menschen auf eine bestimmte Art religiös und auf gewisse Weise für Gott ansprechbar sind. Nach dem Dialog der Weltreligionen gefragt, erläuterte Grün, dass es darum gehe, sich gegen­sei­tig zu respektieren und nicht zu vermischen. Halík rief dazu auf, zu ler­nen, die Welt durch die Augen der anderen zu sehen, also Perspek­tivis­mus einzuüben.

An diesen unterschiedlichen Perspektiven dürfte das Gespräch der bei­den Autoren auch den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern Anteil gegeben haben. So endete ein spannender und nachdenkenswerter Abend im mit 250 Plätzen vollbesetzten Collegium maius, dem histori­schen Hauptgebäude der mittelalterlichen Erfurter Universität.