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MissionRespekt

Kongress zu Verhaltensrichtlinien für Mission

Eine einmalige Vielfalt von Christen unterschiedlicher Richtungen führ­te der Kongress MissionRespekt am 27./28. August 2014 in Berlin zu­sam­men. Die 250 Teilnehmer befassten sich mit der Rezeption der Er­klä­rung „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ , die Ver­hal­tensrichtlinien für christliche Mission formuliert (vgl. dazu Hochholzer 2011).

Das Papier hatten 2011 der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog, die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) und der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) gemeinsam verabschiedet und damit eine über die bishe­rigen Grenzen der Ökumene hinausgreifende Zusammenarbeit eingelei­tet. In diesem Miteinander liegt auch die besondere Bedeutung des Kon­gresses: Nicht nur gelang es, rund zwanzig Organisationen aus dem ka­tholischen, landeskirchlichen, freikirchlichen, evangelikalen und öku­menischen Bereich als Veranstalter zusammenzuführen, sondern der Kongress war auch eine große Begegnungsplattform für Christen ganz unterschiedlicher Herkunft, die eine Grundlage auch für weitere Koope­rationen bieten mag.

Inmitten dieser christlichen Einheit, die nicht nur auf der Bühne, son­dern auch unter den Teilnehmern gelebt wurde, schienen nur manch­mal die innerchristlichen Differenzen durch, die 2011 mit zur Verab­schiedung des Missionsverhaltenskodex geführt hatten: etwa Mission unter Christen oder unterschiedliche Missionsstile und -theologien. Sich über einige diesbezügliche Punkte auszutauschen war u. a. Gele­genheit in den Workshops am zweiten Tag.

In den Plenumsteilen dagegen rückte neben dem Rückblick auf die Ent­stehung des Dokuments thematisch etwas anderes in den Vordergrund: weltweite Religionsfreiheit und das friedliche Zusammenleben unter­schiedlicher Religionen. So etwa in den Berichten zur Rezeption des Dokuments aus anderen Ländern, wo Antikonversionsgesetze in Indien oder Islamfeindlichkeit in den Niederlanden und die christliche Reak­tion darauf zur Sprache kamen. Auch die Podiumsdiskussion am Abend in der St.-Matthäus-Kirche stand teilweise im Zeichen der beunruhigen­den Nachrichten über Fundamentalismen wie beim Islamischen Staat.

Gerade daran wird aber auch deutlich, wie wichtig gemeinsame Stan­dards in der Begegnung mit Anders- und Nichtglaubenden sind, wie sie die Erklärung formuliert hat. Intransparenz, Unaufrichtigkeit und ver­einnahmendes Verhalten in der Mission und generell im christlichen Tun verdunkeln nicht nur das gemeinsame christliche Zeugnis, sondern leisten auch Unfrieden und sogar Gewalt Vorschub. Das gilt ebenso für Deutschland! So ging beispielsweise ein Workshop der Frage nach, wie deutlich im diakonischen/karitativen Bereich helfendes Handeln und Verkündigung zu trennen sind (aber auch, inwieweit eine Trennung überhaupt möglich ist).

Genau zu solchem Nachdenken will die Erklärung anregen – und genau diese Rezeption des Dokuments und ihre Anwendung auf die hiesige Situation wollte der Kongress auf breiter Ebene anstoßen. Die Abschlusserklärung des Kongresses skizziert dafür einen Prozess, der insbesondere die nächsten Kirchen- und Katholikentage nutzen möchte, um bis 2017 „die Denkanstöße des Dokuments in die Breite der Kirchen und in Foren des interreligiösen Dialogs hier und weltweit einzu­bringen“.

Unterstrichen wird die Bedeutung dieses Rezeptionsprozesses durch die hochkarätigen kirchlichen Vertreter auf dem Kongress: Mit P. Miguel Ángel Ayuso Guixot, dem Sekretär des Päpstlichen Rates für den Inter­religiösen Dialog, dem ÖRK-Präsidenten Bischof em. Anders Wejryd und dem Direktor der WEA, Geoff Tunnicliffe, führten hohe Repräsentanten der drei unterzeichnenden Organisationen in das Dokument ein. Und für das Podium beim abendlichen Empfang waren u. a. Bundestags­prä­si­dent Norbert Lammert, EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider und DBK-Vorsitzender Reinhard Kardinal Marx eingeladen (Letzterer war jedoch wegen Krankheit verhindert).

Jetzt fehlt nur noch, dass die Gedanken der Erklärung in Deutschland auch an der Basis ankommen – denn dort sind sie offenbar bisher kaum bekannt. Das Dokument will ja nicht das Thema abschließend behan­delt haben, sondern vielmehr christliche Organisationen dazu anregen, eigene Verhaltensrichtlinien für ihre spezifische Situation zu erarbeiten und zu implementieren. In diesem Kontext sind dann auch die Proble­ma­tiken zu behandeln, die die Erklärung und auch der Kongress nur angerissen haben.

Dass dies aber auch in konfessionsübergreifender Verständigung mög­lich ist, dafür bot der Kongress ein ermutigendes Zeichen. Nicht nur in den Gesprächen, sondern mehr noch im gemeinsamen Beten und Feiern wurde deutlich, dass uns Christen mehr verbindet als trennt.

Mehr Informationen gibt es auf der Kongresshomepage: Eine Dokumen­tation ist angekündigt.