Heute gehen wir in den Zoo
Eine Themaverfehlung
Zum Thema „Glauben in Säkularität“ soll dieser Beitrag eine weitere pastoraltheologische Entdeckungstour in unsere säkulare Gesellschaft beisteuern. Doch zunächst sei die Frage erlaubt: Wer soll hier eigentlich was entdecken? Ein Pastoraltheologe, selbstverständlich seiner Profession wegen ein Mensch mit Gott (MmG), begibt sich auf eine Entdeckertour in die säkulare Welt der MoGs, der Menschen ohne Gott? Und ist der Pastoraltheologe gar eine Frau, damit des Priesterlichen unverdächtig und noch mehr – von Geschlecht wegen – per se das Andere an sich in Kirche und Theologie, verspricht man sich von Seiten der Herausgeber dieser Zeitschrift einen besonderen Kick, die Faszination eines Zwitterwesens – wesenhaft säkular und gottsuchend zugleich. Als ob die Welt, und sei sie säkular, so einfach wäre. Eine Pastoraltheologie, die es sich so einfach macht, ist jedenfalls alles andere als eine Pastoraltheologie. Aber auch eine Kirche in diesen postmodern-modernen Bezügen kann sich nicht als solche bezeichnen, wenn sie sich außerhalb der Käfigstangen platziert. Sie haben richtig gelesen, die angesuchte Entdeckungstour ähnelt wohl eher einem Zoobesuch. MmGs schauen sich eines schönen Sonntagnachmittags mal an, wie MoGs, Menschen ohne direkte religiöse oder kirchliche Bezüge sich verhalten, leben. Und noch eins drauf gesetzt, sonst würde man sich als MmG nicht wirklich wohlfühlen können, sich seiner eigenen sicheren Identität nicht gewahr werden können, natürlich muss das beobachtete Fremde, das ganz Andere der MoGs von der eigenen Tradition her gedeutet werden. Der Beitrag soll die Frage beantworten: Was können wir von Menschen in der Säkularität lernen? Was können wir MmGs von MoGs, was können wir Menschen außerhalb der Säkularität von Menschen in der Säkularität lernen? Welch ein Segen, dass es Käfige gibt, die uns helfen, Außen und Innen klar zu definieren, und uns mit Stangen davor schützen, in Verwirrung ob unserer Position zu stürzen. Klare Grenzen verschaffen klare Sicht.
Diesem bewährten Prinzip der katholischen Kirche folgt auch ihre durch die jüngste Ankündigung einer Umfrage zu Ehe und Familie signalisierte Öffnung. „Der Auftrag, das Evangelium allen Geschöpfen zu verkünden, wurde den Jüngern vom Herrn selbst anvertraut, und die Kirche ist Trägerin dieses Auftrags in der Geschichte. In der Zeit, in der wir leben, stellt die klar erkennbare soziale und spirituelle Krise eine pastorale Herausforderung dar, die den Evangelisierungsauftrag der Kirche im Hinblick auf die Familie, lebensnotwendige Keimzelle der Gesellschaft und der kirchlichen Gemeinschaft, betrifft. […] die erste Etappe, […] ist darauf ausgerichtet, den ‚status quaestionis‘ zu erfassen sowie Zeugnisse und Vorschläge der Bischöfe zu sammeln, um das Evangelium für die Familie glaubwürdig zu verkünden und zu leben.“ (Vorbereitungsdokument zur Bischofssynode)
Die Käfiggrenzen werden mit diesen Einleitungssätzen klar gezogen. Doch grüblerische Zwitterwesen – Zoobesuchen eher abgeneigt – könnten der irrigen Ansicht sein, der Fragebogen hätte hier bereits ohne Einleitung begonnen. Wer sind die Jünger, denen Jesus das Evangelium anvertraut? Wer ist Kirche? Wer ist Familie? Ist die Krise dieser Familie die Ursache für die soziale und spirituelle Krise? Könnten die sozialen Katastrophen und Bankrotterklärung der Menschlichkeit durch die Behebung der Krise der Familie verhindert werden? Ist die Krise durch Verkündigung zu bewältigen? Was unterscheidet eine pastorale von einer menschlichen Herausforderung? Was ist ein Evangelisierungsauftrag? Was können Bischöfe sammeln, um das Evangelium für die Familie glaubwürdig zu verkünden und zu leben?
Das Prinzip der klaren Grenzen bewährt sich nicht nur im Handeln der katholischen Kirche, sondern auch in der Arbeit von Meinungsforschungsinstituten, besonders in der Kollaboration von Instituten und Kirche. Wie gut, dass vor einigen Jahren Sinus-Milieus entdeckt wurden. Nun lässt sich endlich vieles erklären, z.B. lässt sich jetzt der Anteil von Katholiken an Sinus-Milieus festlegen, MmGs lassen sich differenzierter betrachten – als MmkG. Identifizierbar ist diese Spezies ganz einfach: katholisch getauft, nicht ausgetreten. Mit Sinus wächst die Hoffnung, dass die Kirche die richtigen Schlüsselwörter und das adäquate Mobiliar findet, damit MmkGs auch MmkGs bleiben.
Es könnte alles so schön und so schön einfach sein. Das Vertrackte an unseren postmodern-modernen Zeiten und Lebensverhältnissen ist allerdings, dass sie sich nicht an Käfiggrenzen halten und es auf Fragen nicht nur eine Antwort gibt. Die Käfigtüren sind offen, die Stangen aufgebogen und die Anhänger der Käfighaltung beklagen die Zerstörung, den Verfall der Ordnung. Es ist die verquere Umdrehung: nicht die Auflösung der Verhältnisse, sondern die Umdrehung des Gedärms, die nichts lässt wie es war, die keine andere Chance bietet, als offen zu sein, ständig und grundsätzlich wandlungsfähig zu sein, um nicht auszutrocknen, zu erstarren in der selbstgewählten Isolation. Das Leben in den Möglichkeiten, Widersprüchen, Ungleichzeitigkeiten, Brüchen und Spannungen radikaler Diversität ist die Herausforderung für MmGs und MoGs in allen konfessionellen, religiösen und kulturellen Färbungen und Querschnitten, und es lässt kein Ausweichen in ein konstruiertes geordnetes Außen zu.
Magnus Striet findet dafür den Begriff der entsicherten Welt, die in keiner außergewöhnlichen Krise steckt, sondern in völliger Normalität. „Mit der Reflexivität [des modernen Individuums], die auch das geschichtliche Selbstverständnis einer Epoche als historisch geworden relativiert, verliert alles seine Selbstverständlichkeit.“ (Dokumentation Tagung „Wohin ist Gott?“ – Striet) Für ein Leben mit Gott in dieser postmodern-modernen Welt zieht Striet in Konsequenz aus den Bedingungen entsicherten Denkens Bonhoeffer hinzu: Gott zwingt uns, so in der Welt zu leben, als ob es ihn nicht gäbe. Das „Wir“ trennt eben nicht länger MmGs von MoGs, „wir“ sind alle in der Unausweichlichkeit postmoderner Moderne. Unter dem Stichwort „Religion in der Postmoderne“ stellt der Soziologe Michael Hochschild im gleichen Kontext klar: „Die moderne Gesellschaft steht nicht einfach in einer Anpassungskrise, sondern in einer Systemkrise: Die Gesellschaft erfindet sich gerade neu. Das sei zu bemerken am Systemversagen in den verschiedensten Bereichen: Die Geldwirtschaft vernichtet sich selbst, die Politik schafft sich bei dem Versuch, hier zu retten, fast selbst ab. Das Bildungs- und Erziehungssystem versagt immer mehr. In dieser Systemkrise verändert sich auch die geistige Architektur. […] Hier können stets verschiedene Zustände gleichzeitig gegenwärtig sein: die Gesellschaft kann ihre Säkularisierung sowohl herausstellen als auch in den Hintergrund schieben.“ (Dokumentation der Tagung „Wohin ist Gott?“ – Hochschild) „Die Gesellschaften dieser Welt befinden sich einem umfassenden Transformationsprozess, der allerdings nicht von einer Zeitepoche in die nächste, von einem niedrigeren zu einem höheren Entwicklungsstand führt, sondern der als Zustand permanenter, immer komplexer vernetzter Transformation wahrgenommen werden muss.“ (Pieper 2008, 4)
Kein Thema spiegelt die Herausforderung, Diversität zu leben, Gott in Diversität zu glauben, so transparent und eindrücklich wider wie Inklusion. „In dem Bereich [der formalen Bildung], der durch die soziale und kulturelle, mithin kontingente Unterscheidung zwischen Behinderung und Nicht-Behinderung strukturiert ist, ist durch die Autorität der UN-Behindertenrechtskonvention [UNBRK] das vermeintlich Allgemeine als eine allgemeine Krisengestalt deutlich geworden. Die vornehmlich in den letzten zwei Jahrzehnten formulierten Rechte der Gleichstellung, insbesondere die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention, haben einen umfassenden Aktionsrahmen für Menschen mit sogenannten Behinderungen geschaffen, der sozialstrukturelle Ungleichbehandlung durch öffentlich wirksame Thematisierung ins Bewusstsein der politischen Auseinandersetzung rückt. Gesellschaftliche Diskriminierungs- und Benachteiligungsstrukturen und institutionelle Handlungspraktiken, die daraus erfahrenen Begrenzungen und Beschränkungen von Menschen, sind unter dieser Perspektive mit einem sozialpolitischen Auftrag verknüpft. ‚Menschen mit Behinderungen nicht länger als Objekte zu sehen, die des Mitleids und der Fürsorge bedürfen, sondern als Subjekte, die selbstbestimmt alle Menschenrechte […] selbst verwirklichen können sollen‘, dies benennt Marianne Schulze, die Vorsitzende des österreichischen Monitoringausschusses zur Umsetzung der UNBRK, als die zentrale Kernaussage der Konvention.“ (Hazibar / Mecheril 2013) Wie schwer sich Regierungen, Ministerien, Verwaltungen mit der praktischen Ratifizierung der Konvention tun, zeigt allein die Fokussierung der UN-Vorgabe auf den Bereich der Bildung. Die Schule wird als bevorzugter Ort ausgemacht, der nun inklusiv zu gestalten ist. Alle übrigen gesellschaftlichen Orte wähnen sich postwendend auf der sicheren Seite. Das Thema ist verortet und damit ohne Relevanz für andere gesellschaftliche Felder oder gar das gesellschaftliche Bewusstsein im Gesamten. Selbst am Ort ‚Schule‘ wird das Thema in engen Grenzen gehalten, jede Analogie des Ausschlusses von Menschen mit Beeinträchtigungen zu anderen Ausschlüssen – von Menschen mit Migrationsgeschichten, von Menschen weiblichen Geschlechts, von Menschen mit homosexueller Orientierung, von Menschen aus wirtschaftlich ruinierten Regionen, von Menschen nicht-weißer Hautfarbe, von Menschen niedriger sozialer Herkunft, von Menschen ohne Erwerbsarbeit etc. wird ausgeschlossen. Hier kommen Pastoraltheologie und Kirche wieder ins Spiel, Menschen, die sich der Nachfolge Jesu Christi verschrieben haben und deswegen lange vor der UN-Behindertenrechtskonvention, lange vor der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zu radikal inklusivem Denken und Handeln verpflichtet wurden. Welchen Grund könnte es in dieser Tradition, in der Verpflichtung auf das Evangelium geben, Menschen von den göttlichen Heilzusagen auszuschließen? Welchen Grund könnte es geben, Menschen nicht die Heilszeichen Gottes in die Hand zu geben, damit sie heilen, Heilung verschwenden?
Entdeckungstouren zu inklusiven Inseln bietet die EU-Comenius-Regio-Partnerschaft zwischen dem Schulbezirk Landeck/Tirol und dem Landkreis Kitzingen in Unterfranken zur Wirkmächtigkeit personalisierten Lernens. Entdeckungen sind Lehrpersonen – und hier trifft der österreichische Begriff für Lehrkräfte den Kern, denn es geht um Persönlichkeiten – mit ihren Überzeugungen und ihrer Kunst des Unterrichtens wie der Lehrer, Lerndesigner und stellvertretende Schulleiter der Neuen Mittelschule in Fließ, Gerhard File. Mensch für junge Menschen zu sein, ist das Credo Files, das sich in Struktur und Konzept seines Unterrichts, vor allem in seiner persönlichen Präsenz abbildet. „Ich wünsche mir, dass Schüler, wenn sie einen Ansprechpartner brauchen, wenn sie etwas wissen, etwas lernen wollen, wenn sie etwas interessiert, den Lehrer suchen, der ihnen passt – und da ist es egal, ob das der Mathelehrer oder der Religionslehrer ist. Ihr Thema, ihr Bedürfnis und nicht der Fächerzuschnitt ist entscheidend.“ Vielseitigkeit und Vielfalt in der eigenen Person sind wohl die Bedingung für ein ständiges Nähern an einen radikalen Respekt dem Anderen gegenüber, damit Lernen fern von Bloßstellungen, Ausgrenzen und autoritärer Befehlsunkultur gelingt. Gerhard File ist Bauer, Regionalentwickler, Autor und Regisseur – aktuell des Weihnachtsstücks der Schule, in dem er die Weihnachtsgeschichte kurzerhand in den Kontext der NSA-Affäre verlegt. Zu seinem Selbstverständnis und seiner Rolle als Lehrer schreibt er:
„Lernen ist Wachsen im Biotop des Lebens. Als Bio-Bergbauer im Tiroler Oberland bin ich seit meiner Kindheit mit dem Boden verwachsen. ‚Erwachsen‘ im Sinne von ‚fertig gewachsen‘ werde ich wohl nie sein, weil alles Lernen immer wieder neue Herausforderung ist, dem Werden und Wachsen nachzuspüren. Karg ist er auf einer Höhe von über eintausend Metern, der Boden. Und wenn die dünne Humusauflage einmal zerstört ist, dann bleibt der nackte Fels zurück. Der Boden ist es, der mich fordert, der gedüngt und gepflegt werden will, um mir seine Fruchtbarkeit zu schenken.
Und ‚bodenständig‘ ist mein Grundsatz auch, wenn es um meine zweite Profession geht: Als Lehrer an der Neuen Mittelschule Fließ darf ich daran teilhaben, wie SchülerInnen ihre Talente und Stärken erkunden und sie dabei unterstützen, lebenswichtige Kompetenzen zu erwerben: Wissen, das auf Verstehen und Einsichten gründet, Können, das praxistauglich ist und natürlich soziale Kompetenzen, die ihre Wurzeln im sicheren Boden des Vertrauens und des Miteinander verankert wissen. Grundvoraussetzung für diese Arbeit am BIOTOP SCHULE ist die Geduld des Bergbauern, der das Wachsen und Reifen in der Natur beobachtet, die Ausdauer des Landwirts, aus seinem Boden das Beste herauszuholen und die Einsicht des gläubigen Menschen, dass sich nichts erzwingen lässt und dass im Leben ‚falsch‘ und ‚richtig‘ nicht immer als Maßeinheiten taugen. Das rechte Maß muss das Gespür dafür sein, welche Aufgabe für jeden einzelnen Schüler eine Herausforderung darstellt, ohne ihn zu überfordern oder zu langweilen. Als Lehrer wie als Landwirt bin ich gefordert, alles dafür zu tun, dass ein Wachsen und Lernen möglich wird. Leistungsdruck und ‚Nachhilfe‘ sind hier ebenso fehl am Platz wie Pestizide und Kunstdünger auf meinem BIO-Bauernhof.
Auf einem extrem steilen Geländehang in unserem Obstgarten wachsen Spenling-Bäume. Keiner weiß, wer sie dort gepflanzt hat, und niemand weiß, woher die uralte zwetschgenartige Obstsorte kommt. Ein Migrationshintergrund ist also nicht auszuschließen … Jedenfalls gedeihen Spenlinge heute nur noch im Tiroler Oberland, und die Marmelade aus dem sonnengelben Fruchtfleisch ist ebenso begehrt wie der hochprozentige Spenling-Schnaps. Wohl auch darum, weil die knorrigen, wild wachsenden Spenling-Bäume oft jahrelang keine Früchte tragen. Viele Bauern haben ihnen aus diesem Grund schon lange mit der Motorsäge den Garaus gemacht und sie durch ertragreiche Steinobstsorten ersetzt. Mir sind die urwüchsigen Bäume auf dem Steilhang zum Symbol für mein persönliches Credo als Pädagoge geworden: Ich freue mich über jeden einzelnen blühenden ‚Spenling‘ ganz besonders, weil das Seltene im Leben so kostbar ist, auch wenn es oft ganz unscheinbar wirkt. Inklusion im Sinn des Obstgartens erfreut sich am Wachsen aller Bäume und bietet Raum und Zeit für ungeahnte Früchte im Erntekorb des Lebens …“
Lehrerinnen begleiten im Bezirk Landeck SchülerInnen und Eltern in Trauerprozessen, der Pädagogikprofessor Paul Mecheril deckt die Rassismen in unseren Alltagssprachwelten auf – er hatte auch die Idee zu MmMs (Menschen mit Migrationshintergrund) und MoMs (Menschen ohne Migrationshintergrund) –, die viel mit Wir-Imaginationen zu tun haben, der evangelische Pfarrer von Rehau in Oberfranken kleidet seine Botschaften in Karikaturen und verkündet zusammen mit KünstlerInnen und PolitikerInnen, das Team der Katholischen Landvolkshochschule Niederaltteich hat den Pilgerweg Via Nova aufgebaut, Gemeindereferentinnen in der Erzdiözese Paderborn bieten Menschen vor allem im ländlichen Raum christliche Wegbegleitung an. Ihre Mondscheingottesdienste an der Kreuzwegkapelle, die seit dem Sturm Cyrill weithin über die Berge Südwestfalens hin sichtbar ist, zogen hunderte Menschen jeden Alters an und in ihren Bann, wie es die Überschrift über folgendem Bericht ausdrückte:
„Wormbach. Auch der 3. Mondscheingottesdienst, zu dem die christlichen Wegbegleiterinnen Monika Winzenick und Irmtrud v. Plettenberg eingeladen hatten, lockte zahlreiche Menschen zur Kreuzbergkapelle. Recht früh mussten die Wormbacher Dorfbewohner immer wieder die Wegbeschreibung zur Kapelle geben. An dem lauen Sommerabend, dieses Mal schon im richtig Dunkeln, trafen sich etwa 250 Menschen in der und rund um die Kapelle, in der Weihnachtsbaumkultur. Einige haben auch schon einen wunderbaren Sonnenuntergang bewundert. Bereits 30 Minuten vor Beginn genossen die Menschen die Zeit für Gespräche, aber eben auch Begegnungen mit Menschen von nah und fern. Julia Gerbe intonierte auf ihrer Klarinette zwei fast für diesen Abend geschriebene Lieder: ‚Der Mond ist aufgegangen‘ und ‚Weißt du wieviel Sternlein stehen‘. Beide Lieder drückten in ihrem gebetsartigen Text die Stimmung vieler Menschen aus, der innige Gesang ließ das spüren. Nachdenklich resümierte eine Frau, was mag die vielen Menschen bewegen, nachts, im Dunkeln auf den Berg zu steigen? Für einige war es die besondere Atmosphäre beim Licht des Mondes, für andere war es der Blick in die Sterne, die jedes Dunkel auch im übertragenen Sinn beleuchten. Andere schätzen die Auswahl der Texte. Immer wieder hörte man auch die Freude über die zahlreichen Mitfeiernden, die in besinnlicher Atmosphäre den Tag ausklingen lassen wollten.“ (Pastoralverbund Dorlar-Wormbach, Mondscheingottesdienst)
Es sind Menschen, die sich nicht in Käfige einordnen lassen und Menschen nicht hinter Gitterstäben betrachten. Sie alle geben Antworten auf die Fragen: Wer sind Jünger? Wer ist die Kirche? Wie glauben in den säkularen Lebenszusammenhängen postmoderner Moderne?
Sie alle eröffnen durch ihre eigene Wandlungsbereitschaft und -fähigkeit potential spaces, in denen Wachsen und Wandlung für andere möglich wird. Wie könnte man die Nachfolge Jesu gelungener in unsere Zeiten übersetzen, als durch dieses Offenhalten und Durchlässigwerden für einen Gott des Karfreitags, der sich nach Auferstehung ausstreckt, ohne ihrer sicher zu sein, für einen Glauben zwischen Schon und Noch-Nicht, der nie am Ziel ist, kein abschließendes Wort findet, schweigend schwebt.