Konferenz der Internetseelsorge-Beauftragten 2016
Die diesjährige Konferenz der Internetseelsorge-Beauftragten (1./2. Juni 2016 in Würzburg) setzte die im Vorjahr begonnene Arbeit an Qualitätsstandards zur Internetseelsorge fort. Der aus den Ergebnissen von 2015 von einer Redaktionsgruppe erarbeitete Text zur Internetseelsorge allgemein und zu den Teilgebieten beratende und begleitende Internetseelsorge, Internetgottesdienste, geistliche Impulse sowie Glaubensinformation und -kommunikation wurde von den Teilnehmern diskutiert und ergänzt. Eine Endversion soll demnächst vorgelegt und verabschiedet werden. Die Standards nehmen unter anderem strukturelle, technische, inhaltliche und rechtliche Kriterien sowie den Kommunikationsstil in den Blick; sie sollen sowohl als Richtschnur für die in der Internetseelsorge tätigen Seelsorgerinnen und Seelsorger wie auch als Gesprächsgrundlage mit Verantwortlichen und Gremien dienen.
Die Vorstellung von neuen, bereits bewährten und noch geplanten Projekten bot immer wieder auch Raum, verschiedene Kanäle und Medien und ihre Eignung für seelsorgliche Kommunikation in den Blick zu nehmen. So gibt es – angestoßen durch katholisch.de in Zusammenarbeit mit Internetseelsorger/innen – Überlegungen, wie Youtube nicht nur als Speicherort für Videos genutzt, sondern auch die Community der „Youtuber“ angesprochen werden könnte. Nachdem WhatsApp inzwischen schon mehrfach für Impulse genutzt wird, stellt sich nun die Frage, ob dank der kürzlich eingeführten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auch eine Nutzung für persönliche Seelsorge-Kontakte in Betracht gezogen werden kann. Snapchat als derzeit stark von Jugendlichen genutztes Medium könnte vor allem im Bereich der Jugendseelsorge neue Möglichkeiten vor allem für Impulse bieten.
Der Einblick von Johannes Schenkel in die Arbeit der von ihm geleiteten Internetredaktion der Diözese Würzburg stellte ebenfalls neue technische Möglichkeiten wie Virtual Reality und Lifevideo vor und berichtete von Erfahrungen mit Kanälen wie Instagram, deren Bedeutung derzeit wächst.
Diskutiert wurde im Teilnehmerkreis allerdings auch, ob die pastorale Arbeit mit Social Media die oft damit verbundenen Hoffnungen einlösen kann, über den Kreis der ohnehin kirchlich Interessierten und Aktiven hinauszuwirken und auch „Fernstehende“ bzw. Menschen ohne oder mit nur geringem Kontakt zur Kirche zu erreichen. Bei fast allen Angeboten scheint das nach wie vor der Ausnahmefall zu sein; die Erfahrungen aus vielen Projekten zeigen jedoch, dass häufig die „Sich-Entfernenden“ angesprochen werden können, die den Kontakt zur Kirche (noch) nicht aufgegeben haben, aber vor Ort wenig finden, was sie spirituell unterstützt. Die derzeitigen Online-Angebote scheinen hier hilfreich, Entfremdungsprozesse zu verlangsamen und eventuell aufzuhalten. Um tatsächlich mit den „Fernen“ in Kontakt zu kommen, scheinen jedoch andere Strategien und Kommunikationshaltungen notwendig, die oft noch erlernt, vielleicht auch für den kirchlichen Bedarf (weiter-)entwickelt werden müssen – wo nötig und möglich auch mit Hilfe von externen Kommunikationsexperten, die den Brückenschlag in andere Milieus unterstützen.