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Passager und doch verlässlich

Chancen und Grenzen einer „Pastoral im Vorübergehen“

Was macht eine Pastoral im Vorübergehen aus? Wo liegen ihre Chancen und Grenzen? Ausgehend vom biblischen Zeugnis und vom Begriff der „Passan­tenpastoral“ aus den 1980er Jahren entwirft Bernd Lutz Kriterien, die nicht nur für das Feld einer passageren Pastoral Bedeutung haben können, son­dern auch für viele parallele Entwicklungen in den deutschen Diözesen.

Passantenpastoral – schon wieder out?

In den 1980er Jahren kam der Begriff der Passanten- oder passageren Pastoral auf. Er sollte auf einen Perspektiv-, wenn nicht gar Paradigmen­wechsel in der Pastoral aufmerksam machen, der aufgrund der verän­der­ten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dringend erforderlich schien. Es mag deshalb erstaunen, dass bei einer Literaturrecherche zu dem Stichwort nur wenige Titel zu finden sind. In jüngeren Veröffentli­chungen spielt der Begriff überhaupt keine Rolle mehr – jedenfalls keine zentrale. Und dennoch handelt es sich bei der Passantenpastoral nicht um ein aktionistisches Strohfeuer.

Dass der Begriff bei einer Stichwortsuche für die Anfangszeit nicht auf­taucht, mag daran liegen, dass er zu dieser Zeit noch nicht profiliert ge­nug war, um bei der Verschlagwortung berücksichtigt zu werden. Dem­gegenüber ist sein Nicht-Auftauchen heute vermutlich darin begründet, dass er im Begriff der Citypastoral aufgegangen ist, wenngleich beide Ansätze nicht identisch sind. Citypastoral reagiert wie die Passenten­pastoral darauf, dass viele Menschen in der „flüchtigen Moderne“ (Zygmunt Baumann) schlendernd oder zappend die Vielfalt der Mög­lich­keiten und Angebote genießen, das Passende heraussuchen und so lange verweilen, wie es für sie stimmig ist. Citypastoral ist dabei vom Ort – eben der City – geprägt. Folglich kann sie sich nicht nur auf Passan­ten beziehen, sondern muss auch diejenigen im Blick haben, die an diesem Ort dauerhaft leben und/oder arbeiten.

Weil aber das urbane Lebensgefühl längst nicht mehr auf die Städte oder die Stadtzentren beschränkt ist, sondern die Menschen heute grundle­gend prägt (vgl. John 2010), ist „City“ für die Pastoral zur Chiffre gewor­den, die die aktuellen Herausforderungen des kirchlich-christlichen Han­delns in einer sich permanent verändernden Welt markiert (vgl. Woiwode 1998). Das Leben ist in vielerlei Hinsicht passager geworden. Insofern die City (das Stadtzentrum) dafür signifikant ist, gehört zur City­pastoral unverzichtbar das passagere Element. Von ihrem Ortsbezug her ist sie jedoch umfassender. Dementsprechend wird nicht nur in City­kirchenprojekten Passantenpastoral gelebt.

Entscheidend ist: Wer die Aufmerk­samkeit der Flaneure gewinnen will, muss sich deren Rhythmus entsprechend verhalten: Präsent und auf­merk­­sam, ohne zu vereinnahmen; ansprechend (nicht nur ansprechbar) und diskret; gastfreundlich und punktuelle Kontakte wertschätzend. Dies alles schwingt mit, wenn es spezifisch um „Passantenpastoral“ geht.

Zeitgemäß, aber nicht neu

Dabei mögen der Begriff neu und der Ansatz hoch aktuell sein, von der Sache her sind sie jedoch längst vertraut. Geradezu klassisch markiert die Areopagrede des Paulus (Apg 17,16–34), so wie sie von Lukas in der Apostelgeschichte konzipiert ist, die Bereitschaft und die Fähigkeit des frühen Christentums, sich auf die spezifischen Herausforderungen der Stadt einzulassen und diese gerade deshalb als Zentrum der Mission zu nutzen. Denn weil die Städte auch damals Begegnungszentren für Wirt­schaft (Korinth), Macht (Rom) und Bildung (Athen) waren, ließ sich durch die Präsenz in der Stadt mit relativ einfachen Mitteln große Multi­plikatorenwirkung erzielen. Voraussetzung freilich war und ist die Be­reit­schaft zum Dialog auf der Basis der Kenntnis der Gegebenheiten und des Respekts. Bezeichnend ist: Paulus geht in Athen umher. Er nimmt erst einmal aufmerksam wahr, was ist, und ärgert sich. Die Vielgötterei macht ihn zornig. Bei seiner Verkündigung aber knüpft er ausschließlich wertschätzend an dem Gegebenen an: Die Athener sind fromm und haben sogar einen Altar für „einen unbekannten Gott“. Von dem will Paulus ihnen erzählen. Außerdem zitiert er in der Bildungsmetropole Athen einen populären philosophischen Spruch (in Gott „leben wir, bewegen wir uns und sind wir“). Er tut das, obwohl dieser Ausspruch pantheistisch geprägt ist. Als Paulus endlich zum christlichen Kern seiner Rede – der Auferstehung – kommt, wird er von den Athenern abgewürgt. Doch trotz dieses Misserfolgs gibt er seinen Ansatz, in den großen Städten zu missionieren, nicht auf.

In späterer Zeit ändert sich diese Haltung der Kirche gegenüber der Stadt. Die Stadt wird zum Inbegriff der Gottlosigkeit. War zunächst der „paganus“ (Landbewohner) der sprichwörtliche Heide, wird er später zum wahrhaft Frommen und die Stadt gilt als Sündenpfuhl und Ort des Unglaubens. Doch auch diese Ambivalenz gegenüber der Stadt ist nicht neu, gelten doch schon im Alten Testament Babel oder Sodom und Gomorra als Orte der Unzucht und Sünde schlechthin, während Jerusa­lem die Stadt Gottes ist, die freilich ihrerseits zum Zentrum des Abfalls von Gott werden kann.

Solche Ambivalenz macht die Stadt zum herausfordernden Ort für die Verkündigung des christlichen Glaubens in Wort und Tat. In Verbindung mit der neuzeitlichen Urbanität wird sie zugleich zum Seismographen für Entwicklungen, die die Pastoral insgesamt berücksichtigen muss. Hinzu kommt, dass in Folge der Säkularisation (Enteignung aller nicht der unmittelbaren Pfarrseelsorge dienenden kirchlichen Einrichtungen, insbesondere der Klöster) die zuvor übliche Vielfalt der Seelsorge auf die Pfarrei reduziert wurde. Selbst die an sich überpfarrlich und pfarrunab­hän­gig organisierten Vereine und Verbände, die vor allem in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in großer Zahl gegrün­det werden und die vielfach auf entstandene soziale Notlagen und Ver­werfungen reagieren, organisierten sich nicht selten pfarreinah. Kirch­lich-christliches Leben wird fast ausschließlich als Pfarrleben gestaltet.

Inzwischen jedoch steht diese auf dauerhafte Vergemeinschaftung ange­legte Pastoral auf dem Prüfstand, denn für „‚religiöse Passanten‘ tritt die lebensgeschichtlich-ordnende Funktion der Religion mit ihrer sozialinte­gra­tiven Komponente hinter ihre biographisch-reflexive Funktion zu­rück“ (Höhn 2001, 341). Zugleich wird die gemeinschaftliche Dimen­sion der Glaubenspraxis durch die Kirche selbst irritiert, indem immer mehr Pfarreien fusioniert werden und von den Gläubigen, die eine wohn­ortnahe Seelsorge gewöhnt sind, erwartet wird, dass sie längere Wege zum Sonntagsgottesdienst oder zu anderen kirchlich-seelsorgli­chen Veranstaltungen auf sich nehmen. Die in diesem Zusammenhang vielfach beklagte Unbeweglichkeit der Gemeindemitglieder ist freilich das Ergebnis jahrhundertelang geübter kirchlich-klerikaler Praxis, die auch darauf angelegt war, die Gläubigen sowohl in ihrem Glauben als auch in ihrer Lebensgestaltung zu instruieren und zu kontrollieren. So besehen signalisiert eine Pastoral, die das Passagere ernstnimmt, dass die neuzeitliche Unübersichtlichkeit und der damit verbundene Kon­trollverlust (vgl. Bucher 2012) wahrgenommen und als Gegebenheiten akzeptiert werden.

Persönliche Plausibilität vor theo-logischer Stringenz

Diese Rahmenbedingungen schlagen sich auch in einer individualisier­ten Glaubensgestaltung nieder (vgl. Lutz 2014). Mit dem Wandel von der Normal- zur Individualbiographie (das ist der Wandel von der auf­grund sozialer Herkunft fast zwangsläufig zu erwartenden Lebensbio­graphie hin zu einer individuell zu verantwortenden Lebensgestaltung), der zwar oft genug nur scheinbar existiert, dennoch aber das Lebens­gefühl prägt, ändert sich auch die Konstruktion der Glaubensbiographie. Statt die kirchlichen, theo-logischen Vorgaben als selbst-verständlich zu übernehmen, werden die Glaubensinhalte vom Einzelnen anhand per­sönlicher Kriterien auf ihre Plausibilität hin überprüft und zu einem persönlichen Ganzen konstruiert. Was aus kirchlicher Perspektive als synkretistisches Patchwork erscheint, ist aus Sicht der meisten Zeitge­nossen unumgänglich und wird aus religionssoziologischer Perspektive als „erstaunliche religiöse Kompetenz“ (Armin Nassehi) identifiziert.

Damit werden die Religionen als institutionalisierte Formen des Glau­bens keineswegs überflüssig. Wohl ändert sich ihre Funktion und die Art, wie man auf sie zurückgreift – jedenfalls für die Mehrzahl der Men­schen. Für sie werden die Religionen zu „Materialgebern“ der persön­lichen Glaubens­konstruktion. Zumindest können sie es werden, wenn sie sich auf diese Form der Sinnsuche einlassen und sich als Gesprächs­partnerinnen anbieten, indem sie Möglichkeiten für einen geistlich-exis­tentiellen Dialog eröffnen und sich nicht scheuen, dabei auch Kontrover­sen zuzulassen. So wird Gastfreundschaft – wie in den Anfängen des Christentums – neuerlich zu einem wichtigen Merkmal missionarischer Pastoral.

„Ohne die Gastfreundschaft ungezählter einzelner Christen und Christenge­meinden ist in der frühen Kirche die Ausbreitung des christlichen Glaubens in den ersten Jahrhunderten überhaupt nicht zu verstehen. Auf der praktizier­ten Gastfreundschaft beruht ein Großteil der Faszination des Christentums in der antiken Welt. [...] Überall dort, wo die Praxis der Gastfreundschaft nicht mehr gelebt wurde, erlahmte auch die missionarische Kraft der christli­chen Kirche. Wenn sie diese wieder zurückgewinnen will, muss sie die erz­christ­liche Kultur der Gastfreundlichkeit neu verlebendigen (Koch 2003, 50 f.).

Der so initiierte Dialog wird allerdings nur gelingen, wenn auch kontro­verse Diskussionen über Glaubensfragen zugelassen werden, denn die Aussagen der Kirche werden nicht (mehr) unbefragt übernommen, son­dern mit den eigenen Lebenserfahrungen abgeglichen und unter dieser Perspektive auf ihre Tauglichkeit überprüft. Diese Form der Auseinan­dersetzung wird auch heute gesucht, weil die großen Fragen des Lebens virulent bleiben. Sie sind „säkularisierungsresistent“ (Hans-Joachim Höhn) und fordern Antwort. Die Antwort wird freilich nicht ständig gesucht, sondern bei Gelegenheit. Diese ist gegeben, wenn man Zeit dafür hat (z. B. im Urlaub) oder wenn die Sinnfrage unabweislich wird (z. B. in Krisensituationen). Entscheidend ist, wer dann als kompetenter Gesprächspartner präsent und ansprechbar ist. Manche Projekte passa­gerer Pastoral versuchen, solche Gelegenheiten von sich aus zu erzeugen, indem sie „Unterbrechungen“ des Alltags bzw. des Dahinströmens der Passanten inszenieren. Damit setzen sie eine der klassischen Definitio­nen von Religion („Unterbrechung des Alltags“ – Johann Baptist Metz) in pastorale Praxis um.

Access durch verlässliche Präsenz – vor Ort

Solche Präsenz zu realisieren, ist eine der großen Herausforderungen der Gegenwart für alle Mitgliedschaftsorganisationen (Parteien, Gewerk­schaf­ten, Sportvereine usw.), die gewohnt sind, dass man sie kennt und dass zumindest die Mitglieder dauerhaft mit ihnen in Kontakt stehen. Für die Kirchen stellt sich insbesondere die Aufgabe, den Menschen einen Zugang zum Glauben – näherhin zu Christus – zu eröffnen und präsent zu sein, wenn dieser aktuell gesucht wird. Weil aber auch das nur gelegentlich der Fall ist, ist die pastorale Praxis statt von der (Dauer-) Mitgliedschaft vom „Access“ (Zugang) her zu gestalten (vgl. Hero 2009). Dabei ist die Erwartung an die Zugänglichkeit nachhaltig von der ständi­gen Verfügbarkeit der Internetinformation geprägt. Dem kann und darf sich die Pastoral nicht einfachhin anpassen, weil die personale Begeg­nung für sie essentiell ist und nicht durch Information ersetzt werden kann.

Für die Pastoral geht es folglich nicht um permanente, wohl aber um ver­lässliche personale Präsenz. Diese besitzt gerade unter den Bedin­gungen der Flüchtigkeit hohe theologische Dignität, denn sie wird zum Zeugnis für die im Glauben bekundete Treue Gottes und für sein dauer­haftes Interesse am Menschen. Gerade in Zeiten der Beschleunigung wirkt Verlässlichkeit überraschend und schafft Aufmerksamkeit. Das gilt umso mehr, je weniger dieses Handeln verzweckt ist. Dasein für (theolo­gische gewendet: Proexistenz) und Annehmen des Anderen um seiner selbst willen (und nicht aus zum Beispiel missionarischem Interesse) haben unter den gegebenen Bedingungen in sich Verkündigungsqualität. Sie enthalten das Potential zu jenem „Zeugnis ohne Worte“, das nach Aus­kunft von Papst Paul VI. in seinem apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi Ausgangspunkt der Evangelisierung ist (vgl. Nr. 21), weil es zum „Zeugnis des Wortes“ drängt, indem es die Frage provoziert: „Warum machst du das?“ Vergleichbar ist auch Papst Franziskus der Ansicht, dass das aufmerksame Zuhören, das mehr ist als Hören, am Beginn jeder Verkündigung zu stehen hat (vgl. Evangelii gaudium 171).

Dabei ist gerade unter der Perspektive „Verlässlichkeit und Präsenz“ der konkrete Ort keineswegs nebensächlich. Es geht um die Präsenz an dem Ort – näherhin an den Orten –, wo die Menschen leben. Dabei hat sich die Ortsbezogenheit breiter Schichten der Bevölkerung im Zuge der Mobilität nachhaltig verändert. Längst ist der Lebensraum nicht mehr mit dem Wohnumfeld identisch. Gerade deshalb sind die Stadtzentren zu beliebten Flanierzonen mit hohem Passantenanteil geworden. Doch sollte nicht übersehen werden, dass längst nicht alle Bevölkerungs­schichten an dieser Mobilität in gleichem Maße Anteil haben. Zu Recht wird in diesem Zusammenhang auf Senioren und Menschen mit Behin­derung verwiesen. Gelegentlich werden auch Familien genannt. Kaum beachtet wird dagegen, dass auch die Armen weder materiell noch men­tal so mobil sind, wie es aus bürgerlicher Mittelstandsperspektive oft­mals unterstellt wird. Alle diese weniger oder nicht mobilen Menschen brauchen verlässliche Präsenz der Kirche vor Ort, und zwar im Sinne eines personalen Angebots glaubwürdiger Gläubiger.

In Zeiten der Fusion von Pfarreien zu immer größeren Einheiten wird die Pfarrei qua Pfarrei diese Präsenz nicht mehr realisieren können. Zu Recht kommen deshalb für die „lokale Kirchenentwicklung“ immer mehr die sogenannten „Kleinen Christlichen Gemeinschaften“ in den Blick. Sie sollen Kirche vor Ort erfahrbar und handlungsfähig machen. Dazu werden auch sie Formen passagerer Pastoral entwickeln müssen, denn sonst werden sie über den kleinen Kreis der Mitglieder hinaus kaum wirksam werden. Das stellt sie vor die gruppendynamisch nicht leichte Aufgabe, trotz intensiver Gemeinschaft untereinander für kirchen­nahe wie kirchenferne Außenstehende ansprechbar zu sein bzw. person- und situationsgerecht auf diese zuzugehen. Solche Offenheit ist insofern nicht einfach zu realisieren, weil Gruppen mit einem hohen Vertrautheitsgrad untereinander Sprach- und Verhaltensformen entwickeln, die Außenstehenden fremd sind und daher exkludierend wirken.

Doch selbst wenn ihnen solche Offenheit gelingt, werden andere Formen passagerer Pastoral nicht überflüssig. Im Gegenteil: In einer pluralen Ge­sellschaft sind vielfältige Formen notwendig. Man kann entsprechende Ein­richtungen als subsidiär zur Pfarrseelsorge verstehen. Das freilich impli­ziert, dass die Territorialseelsorge nach wie vor als primär angese­hen wird. Mit Blick auf die gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen er­scheint jedoch angebracht, die verschiedenen Formen kirchlich-pastora­ler Präsenz als gleichberechtigt anzusehen, zumal die Dienstgemein­schaft der jeweiligen Einrichtung für die dort Engagierten Gemeindecha­rak­ter gewinnen kann. In jedem Fall aber ergänzen sich die verschiede­nen Formen der Pastoral wechselseitig und ermöglichen gerade in ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt einen person- und situationsgerechten Access.

Dabei ist zu beachten, dass die Menschen den Zugang nicht immer dort als erstes suchen, wo er für sie am stimmigsten möglich ist. Daher ist es­sen­tiell, dass die verschiedenen Pastoraleinrichtungen miteinander ver­netzt sind. Dazu müssen sie nicht nur voneinander wissen, sondern sie müssen auch die jeweiligen Stärken und vor allem die eigenen Schwä­chen kennen und bereit sein, ohne glaubwürdigkeitsschädigendes Kon­kur­renzdenken und -handeln aufeinander zu verweisen. Das setzt ein klares, nach innen wie außen kommunizierbares Profil der jeweiligen Einrichtung voraus, das sich nicht zuletzt von ihrem konkreten Ort her bestimmt.

Merkmale passagerer Pastoral

Unabhängig von diesem je eigenen Profil ist den verschiedenen Einrich­tungen passagerer Pastoral gemeinsam, dass sie verlässliche Präsenz (ins­besondere Erreichbarkeit und Ansprechbarkeit) leben, und zwar vor al­lem an nicht-kirchlichen Orten und für Menschen, die keinen dauerhaf­ten Kontakt suchen. Indem sie dies in je spezifischer Weise tun, zeichnet Vielfalt die Pastoral der Kirche aus. Solche Vielgestaltigkeit ist aber nicht primär durch Hauptamtliche zu gewährleisten, und zwar nicht nur, weil dies nicht finanzierbar ist, sondern vor allem, weil die Pastoral eine Auf­ga­be des ganzen Volkes Gottes darstellt.

Für diesen Dienst brauchen Ehrenamtliche – ebenso wie Hauptamtliche – eine der jeweiligen Aufgabe entsprechende Qualifizierung (Schulung) und Begleitung (Fortbildung und Supervision). Diese sollen die Mitarbeiten­den nicht in der Weise professionalisieren, dass sie zum Beispiel ehren­amtliche Mitarbeitende in den karitativen Einrichtungen zu Therapeu­ten machen. Vielmehr sind solche Maßnahmen dem Profil der jeweili­gen Einrichtung entsprechend zu gestalten.

Dies wird von den Mitarbeitenden geschätzt und hilft, neue Mitarbei­ten­de zu gewinnen bzw. die Motivation der vorhandenen zu erhalten und zu stärken. Das gilt umso mehr, wenn die Mitarbeitenden erleben, dass sie durch diese Maßnahmen in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden – sie also auch für sich persönlich Gewinn aus den Angeboten ziehen können. Ohne hier einen umfassenden Themenkatalog vorlegen zu können (weil der sich am Profil der jeweiligen Institution orientieren muss), lassen sich doch einige unverzichtbare Elemente nennen: Da es um Pastoral geht, und damit wesentlich um Begegnung, sind Anleitun­gen zur Gesprächsführung (auch für seelsorgliche Gespräche) ebenso nötig wie eine Stärkung interkultureller und interreligiöser Sensibilität. Außerdem wird der passagere Charakter insbesondere durch nieder­schwellige Angebote und bewusst kultivierte Offenheit realisiert.