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NachteulenSpecials in Lüneburg

„Kir­chen­fer­ne ein­la­den, Lit­ur­gie zu ge­stal­ten“, so lau­te­te an­fangs das er­klär­te Ziel der Nacht­eu­len­Spe­cials in Lü­ne­burg. Mit der Zeit er­kann­ten die Ver­ant­wort­li­chen al­ler­dings, dass es ih­nen nicht we­ni­ger dar­um ging, neue We­ge zu ge­hen, ih­re ei­ge­ne Got­tes­be­zie­hung zu le­ben und dass sie selbst in den tra­di­tio­nel­len Got­tes­dienst­for­men hei­mat­los ge­wor­den wa­ren.

Mit dem Auftrag, „neue Formen“ von Kirche-Sein zu entwickeln, bin ich als hauptberuflicher Diakon im August 2002 aus dem Bistum St. Gallen nach Lüneburg in die Pfarrei St. Marien gekommen. Mitgebracht habe ich Erfahrungen mit Valentins-Segnungsfeiern und Mut und Sehnsucht zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge (Kurt Marti), um neue Formen von Kirche-Sein zu entwickeln.

Ein erster Schritt waren Segnungsgottesdienste in der Elisabethenkapelle der evangelischen St.-Johannes-Kirche für alle, die „Verantwortung für die Gesundheit anderer tragen“, also Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Krankenhausbesuchsdienste, Sozialarbeiter, Heimpflegende usw. Diese Feiern legten wir auf den 3. Februar, an dem in der Tradition der kath. Kirche der Blasiussegen gespendet wird.

Ein weiterer Schritt waren Erfahrungen mit einem jährlich stattfinden­den Glaubenskurs für Erwachsene („Ich glaube, da ist noch mehr …“) seit 2004 in der Evangelischen Familienbildungsstätte, weil dort das Klientel mit 80 % überwiegend gottesdienstfern ist, es „ungewohnter Boden“ ist und es etwas Reizvolles ist, wenn eine Besucherin beim Eintreten die an­dere fragt: „Wollen Sie auch zum Gitarrenkurs?“ und diese antwortet: „Nein, ich will hier glauben lernen!“ Schön, dass es gelingt, dieses an­fangs rein katholisch initiierte Projekt (Kaplan, ehemalige Teilnehmerin unserer Pfarrei und ich) in den letzten Jahren bis dato mit einem evan­gelischen Kollegen zusammen, also ökumenisch, durchzuführen.

Die NachteulenSpecials

Auslöser für die Entstehung der NachteulenSpecials war 2005 die Suche eines Freundes, die er aus seiner geistlichen Heimat, dem Marburger Kreis, mitgebracht hat – die Suche nach einem umsetzbaren mis­sio­na­rischen Projekt. Wir sprachen mögliche „Mitkundschafter“ an, und nach einem halb­jähri­gen Prozess kristallisierte sich das Projekt „missio­na­rische Gottesdienste“ her­aus. Darin steckte „das Gefühl“, so eine der katholischen „Grün­dungs­­mütter“, „dass auch Katholiken ‚modern‘ sein können und sich neuen Formen öffnen“. Damals formulierten wir: „Wir wollen kirchen­ferne, religiös suchende Menschen ansprechen und einladen, sich selber zu trauen, Liturgie zu gestalten.“

Heute – erfahrener – klingt das aus dem Mund eines Teamers so: „Wie erreichen wir Menschen, die zwar dem Glauben offen gegenüber stehen, aber mit dem Kirchenraum und den normalen Gottesdiensten wenig bis nichts anfangen können? Wie erreichen wir die kirchenfernen Gläubigen, die durch ‚Erfahrungen‘ die Institution Kirche negativ sehen und denen wir helfen wollen, wieder Christus zu begegnen?“

Diese „NachteulenSpecials“, so die Werbung auf unseren Postkarten, „sind Gottesdienste, die Geist und Seele nähren: moderne Lieder, heuti­ge Sprache, bewegende Elemente, Theateranspiele, Segen, Begegnung mit sich selbst, mit anderen und – vielleicht – mit Gott. Nachteulen …? Fragst du unkonventionell nach den Wurzeln deines Lebens? Bist du spirituell auf der Suche? Willst du finden, was das Leben nährt? … Dann bist du eine!“

Das Nachteulen-Theaterstück „Wunder gibt es immer wieder“

„Gott mag Pralinen“

Wir starteten in einem Team von sechs Personen (zwei katholische Ehe­paa­re, ein freikirchliches Ehepaar; d. h. also fünf Ehrenamtliche und ich als hauptberuflicher Diakon) zur „Nacht der Kirchen“ im September 2006 mit dem Special „Gott mag Pralinen“. Das Special begann mit einem eindrucksvollen Tangotanz durch die Kirche, wurde gedeutet durch den Einbezug des Liedes „Gott liebt Tango“ (Duo Camillo), und mit einem Filmausschnitts aus „Chocolat“ wurde der Weg zu einem lebensfreudi­gen Gottesbild geöffnet. Als Mitmachaktion luden wir die Gäste ein, anhand von ausgelegten Spielsachen ihrer Lust und Freude auf die Spur zu kommen. Gummi-Twist in der Kirche hat schon was! Wir bekamen dadurch gleich zwei weitere Teamer: eine Schülerin aus der 10. Klasse und eine Studentin. Von Anfang an war es uns wichtig, thematisch mit anderen Partnern zu kooperieren. So erhielten wir nach dreimaligem (!) Besuch in einer Lüneburger Chocolaterie als Spende Pralinen im Wert von 300 Euro zu diesem ersten Special.

In den nächsten zwei Jahren feierten wir insgesamt circa zehn Specials, darunter als fester Termin die Valentins-Segnungs-Specials „für Liebende aller Art“ (ca. 100–120 Gäste) mit einer evangelischen Pastorenkollegin. Zum Engelgottesdienst (ca. 70 Gäste) meldete sich ein Künstler, der die Kirche mit lauter Engeln dekorierte, einfach so. Ich lernte mit Filmaus­schnitten einen Predigtimpuls vorzubereiten. Ich verlor meine Angst, mich den Fragen der Besucher nach einem Impuls zu stellen. Wir pro­bier­ten „fremde“ Orte aus: z. B. die VHS für unser Special zum Thema Begabungen „Das weckt, was in dir steckt“. In dieser Zeit gingen Team­mitglieder und neue, mit anderen Zielsetzungen, kamen dazu. Wir lernen seitdem, dass auch Teambildung und -entwicklung Bestandteile missionarischen Kirche-Seins sind (vgl. z. B. in der Apostelgeschichte 15,35–40). Und: Wir kamen in eine Krise, als nur noch 10 Gäste kamen, obwohl wir uns doch so viel Mühe machten. Wir feierten darum 2009 neben dem VatentinsSpecial nur noch ein NachteulenSpecial zum Thema „Schicksalsschläge“ mit verschiedenen Interviewpartnern: einer Frau, die ihren Mann bei einem Verkehrsunfall verloren hatte, und einer Frau aus unserem Team, die von ihren drei Fehlgeburten berichtete.

Krise und Neustart

Auf­grund die­ser Kri­se nah­men wir uns Zeit für die Fra­ge: War­um ma­chen wir die­se Spe­cials? Un­ser Kern­team mit nun fünf Per­so­nen muss­te sich ein­gestehen, dass wir haupt­säch­lich kir­chen­ver­trau­te Men­schen an­spre­chen, die wohl auch Su­chen­de (ge­blie­ben) sind. Es kam aber auch da­bei her­aus, dass wir sel­ber in die­sen Glau­bens­fei­ern das Le­ben flie­ßen las­sen und Din­ge spü­ren kön­nen, die wir für uns selbst brau­chen („ei­ge­ne Un­zu­frie­den­heit mit dem tra­di­tio­nel­len Sonn­tags­got­tes­diens­t“) und für an­de­re so er­öff­nen möch­ten. Da­zu trat deut­li­cher das Be­wusst­sein hin­zu, dass es Got­tes „Din­g“ ist und nicht un­se­res: „Gott, du musst Men­schen an­spre­chen, wenn sie dich wei­ter er­fah­ren sol­len. Zei­ge uns, wie das ge­hen kann.“ Oder wie ein Team­mit­glied es sag­te: „Wir ver­trau­en dar­auf, dass Gott hin­ter uns steht und letzt­lich er den Be­su­chern be­geg­ne­t.“

Dekoration zum ValentinstagsSpecial

Seit­dem geht es bes­ser. Wir fei­ern un­ser Va­len­tins­tags­Spe­cial und wei­te­re Got­tes­diens­te im Ju­ni, Sep­tem­ber und No­vem­ber, al­so vier­mal im Jahr. Die Va­len­tins­tags­Spe­cials ent­wi­ckeln wir mit mei­nem evan­ge­li­schen Pasto­renkollegen aus den Glau­bens­kur­sen sel­ber, für die an­de­ren Gottes­dienste ho­len wir uns öf­ter Hil­fen aus dem An­dre­as­netz­werk, der Mate­ri­alplattform der evan­ge­li­schen St. An­dre­as-Ge­mein­de in Nie­der­höch­­stadt. Wir ha­ben ein klei­nes Mu­sik­team (E-Pia­no, Gi­tar­re, Schlag­zeug), en­ga­gie­ren manch­mal Schul­bands und pas­sen­de Chö­re, ha­ben ei­nen klei­nen Schau­spie­ler­pool von Be­kann­ten und Freun­den, die wir bei Be­darf an­fra­gen, da­zu ei­ne Frau aus der Ge­mein­de, die tol­le Büh­nen­bil­der in ih­rer Ga­ra­ge malt. Wei­ter ha­ben wir mitt­ler­wei­le ein Gastfreund­schaftsduo (ei­ne Leh­re­rin und ei­ne Be­die­nung), wel­ches für den „Aus­klang“ Ti­sche, Ge­trän­ke und At­mo­sphä­re rich­tet, so­wie ei­nen Hob­by-Ton­tech­ni­ker. Wir hal­ten im­mer wie­der bei der Pla­nung Aus­schau nach The­men-Part­nern: Zum The­ma „Bur­nou­t“ hat­ten wir ei­nen Physiothera­peuten da­bei, der die Gäs­te da­vor und da­nach mit Mas­sa­gen be­dien­te; zum Ur­laubs­Spe­cial lu­den wir ei­ne Frau aus dem Rei­se­bü­ro ein, die uns statt von Pau­schal­ur­lau­bern von Men­schen er­zähl­te, die sich über Rei­sen wei­ter­ent­wi­ckeln; zum Va­len­tins­tags­Spe­cial „Lie­bes-Feu­er“ spiel­ten Feu­er­jon­gleu­re aus ei­nem Zir­kus in und vor der Kir­che mit dem Feu­er; zum The­ma „Stil­le Hel­den“ be­rich­te­ten zwei Feu­er­wehr-Brand­meis­ter von ih­rem Dienst und ei­ne DRK-Schwes­ter von ih­ren Diens­ten und lu­den pra­xis­nah zur Herz­mas­sa­ge ein; zum The­ma „Ster­be­hil­fe“ stell­te uns ei­ne Re­ha-Fir­ma kos­ten­los ein Pfle­ge­am­bi­en­te mit Bett, Nach­tisch usw. auf. Ein Arzt, ei­ne Hos­piz-So­zi­al­ar­bei­te­rin und ei­ne Pal­lia­tiv-Pflege­dienst­leiterin be­rich­te­ten von ih­ren Er­fah­run­gen. Sehr schön ist auch, dass uns seit Jah­ren ein Ein­kaufs­markt durch Spen­den „zum Aus­klang bei Ge­tränk und Ge­spräch“ mit Wein, Was­ser, Saft und Knab­be­rei­en un­ter­stützt. Das al­les ist zum Teil sehr auf­wän­dig, schenkt En­er­gie, wenn et­was zu­stan­de kommt, und ist be­rei­chernd zu­gleich, weil es un­se­re Sicht von The­men und Din­gen er­gänzt, ins Ge­spräch kom­men lässt und das Evan­ge­li­um als Schatz he­ben hilft. Wir stel­len uns in der Vor­be­rei­tung ei­nes je­den Nacht­eu­len­Spe­cials die Fra­ge: War­um wol­len Men­schen zu die­sem The­ma mit uns wohl (ger­ne) Got­tes­dienst fei­ern? Ei­ne aus un­se­rem Team fass­te es so zu­sam­men: „Mich in­ter­es­siert dar­an, dass mich dar­an das Mo­der­ne, für ei­ne Mes­se so Un­ge­wöhn­li­che, in­spi­riert: wich­ti­ge The­men (v. a. Freund­schaft, Ster­be­hil­fe), die in­ter­es­sant und kri­tisch rü­ber­ge­bracht wer­den und die vor al­lem zum Nach­den­ken an­re­gen. Das schaf­fen bei mir ei­ne Power­Point-Präsenta­tion, ein Be­at­mungs­ge­rät oder ein Thea­ter­stück viel eher als ei­ne einfa­che Mes­se. Wie ge­sagt, das Un­ge­wöhn­li­che, was man in ei­ner Kir­che nicht er­war­tet.“

Das kom­mu­ni­ka­ti­ve Ele­ment ist uns sehr wich­tig, wie es ein Teammit­glied um­schreibt: „Je­der Got­tes­dienst hat ei­nen prä­gnan­ten Ti­tel, ein span­nen­des The­ma, ei­ne wich­ti­ge Grund­aus­sa­ge des christ­li­chen Glau­bens. Von die­sem The­ma aus wird der Got­tes­dienst ge­stal­tet. Und der Be­su­cher er­lebt ei­ne Ge­mein­schaft, die hin­ter dem Got­tes­dienst steht. Im­mer wie­der wer­den in­ter­es­san­te Leu­te zum Mit­ma­chen kon­kret ein­geladen (Mu­si­ker, Tän­zer, Künst­ler, Ex­per­ten …). ‚In­ter­es­sant‘ hier bezo­gen auf das je­wei­li­ge The­ma. Der ‚Pre­di­ger‘ hält den Im­puls weit­ge­hend per­sön­lich, so­weit sinn­voll. Mög­lichst je­des Mal gibt es ei­ne Ak­ti­on zum Mit­ma­chen. Gu­te the­ma­ti­sche Lie­der, im­mer auch meh­re­re gut zum Mit­sin­gen. Hin­ter­her be­steht im­mer die Mög­lich­keit zum Ge­spräch.“

Auch durch die Wer­bung spre­chen wir Leu­te an: Pla­ka­te, Post­kar­ten, Face­book, Zei­tun­gen und Lo­kal­rund­funk. Und na­tür­lich auch in dem Ma­ke-up der Spe­cials sel­ber: Wir tra­gen kei­ne (tren­nen­de) lit­ur­gi­sche Klei­dung, lei­ten durch die Fei­ern im­mer als Mann und Frau (Aus­nah­me: zwei Bond-Girls!), ste­hen nicht am Am­bo, son­dern an ei­nem Bistro­tisch vor den ers­ten Bän­ken. Das Mit­ein­an­der ist wei­ter mög­lich durch das Auf­schrei­ben­las­sen und Vor­le­sen der Gäs­te-Für­bit­ten, durch Fra­gen und Ant­wor­ten nach dem Pre­digt­im­puls, durch ge­le­gent­li­che „Statio­nen“ im Got­tes­dienst, durch Bank­ge­sprä­che, durch Feed­back-Bö­gen in der Kir­chen­bank und den In­fo-Tisch beim Aus­klang und auch durch die mitt­ler­wei­le auf­ge­bau­ten E-Mail-Ver­tei­ler von z. B. „an Kur­sen Interes­sierten“ und „Gäs­ten“. Das kom­mu­ni­ka­ti­ve Ele­ment ist uns wirk­lich sehr wich­tig, weil Gott für uns Be­zie­hung ist, oder wie es ei­ne wei­te­re Stim­me aus dem Team für die Gäs­te be­schreibt: „Der Be­su­cher be­kommt auch Zeit zum Nach­den­ken und Ge­le­gen­heit, sich ein­zu­brin­gen und Rück­fra­gen zu stel­len.“

Es gab auch Wi­der­stän­de, z. B. bis die Spe­cials in St. Ma­ri­en an­stel­le der Sonn­tag­abend-Mes­se „auf Sen­dung ge­hen“ durf­ten. Und es gibt sie im­mer noch der­art, dass z. B. das Va­len­tins­tags­Spe­cial im Fe­bru­ar im­mer in St. Ma­ri­en statt­fin­den muss, weil der Kir­chen­vor­stand der evan­ge­li­schen Kir­che da­für nicht die gro­ße Kir­che hei­zen will. Auch die vor­han­de­ne Ton­tech­nik in bei­den Kir­chen ist nicht wirk­lich für der­art kom­mu­ni­ka­ti­ve Fei­ern aus­ge­legt. Doch wir ar­bei­ten dar­an. Neu­lich be­ka­men wir da­für so­gar ei­ne 1000-Eu­ro-Spen­de, man glaubt es kaum. Wei­te­re Schwie­rig­kei­ten be­nen­nen noch zwei Team­kol­le­gen: „Ich emp­fin­de im­mer wie­der die Knapp­heit der Res­sour­ce ‚Zeit‘ – zu vie­le Din­ge müs­sen von zu we­ni­gen Mit­glie­dern des Kern­teams or­ga­ni­siert und durch­ge­führt wer­den“ so­wie „Wo ist un­ser Platz in der Lü­ne­bur­ger Kir­chen­land­schaft? Es fehlt an stüt­zen­der In­fra­struk­tur: ‚Wo be­kom­me ich den Schlüs­sel für die Räum­lich­kei­ten her, wie er­rei­che ich, dass die Hei­zung dann auch an ist?‘ etc.“

Was würde Jesus zu James Bond sagen?

Meine persönlichen „Highlights“ waren bisher das Special in 2012 zum 50-jährigen James-Bond-Film-Jubiläum: „Was würde Jesus zu James Bond sagen?“ Dazu aus unserer Werbung: „Was ist das eigentlich, das uns so fasziniert und fesselt, an den geradezu absurden Bond-Geschichten und der selbstverliebten Actionshow? Ist es die Einteilung der Welt in Gut und Böse mit klaren Grenzen? Ist es das Gefühl, dem Leben einen größe­ren Sinn verleihen zu können, weil hinter dem alltäglichen Schein in Wahrheit viel mehr steckt? Ist es die Sehnsucht, bei aller äußerlichen Coolness, auch endlich mal so begnadet mit sich selbst und seiner Um­welt aufräumen zu können?“ Zu diesem Special rückte eine hiesige Tanzschule mit 2 Tanzformationen an. Ein Schützenvereinsmitglied fragte von selber an, ob wir einen Laser-Schießstand brauchen könnten (der wurde dann nach längerer Diskussion im Team als Begleitpro­gramm im Pfarreiheim zu Q's-Waffenkammer verwandelt).

Bond-Prediger Martin Blankenburg

Bondgirls Petra Hecker und Beatrice Doerk bei der Moderation

Bond-Pianist Jürgen Richter

Bond-Gäste im Bond-Outfit

Außerdem ließen Firmjugendliche in ihren Gala-Roben das Casino Royal „lebendig“ werden. Ein anderes Highlight war das Special „Wetten, dass … es Gott gibt?“ aus Anlass des Auslaufens der beliebten ZDF-Show in 2014. Für viele Menschen ist die Beweisbarkeit Gottes wichtig. Andere fragen eher: „Wie erlebe ich, dass Gott meinen Alltag gestalten hilft?“ Ein Lebens-Zeugnis eines Kinderarztes verband beide Positionen sehr eindrücklich miteinander. Das Ambiente: die Dekowand mit dem Titel und den bekannten Fragezeichen, das per Telefon übertragende Live-In­ter­view mit dem Lüneburger OB und die Saalwette der Besucher waren Leben pur – auch vor Gott. Es gab tobenden Applaus in der Kirche. Zu dem „Leben pur“ wieder ein Teammitglied: „Das neue, freiere Format, Moderatoren, die durch den Gottesdienst leiten und den Ablauf auch für Kirchenferne somit nachvollziehbar machen, ‚moderne‘ Musik, Ge­sprächs­­angebote im/nach dem Gottesdienst, das Eingehen auf Besu­cherwünsche (Themen), spannende Themen (z. B. Glaube und Lust), Glaubensthemen mit Alltagsbezug (Fußball, Urlaub, James Bond etc.) statt abgehobener Theologie sind das Inspirierende.“

NachteulenSpecial „Wetten dass …“

Das Plakat zum NachteulenSpecial „Wetten dass …“


Im Juni 2015 feierten wir „Gastfreundschaft im Stresstest. Flüchtlinge als Nachbarn“. Mit einem selbstgeschriebenen Theaterstück holten wir un­se­re eigene Befindlichkeit mit diesem Fremden ein. Dann berichtete eine syrische Familie von ihren Fluchtgründen und -umständen und dass hier „alles“ fremd sei: das Essen, das Klima, die Sprache, die Verhaltens­weisen, selbst die vertrauten Lebensmittel ihrer Heimat würden im La­den gekauft anders schmecken als zu Hause. Da habe ich besser „ver­standen“, was es bedeutet, Flüchtling, Fremdling, zu sein. Ein Ehepaar, das diese Familie seit einem Jahr aus eigener Initiative begleitet, berich­tete dazu von seinen Erfahrungen auf diesem gemeinsamen Weg (z. B. „Wir würden ihnen ja eine Wohnung bezahlen, aber das geht von Behör­denseite nicht!“).

Normale Gottesdienste sind einfacher: Ich schreibe meine Predigt, gebe dem Organisten die Lieder und – frage mich, warum wir immer noch hauptsächlich so Gottesdienst feiern, wo doch die Menschen Erfahrun­gen im (Nicht-)Glauben haben und ihre Fragen mitbringen. Eine Besu­cherin sagte mir mal: „Seit Jahren tingele ich durch die Gemeinden von Lüneburg und finde keinen Ort, meine Fragen zu stellen.“ So eine Aussa­ge gibt Anlass nachzudenken.

Der Erfahrungsschatz unseres Kern-Teams nach bisher fünfunddreißig NachteulenSpecials lautet: „Dass unsere Besucher von den Impulsen, die wir setzten, angeregt werden, sich mit Gott und Jesus auseinan­der­zusetzen. Wer einmal da war, kommt oft wieder. Es kommen wenige, aber begeisterte Kirchenferne. ‚Neutrale‘ Orte ziehen nicht unbedingt ein größeres Publikum an. In letzter Zeit findet unser Gottesdienst auch bei den Jugendlichen Anklang. Intensiver Austausch im Team über die Themen (über die Organisation hinaus) inspiriert und beflügelt uns selbst. Die Planung der Gottesdienste macht wirklich Spaß. Wir erhalten sehr positives Feedback von den Besuchern, wir waren teilweise über­rascht über die Anzahl der Besucher (je nach Thema mehr als 200). Wir nehmen ganz bewusst auch immer wieder Themen mit rein, die nur be­stimmte, wenige Personen ansprechen und die auch nur im kleineren Rahmen so abgehalten werden können.“

Unser Resümee nach neun Jahren NachteulenSpecials: Ja, wir wollen nach wie vor Kirchenferne, Kirchennahe und religiös suchende Men­schen ansprechen und wir können Besucher mit diesen Feiern auf ihren Lebenswegen und bei der Suche nach Antworten auf die Fragen ihres Lebens begleiten. Und das tun wir als ganzes Team sehr gerne.