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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese euangel-Ausgabe dokumentiert ein Vernetzungstreffen unter dem Titel „Passagere Pastoral“, zu dem die Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral im März 2015 eingeladen hatte (Veranstaltungsbericht).

Ziel dieser Veranstaltung war es, von den unterschiedlichen Formen einer „Pastoral im Vorübergehen“ zu lernen – zunächst untereinander, aber auch im Blick auf die übergreifenden Linien der aktuellen pastoralen Entwicklungen. Wenn das Bindungsverhalten der Menschen sich allerorten verändert und zumeist als „abnehmend“ beschrieben wird, so kann es sinnvoll sein – so die Hypothese der Veranstaltung –, von den pastoralen Erfahrungen derjenigen zu lernen, für die eine „feste“ Gemeinde per definitionem nicht existiert. Damit kamen unterschiedliche pastorale Felder in den Blick: die Bahnhofsmission, die Citypastoral, die TelefonSeelsorge und die Flughafenseelsorge, auch wenn sich sicher noch weitere Vertreter finden ließen. Auch das Zentrum für Mission in der Region (ZMiR), die Schwestereinrichtung der KAMP auf EKD-Seite, war bei dem ökumenischen Vernetzungstreffen mit seinem Leiter Hans-Hermann Pompe präsent.

Alle passageren pastoralen Felder verbindet vor allem ein Moment: Sie arbeiten mit und für Menschen, mit denen sie nur vorübergehend Kontakt haben, entweder am Bahngleis, in der Innenstadt, am Telefonhörer oder im Flughafen. Man muss davon ausgehen, dass man die meisten nicht wiedersehen wird und nur ein kurzer Moment für die Begegnung zur Verfügung steht. Die Seelsorgesituation ist oft punktuell, flüchtig, passager. Dies verändert die Art und Weise der Pastoral, die Wahrnehmung von Mensch und Kirche und auch die Spiritualität, die von einer „Mystik des offenen Blicks“ lebt.

Ein Zweites verbindet die Vertreter einer passageren Pastoral: Die Einrichtungen (bzw. die Netzwerke) sind zumeist ökumenisch aufgestellt, versuchen also, gemeinsam Zeugnis zu geben. Sie stellen sich damit der Erkenntnis, dass die Ökumene eine „Überlebensfrage“ des Glaubens in der säkularen Gesellschaft darstellt. Das Christentum wird in Zukunft nur dann als Gesprächspartner ernst genommen werden, wenn es sich als eine einheitliche christliche Kirche präsentiert, nicht als widersprüchliches Durcheinander. Es geht darum, gemeinsam, nicht gegeneinander, den Menschen den Gotteshorizont zu eröffnen.

Im Mittelpunkt dieser euangel-Ausgabe stehen fünf Statements. Zu Beginn versucht der Beitrag von Bernd Lutz, Professor für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie in Sankt Augustin, die Chancen und Grenzen einer „Pastoral im Vorübergehen“ abzustecken. Im Anschluss finden sich Statements aus praktischer Sicht: Bernd D. Blömeke, Referent für TelefonSeelsorge in der Diakonie Deutschland, beschreibt dabei die Besonderheiten der Telefonseelsorge, Gisela Sauter-Ackermann, Bundesgeschäftsführerin der Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission in Deutschland, und Klaus Teschner, langjähriger Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Evangelischen Bahnhofsmission, die spezifischen Bedingungen in den Bahnhofsmissionen. Jörg Termathe nimmt die Erfahrungen von P. Heinz Goldkuhle SAC am Frankfurter Flughafen auf und Herman Merkle, Mitglied im Sprecherteam des Netzwerks Citykirchenprojekte, zeichnet die Citypastoral als ein Feld, auf dem Antworten auf kirchliche und gesellschaftliche Entwicklungen gesucht werden, auf die die traditionelle Gemeindepastoral nicht mehr angemessen reagieren kann. Der Vortragsstil wurde z. T. beibehalten.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Ihr