Grundkurs Internetseelsorge 2012 – Ein Rückblick
Die Internetseelsorge in den vielfältigen Formen und Ausprägungen ist nahezu so alt wie das Internet selbst. Doch eine qualifizierte Ausbildung für Seelsorgende in diesem Bereich wurde bisher nicht angeboten. Die Mitarbeit in der Internetseelsorge war eher abhängig von persönlicher Affinität zum Medium oder seelsorgerischer Grundausbildung in einem pastoralen Beruf.
Schon seit mehreren Jahren hat das Leitungsteam der Internetkirche St. Bonifatius in www.funcity.de festgestellt, dass die Anforderungen an Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Internetseelsorge steigen. Dies ist einerseits in der sich rasant verändernden Gesellschaft begründet, die immer neue Fragen und Lebensmodelle hat, anderseits durch die Zunahme der Kommunikationskanäle, die aus der permanent steigenden Online-Nutzung resultiert.
Es gab bundesweit keine geeignete Fachausbildung für Internetseelsorge. Alle vorhandenen Kursangebote legen den Fokus eher auf Online-Beratung oder Internetnutzung für kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. Internetseelsorge verfolgt aber jeweils andere Ziele, auch wenn es durchaus Schnittmengen gibt. Somit war die Zeit reif, ein eigenes Angebot zu entwickeln, um diesem Defizit der Qualifizierung abzuhelfen.
Rainer Gelhot und Norbert Lübke, Beauftragte für Internetseelsorge in den Diözesen Osnabrück bzw. Hildesheim, haben deshalb zusammen mit dem Leitungsteam der Internetkirche St. Bonifatius in www.funcity.de ein Konzept überlegt. Mehrere Gespräche mit den jeweiligen Bistumsleitungen, der KAMP in Erfurt, den Aus- und Fortbildungs-Beauftragten der Bistümer Osnabrück und Hildesheim waren nötig, bis das Ergebnis feststand: Der bundesweit erste „Grundkurs Internetseelsorge“.
Bei allen inhaltlichen und konzeptionellen Überlegungen wurde darauf geachtet, ein Kurs-Format zu entwickeln, das einen Querschnitt an Inhalten und Themen des Mediums Internet und der Internetseelsorge behandelt. Zugleich soll der Kurs den praktischen Anforderungen des Interessentenkreises entsprechen, also zeitlich und finanziell überschaubar sein. Deshalb sieht das Konzept einen Wochenkurs von Montag bis Freitag vor. Vom 8. - 12.10.2012 konnte schließlich im St. Jakobushaus, der Katholischen Akademie des Bistums Hildesheim in Goslar, der erste Grundkurs Internetseelsorge stattfinden. Nachdem der Kurs in verschiedenen Fachforen (auf facebook, bei KIW2012, der Internetseelsorge-Bundestagung, diversen diözesanen Angeboten etc.) sowie auf der eigenen Website www.St-Bonifatius-funcity.de beworben wurde, war der Kurs schnell ausgebucht. An dem Kurs nahmen Personen aus dem funcity-Kirchenteam teil, weitere aus dem Bistum Münster und andere Interessierte.
Das Kurskonzept sieht ganz bewusst eine Mischung von verschiedenen externen Referenten sowie eigenen Kursinhalten vermittelt durch Rainer Gelhot und Norbert Lübke vor. Beide sind seit ca 15 Jahren (Lübke) bzw. zehn Jahren (Gelhot) in der Internetseelsorge tätig und mit dem Medium Internet und den besonderen Herausforderungen des Netzes an die Seelsorge bestens vertraut. Somit waren die Themenfelder Internet, seelsorgliches Arbeiten im Netz mit Chat und E-Mail, Kommunikation im Netz, Kommunikationsformen etc. durch Rainer Gelhot und Norbert Lübke inhaltlich abgedeckt. Für die weiteren Grundlagen wie Medien- und Internet-Recht, Liturgie im web sowie zu Fragen rund um psychische Erkrankungen konnten kompetente Referentinnen gewonnen werden. Die Community-Managerin von funcity.de steuerte ihre Erfahrungen aus dem Backend bei. Neben theoretischem Input war die Kursleitung daran interessiert, auch praktische Elemente einzubauen, damit die Teilnehmenden sich ausprobieren und das Erlernte direkt anwenden konnten. Dies wurde z. B. durch das Schreiben von Antwortmails auf imaginäre seelsorgliche Anfragen umgesetzt. Ein weiterer praktischer Schwerpunkt lag auf der Beteiligung beim Donnerstags-Chat in funcity am 11.10.2012.
Die Rückmeldung der Teilnehmenden auf die Referenten war durchaus positiv und reichte auch bis zur Verblüffung, dass im funcity-Kirchenteam solche Kompetenzen vorhanden sind.
In der Reflektion wurde der Kurs als wertvoll, inhaltlich grundsätzlich stimmig und hilfreich für die Arbeit als Internetseelsorger seitens der Teilnehmenden bewertet. Vor allem hat es sich für das funcity-Kirchenteam als positiv herausgestellt, sich einmal über einen längeren Zeitraum persönlich zu treffen und sich so besser kennen zu lernen. Für andere war es gut, neue Netzwerke knüpfen zu können und einfach in der Szene „persönlich bekannt“ zu sein. Die externen Referentinnen lobten durchweg das Engagement der Teilnehmenden, sich in dem Feld zu engagieren und fortzubilden, damit die Nutzer von einer qualitativ hochwertigen und zeitgemäßen Arbeit profitieren können.
Wie bei allen Erstangeboten eines Konzeptes stellten sich im Lauf des Kurses verschiedene Defizite heraus, die im Vorfeld trotz sorgfältiger Planung nicht absehbar waren. Diese Defizite haben die Teilnehmer sowohl in Zwischenreflektionen als auch zum Ende des Kurses klar benannt. Größere Veränderungen haben für die Planung des Kurses 2013 Berücksichtigung gefunden. In künftigen Kursen wird es beispielsweise mehr um das Thema „Internetseelsorge insgesamt“ als um das Thema „Internetseelsorge in funcity.de“ gehen. Diese Verschiebung wird u.a. dadurch nötig werden, dass der Kurs 2013 zum großen Teil von Nicht-funcity-Mitarbeitern besucht werden wird, was im Kurs 2012 anders war.
Aufgrund der großen Nachfrage sind die nächsten Kurse bereits terminiert: 16. – 20. September 2013 und 19. – 23. Mai 2014. Alle Kurse finden im St. Jakobushaus in Goslar statt. Damit haben wir einen Ort gefunden, der inhaltlich stimmig ist, passende technische Voraussetzungen bietet und wo wir aufgrund der beruflichen Tätigkeit von Norbert Lübke gute Tagungsmöglichkeiten in einer Jugendstilvilla haben.
Fazit: Mit dem Angebot eines Grundkurses Internetseelsorge ist eine Lücke in der fachspezifischen Weiterbildung für Seelsorgerinnen und Seelsorger aller Berufsgruppen geschlossen worden. Durch Kooperationen mit verschiedenen Einrichtungen, Diözesen und Fachleuten wird im Bereich des Grundkurses Internetseelsorge ein breites Spektrum qualitativ hochwertiger Inhalte möglich. Ebenso sorgt die Kooperation für eine Akzeptanz des Angebotes in weiten Teilen der Internetseelsorge-Landschaft der deutschen Bistümer. Damit werden auch personelle Ressourcen sinnvoll eingesetzt und die Vernetzung untereinander gefördert.
Nicht zuletzt haben die Teilnehmenden bestätigt, dass trotz hoher Internetaffinität und teilweise langer Erfahrung in der Seelsorge eine fachspezifische Weiterbildung mit Selbstreflexionsanteilen zur Profilschärfung der Internetseelsorge und somit zur Qualitätssicherung der Angebote beiträgt. Dies kommt wiederum den Menschen, die das Angebot nutzen und die Vertrauen aufbauen, zugute.
Mehr Informationen zum „Grundkurs Internetseelsorge“ 2013 und 2014 sowie zur gesamten Arbeit der Internetkirche St. Bonifatius in www.funcity.de finden sich auf www.st-bonifatius-funcity.de