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Soziale Arbeit und Pastoral – neu verbunden

Auf dem Weg zu einer sozialraumorientierten Vernetzung

Was sind die spezifischen Synergieeffekte einer Interaktion der Disziplinen Soziale Arbeit und Pastoraltheologie im Hinblick auf eine Sozialraumvernetzung? Im vorliegenden Werk von Bernd Hillebrand, Coach, Supervisor sowie Professor und Leiter des Instituts für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, und Jürgen Sehrig, emeritierter Professor für Kommunikation und Beratung mit dem Schwerpunkt Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule Freiburg, wird diese interdisziplinäre Symbiose detailliert untersucht und werden die Implikationen für die jeweiligen Praxisfelder beleuchtet.

Gesellschaftsanalytische Wahrnehmungen und der vielzitierte soziale Wandel sind Ausgangspunkt der Diskussion über einen sich stetig vorantreibenden Transformationsprozess. Die Veränderung von gesellschaftlichen Strukturen hin zu einer pluralen Gesellschaft stellt beide Felder vor die Herausforderung, flexibel und Ressourcen mobilisierend auf geänderte Bedarfe und Probleme in marginalisierten Gemeinschaften hinzuweisen und diese konstruktiv zu bearbeiten.

Anhand der Entwicklung des Raumbegriffs wird in den beiden ersten Kapiteln die Relevanz von Räumen, die theologisch und sozial zur Verfügung stehen, erläutert sowie die Notwendigkeit betont, angesichts von zunehmender Verflüssigung (bezogen auf Geschlechtsidentitäten und Rollenverständnisse, Migrationsbewegungen und die Neuformatierung sozialer Klassen und Milieus) fließende Netzwerke zu fördern, die die sozialräumliche Perspektive erweitern. Kirche komme darin die Aufgabe zu, als „Kirche unter Menschen“ (41) erreichbar zu sein. Konkrete Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit (Kapitel 3.2.1), darunter Ressourcen- und Lebensweltorientierung sowie Niederschwelligkeit und Managementorientierung, die Betroffene gezielt adressieren, erweitern diesen Ansatz.

Erkenntnistheoretische Grundlagen, die sich mit Anerkennung und Resonanz (gezeigt an den Konzepten von Hartmut Rosa und Michael Schüßler) beschäftigen, sowie ein existenzphilosophischer Zugang zum Fremden (der Andere als „Teil der eigenen Bedeutungsexistenz“, 98) runden das Kapitel der Grundlegungen ab.

Im übergeordneten Kapitel „Konzeptionelles“ werden Handlungskriterien und Konzepte aus beiden Disziplinen vorgestellt und sozial-diakonisches Handeln daraus abgeleitet hin zu einer „sorgenden Ermöglichung statt Defizitorientierung“, zu Interkulturalität und Solidarität.

Die Relevanz der Zusammenarbeit beider Disziplinen zeigt sich an konkreten Beispielen, denen im Buch im Abschnitt „Konkretionen“ ausreichend Raum gewährt wird.

Es wird innerhalb des Textes immer wieder der dialogische Charakter beider Disziplinen betont, was nicht zuletzt in einem Schlusskapitel deutlich wird, in dem die beiden Autoren als Vertreter ihrer Professionen vertieft miteinander ins Gespräch kommen. Das Buch leistet aus Sicht der Rezensentin einen wertvollen Beitrag zur Diskussion über soziale Zusammenführungen und Kooperationen und kann aufgrund seines wichtigen Themas und seiner inspirierenden Ideen positiv beeindrucken. Offen bleiben hingegen Fragen nach einer flächendeckenden praktischen Umsetzung in den Diözesen. Kann eine Zusammenarbeit beider Disziplinen gelingen? Wird das von den Diözesen aktiv gefördert? Gibt es Stellenprofile, die eine Vernetzung berücksichtigen?

Jasmin Hack