Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
nach einer von der Postbank im letzten Jahr in Auftrag gegebenen Umfrage ist das Geld für ca. 70 % der Deutschen ein Tabu. Über Schulden und Anlagen, Einnahmen und Ausgaben spricht man nicht. Was für den privaten Bereich gilt, muss nicht unbedingt für Organisationen wie die Kirche zutreffen. Die Kirche hat eine lange und wechselvolle Geschichte mit dem „schnöden Mammon“. In der Öffentlichkeit wird Kirche auch heute oft mit Geld in Verbindung gebracht, zumeist in wenig positiver Weise, ob berechtigt oder nicht.
Diese Ausgabe von εὐangel widmet sich auch dem Geld, und zwar in Bezug auf die Pastoral. Das Thema hat uns in der Redaktion von εὐangel recht schnell „gepackt“. Es geht uns aber nicht darum, altbekannte Themen und Positionen zu wiederholen. Uns interessiert, wie finanzielle Aspekte von Ressourcen mit der derzeitigen Lage der kirchlichen Pastoral und ihrer Zukunft zusammenhängen. Und dies insbesondere in einer Situation, in der die pekuniären Mittel der Bistümer und anderer kirchlicher Rechtsträger und Organisationen absehbar nicht mehr im Überfluss vorhanden sind. Dazu haben wir Autor:innen gebeten, auch auf einige weniger beachtete Aspekte einzugehen. So geht es in dieser Ausgabe neben verschiedenen „Töpfen“ von Kirchenfinanzierung auch um Fragen von Mitgliedschaft und Kirchenzugehörigkeit, um Transparenz, Mitbestimmung/Beteiligung und Kontrolle über kirchliche Haushalte und Investitionsentscheidungen. So ergänzen sich normative und praktische Überlegungen in diesem εὐangel.
Eine Kirche, die in der Zukunft mit weniger Mitgliedern, weniger Personal und weniger Geld auskommen muss, sich aber dennoch – und gerade erst recht – ihrem Sendungsauftrag verpflichtet wissen will, muss sich Rechenschaft über die Allokation und Zuteilung ihrer Ressourcen geben, um sich zu vergewissern, wer sie ist und wohin sie sich entwickeln will. Und schließlich geht es bei Finanzierungsfragen auch und vielleicht vor allem um Zuteilungs- und Beteiligungsgerechtigkeit.
Wir vom Team der KAMP wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
Herzlich, Ihr