Jahrestreffen der Diözesanbeauftragten für Katechese, Katechumenat und Missionarische Pastoral (KKMP)
36 Teilnehmer*innen aus 20 Diözesen sowie Vertreter*innen des Sekretariats der DBK, der Seelsorgeamtsleiterkonferenz (SALK), des Bonifatiuswerkes, des Deutschen Katechetenvereins, des Liturgischen Instituts und der KAMP trafen sich vom 13.–15. Mai 2019 im Kardinal-Hengsbach-Haus in Essen zu ihrer jährlichen Konferenz. Neben den verschiedenen Berichten stand der kollegiale Austausch zu aktuellen Fragen im Mittelpunkt, insbesondere zu den folgenden Themen:
- Erstkommunionvorbereitung als Chance für Familien
- Katechese und digitale Kommunikation am Beispiel der Netzwerkgemeinde
- Katechumenat mit Geflüchteten und der Aufbau einer entsprechenden Homepage
- Ehrenamtliche in der Katechese
Aus der gastgebenden Diözese – federführend waren Dr. Nikolaus Klimek und Norbert Lepping für die Vorbereitung verantwortlich – konnten die Teilnehmer*innen sehr bereichernde Impulse mitnehmen:
Dr. Klaus Kleffner vom Team Exercitia im Bistum Essen ging der Frage nach: „Wie geht empathisches Hören in der geistlichen Begleitung?“ Hören als Grundhaltung (in der Pastoral, in der geistlichen Begleitung, in Katechese und Glaubenskommunikation) kann beispielsweise bei Straßenexerzitien auf eine ganz eigene Weise zu „Haltungsänderungen“ führen. Ein „demokratisches Zuhören“ wird mehr die Gemeinschaft der Hörenden in den Vordergrund rücken und konkret einladen zu „wachsender Geschwisterlichkeit, Rückkehr zum grundchristlichen Charisma der Erzähl- und Zuhörgemeinschaft qua Taufe und Firmung, Abbau der Hierarchie und Zutrauen in die Gottesgeistkraft, die weht, wo sie will“. Für katechetische Begegnungen ergeben sich daraus ganz offenkundige Konsequenzen: Ein empathisches Zuhören kann kaum mit einem Belehren einhergehen, das dogmatische Inhalte ohne Wenn und Aber aufdrängt. Kleffners Beitrag gipfelte in Fragen, die jedem in der Katechese Verantwortlichen nie abhandenkommen sollten: „Was also tönt mir an Glaubenserfahrung auch bei noch so ,Ungebildeten‘ entgegen? Wo kann ich im Hören mit dem Herzen anschließend darauf eingehen?“
Michael Meurer aus der Abteilung Gemeinschaft und Diakonie im Bistum Essen stellte Impulse aus der Projektgruppe „Willkommenskultur“ vor, die im Zukunftsbild eine einladende Kirche im Blick hat: Wie heißen wir Menschen in der Kirche willkommen? Eine Herausforderung, die gerade für eine gelingende Glaubenskommunikation von großer Bedeutung ist, die aber vielerorts erst wieder neu entdeckt und angenommen werden muss. Deshalb stießen die Anstrengungen, mit denen sich das Bistum Essen seit Jahren um eine Willkommenskultur auf allen Ebenen bemüht, auf allseitiges Interesse. Als eines der vorrangigen Themen, die es für eine zukünftige Pastoral zu entdecken und zu bearbeiten galt, wurden in vielfältiger Weise Projekte angestoßen und gefördert, die den Menschen von Anfang an das Gefühl vermitteln, willkommen zu sein: einladende Kirchen mit offenen Türen, freundliche Mitarbeiter*innen in den Pfarrbüros, die beispielsweise auch die Anrufbeantworter so besprechen, dass sie eine Kontaktaufnahme erleichtern, bis hin zu engagierten Begrüßungsteams vor den Sonntagsgottesdiensten, die Fremden und Gästen das Gefühl geben, „hier genau richtig“ zu sein.
Der Studientag befasste sich mit dem Storytelling als Thema und Herausforderung in der heutigen Pastoral. Für die Glaubenskommunikation ist das Erzählen von Lebens- und Glaubensgeschichten die Basis, damit Menschen mit der Botschaft Jesu in Berührung kommen und sie sich selbst in den biblischen Geschichten wiederfinden können.
Einen ganz praktischen Einstieg in das Thema gab es durch die „Bibelerzählerin“ Inga Schmitt. Sie erzählte auf eine sehr beeindruckende und anrührende Weise von der Heilung der gekrümmten Frau aus Lk 13,10–17 und schlüpfte dabei selbst in deren Rolle.
Dr. Christian Schröder arbeitete zum Thema: „Mehr Drama, bitte! Storytelling in der Glaubenskommunikation“. Der Leiter der Jugendkirche kafarna:um und Referent für Berufungspastoral im Bistum Aachen ging in seinen Ausführungen auf die grundsätzlichen Anliegen des Erzählens ein. Er forderte die Teilnehmer*innen auf, sich Fragen zu stellen wie: Wieso überhaupt Geschichten? Was sind gute (religiöse) Geschichten? Wie können wir besser erzählen? Und wie bringen wir Menschen dazu, ihre eigenen Geschichten zu entdecken und zu erzählen?
Durch das Erzählen persönlicher Lebensgeschichten kann in vielfältiger Weise auch das Evangelium mit seiner Botschaft heute bei den Menschen ankommen und neu gehört werden. Das gelingt aber nur, wenn es deren Aufmerksamkeit erreichen kann, also an deren Sprach- und Lebenswelt andocken kann. Ganz praktisch ging es schließlich auch um das Einüben in das Erzählen von Geschichten, die gehört werden wollen, kurz und prägnant erzählt zum Beispiel für Menschen, die auch „zwischendurch“ am Radio erreichbar sind. Schröder brachte sein Engagement für das Storytelling mit einem Zitat von Bischof Klaus Hemmerle (1929–1994) auf den Punkt: „Wenn Kirche Erzählgemeinschaft von Gott würde, dann könnte sie der Welt etwas geben, was andere ihr nicht geben können.“ (Siehe auch diesen <link ausgabe-1-2017 sprache storytelling>Beitrag <link ausgabe-1-2017 sprache storytelling>Schröders <link ausgabe-1-2017 sprache storytelling>in euangel 1/2017.)
Der 2. Teil des Studientages war geprägt durch die beeindruckende Begegnung mit Christina Brudereck. Die Essener Schriftstellerin, Theologin und Liedermacherin hatte sich bereitgefunden, auf Fragen zu antworten, die ihr als Leitfaden an die Hand gegeben wurden. Schon ihre ersten Worte brachten in entwaffnendem Wohlwollen eine Grundhaltung an den Tag, die ihrer Meinung nach unverzichtbar ist für die Neugestaltung zukünftiger Seelsorge und kirchlicher Gegenwart in unserer Gesellschaft: „Willkommen – wer auch immer du bist, was auch immer du glaubst, wo auch immer du dich befindest auf deiner Lebensreise, wen auch immer du liebst!“
Sie präsentierte in vielen kleinen Begebenheiten und Geschichten ihre Auffassung von dem, was sich verändern und was bleiben muss. Dass sich Menschen wieder und neu in der Kirche willkommen fühlen, wird wesentlich auch davon abhängen, ob sie erfahren dürfen, dass Christen – wir – „beseelt werden von etwas, das weit größer ist als wir selbst und wo unsere Ideale erinnert werden“.
Ein ganz besonderer Höhepunkt der Tagung war dann am Abend das Konzert „Kopfkino“, das Christina Brudereck und Ben Seipel zusammen als „Zwei Flügel“ darboten: inspirierende Musik mit berührenden Geschichten aus der großen und der kleinen Welt der Menschenschicksale.