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Resonanz reicht nicht

Zu Hartmut Rosas Buch „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“

Hartmut Rosas Ansatz sieht den Menschen nicht als isoliertes Individuum, sondern von seinen Weltbeziehungen her. Rosa verlässt die herkömmliche Subjekt-Objekt-Trennung aber nicht konsequent genug, so die Kritik von Frank Vogelsang, und unterschätzt so die Radikalität ihrer Verbundenheit. Die Konflikthaftigkeit von Geschichte etwa kommt nicht genügend in den Blick.

Hartmut Rosas theoretischer Entwurf zu einer Soziologie der Resonanz­beziehungen hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit gefun­den, er ist viel besprochen und diskutiert worden. Der Ansatz ist seiner­seits auf das gestoßen, was er theoretisch einzufangen sucht, auf eine erhebliche Resonanz. Dabei handelt es sich bei diesem Buch um einen innovativen theoretischen Ansatz, der die Fundamente für eine neue Soziologie legen soll. Rosa verfolgt mit diesem Buch keine Detailstudie, sondern einen philosophisch reflektierten grundlegenden Entwurf einer neuen Soziologie. Die große Stärke des Textes ist es entgegen der Ge­pflo­genheiten theoretischer soziologischer Texte, dass er nicht allein unter Bezug auf andere Theorien argumentiert, dass er sich nicht auf eine soziologiespezifische Fachterminologie beschränkt, sondern immer wieder auch alltagstaugliche Beispiele vorführt und die lebensweltliche Anwendung des theoretisch Entwickelten kontinuierlich im Blick hat. Rosa gelingt so ein Brückenschlag zwischen einer theoretischen Arbeit und lebensnahen Anwendungsbeispielen. Dies ist seine große Stärke und dies ist zugleich seine große Gefährdung.

Die Resonanztheorie von Rosa hat darin eine Stärke, dass sie ihre Ein­sichten leicht verständlich formulieren kann. Angesichts immer stärker sich abschließender Fachdiskurse ist es vorbildlich, dass das Buch seine Leserinnen und Leser auch in ihren Erfahrungswelten zu erreichen ver­sucht. Die Gefahr ist aber auch nicht zu übersehen: Ist der Bezug auf die Erfahrungswelt nur das Mittel zur Erläuterung der Theorie oder ist er nicht vielmehr das Ziel? Versucht der Ansatz nicht zu sehr, einem be­stimmten Bedürfnis bestimmter bildungsorientierter Milieus unserer Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu genügen? Die Zeiten, in denen wir leben, ändern sich schnell: Schien das Buch 2016 mit dem Plädoyer einer wichtigen Ergänzung der gesellschaftlichen Verhältnisse sehr plausibel, so ist 2018 die gesellschaftliche Situation eine andere. Die gesellschaftlichen Fundamente westlicher Industriegesellschaften zeigen sich bei weitem nicht mehr so fest gefügt, und eine Ahnung gra­vierender Veränderungen und Gefährdungen unserer Gesellschaft ist wohlbegründet. Der Ansatz von Rosa scheint zu diesen Veränderungen aber nicht viel sagen zu können, ein Plädoyer für mehr Resonanz kann die tiefgreifenden Konflikte unserer Gesellschaft nicht beschreiben. Be­vor ich diese Kritik begründe, sollen zunächst einmal die innovativen und weiterführenden theoretischen Überlegungen von Rosa dargestellt werden.

Das zentrale Argument deutet Rosa schon in dem Titel des Buches an: Der Mensch ist auch aus der Perspektive der Soziologie nur dann zu ver­stehen, wenn er in seinen Weltbeziehungen gedeutet wird und nicht als isoliertes Individuum. Dem Ansatz ist eine fundamentale Kritik von in­dividualistischen liberalen Ansätzen eigen. Wir sollten nicht zu ergrün­den versuchen, wie es tief in unserm Innern aussieht, wenn wir zu uns selbst und einem gelingenden Leben kommen wollen. Vielmehr geht es darum, darauf aufmerksam zu werden, dass wir schon immer in der Welt und in den Beziehungen zu anderen Menschen eingebunden sind. Diese „Soziologie der Weltbeziehung“ (Rosa 2016, 56; Seitenzahlen im Folgenden beziehen sich auf dieses Buch) bedeutet gegenüber den so­ziologischen Ansätzen der liberalen Tradition eine wichtige Korrektur. Der Mensch kann unter anderem auch als autonomes und individuelles Wesen verstanden werden, jedoch greift diese Beschreibung zu kurz, wenn sie absolut gesetzt wird, sie gibt der Beziehung zur Welt und zu den anderen Menschen nicht genügend Raum.

Mit „Resonanz“ bezeichnet Rosa nun eine besondere Qualität der Welt­beziehung. Das macht Rosa mit einem für seine Argumentation zentra­len Bild deutlich: Bei Resonanz entsteht so etwas wie ein vibrierender Draht zwischen uns und der Welt (vgl. 24.34 und öfter). Dieser Zustand entsteht dann, wenn man eine bestimmte Haltung gegenüber der Welt einnimmt: „Auf dem Gipfel eines Berges oder am Ufer des Meeres sind (zumal moderne) Menschen auf eine andere Weise in die Welt gestellt als in der Großstadt“ (31; Hervorhebung im Original). In solchen Situatio­nen ist ein Mensch nicht ganz auf sich selbst konzentriert, schließt sich nicht von der Umwelt als möglicher Störungsquelle ab, sondern öffnet sich der umgebenden Welt, wird aufnahmebereit und erkennt die Ver­bundenheit mit der Welt.

Der Begriff der Resonanz stellt die klassische Subjekt-Objekt-Unter­scheidung in Frage. Wir sind als Subjekte nicht unabhängig von der Welt, sondern immer schon auf die Welt und gegenseitig aufeinander bezogen. Rosa bezieht sich in seinen Überlegungen auf Autoren der phänomenologischen Tradition, etwa Maurice Merleau-Ponty und Bernhard Waldenfels, aber auch auf Charles Taylor, der schon vor eini­gen Jahrzehnten den Resonanzbegriff prominent vorgeschlagen hat. Taylor beklagt, dass die Moderne einen öffentlichen Zugang zu Sinn­erfahrungen fast unmöglich macht: „Wir leben in einer Zeit, da eine öffentlich zugängliche kosmische Ordnung der Sinngehalte ein Ding der Unmöglichkeit ist. Die einzige Möglichkeit, die Ordnung, in die wir ge­stellt sind, im Hinblick auf eine Bestimmung der Moralquellen zu er­kunden, stützt sich auf diese Rolle der persönlichen Resonanz“ (Taylor 1996, 884). Die Analyse der Resonanz bei Rosa zeigt, dass persönliche Sinnerfahrung nicht eine Sache der Innerlichkeit ist, sondern abhängig von der Weltbeziehung und von der Beziehung zu anderen Menschen. Er definiert die Resonanz sehr kompakt in wenigen Sätzen, die theore­tisch hoch verdichtet sind. Der zentrale Satz lautet: „Resonanz ist eine durch Af←fizierung und E→motion, intrinsisches Interesse und Selbst­wirksamkeitserwartung gebildete Form der Weltbeziehung, in der sich Subjekt und Welt gegenseitig berühren und zugleich transformieren“ (298). Die Komplexität des Satzes deutet an, dass sich hier der Kern der Theorie von Rosa befindet. Die beiden Sonderzeichen in den Wörtern Affizierung und Emotion zeigen: Resonanz ist ein Geschehen zwischen dem Subjekt und der Welt, das zwei Richtungen kennt. Beide müssen füreinander offen sein, nur so kann es zur Resonanz kommen.

Resonanz kann man besonders gut in außergewöhnlichen Momenten erleben, etwa bei Erfahrungen in der Natur, mit der Musik, in Liebeser­fahrungen. Aber es kommt darauf an, dass Resonanz nicht nur eine Aus­nahmeerscheinung im Leben ist, sondern eine Struktur, die unser Leben begleitet. Das gute Leben ist das „Ergebnis einer Weltbeziehung, die durch die Etablierung und Erhaltung stabiler Resonanzachsen gekenn­zeichnet ist“ (59; Hervorhebung im Original). Mit den Resonanzachsen ist nach den anthropologischen Überlegungen das engere Feld der So­ziologie erreicht, hier geht es um die Analyse dauerhafter Strukturen der Gesellschaft. Rosa unterscheidet horizontale, vertikale und diago­nale Resonanzachsen. Die horizontalen Achsen beschreiben die Ver­hältnisse der Menschen untereinander, Rosa analysiert die Familie, die Freundschaft und die Politik, die vertikalen Achsen umfassen die Ver­hältnisse zu transzendentalen Erfahrungen in der Natur, in der Kunst oder in der Religion. Die diagonalen Achsen sind konstituiert durch das Verhältnis zu den Dingen, sei es über die Arbeit oder durch schulischen Unterricht oder durch Konsum.

Der Begriff der Resonanz hat nicht nur eine beschreibende Bedeutung, ihm kommt auch eine gesellschaftskritische Funktion zu. Denn moder­ne Gesellschaften stellen keine stabilen Resonanzachsen bereit. Wenn jedoch die Resonanzerfahrungen ausbleiben, macht sich Entfremdung bemerkbar. Bei der Entfremdung ist das Verhältnis des Subjekts zur Welt durch Gleichgültigkeit oder gar Ablehnung bestimmt (vgl. 306). Hier entsteht eine Abschließung, Subjekt und Welt stehen sich gegen­über. Entfremdung hat nach Rosa viel mit der kontinuierlichen Be­schleunigung zu tun, durch die unsere Zeit geprägt ist.

Einige zentrale Gedanken von Rosa sind damit skizziert. Es ist offenkun­dig, dass die Begrifflichkeit sich leicht auf die Erfahrungen in unserer Zeit beziehen lässt. Die Richtung, die Rosa mit seinem analytischen An­satz eingeschlagen hat, stimmt meiner Ansicht nach: Es geht darum, auf das aufmerksam zu werden, was ein liberaler Ansatz, der allein bei au­tonomen Individuen und ihrem gesellschaftlichen Handeln ansetzt, nicht fassen kann. Es geht darum, wieder stärker auf die Verbundenheit der Menschen untereinander aufmerksam zu werden, die in der Sozio­logie in den letzten Jahrzehnten eher ein Schattendasein gefristet hat. Ich vermute auch, dass die philosophischen Referenzen von Rosa (Merleau-Ponty, Waldenfels, Taylor) wichtige Grundlagen für eine In­terpretation liefern. Rosa arbeitet völlig zu Recht heraus, dass ein sozio­logischer Ansatz, der das Individuum in den Mittelpunkt der gesell­schaftlichen Analyse stellt, zu kurz greifen muss, da er nicht in der Lage ist, entscheidende Momente des Verhältnisses zur Welt und zu anderen Menschen in den Blick zu nehmen.

Rosa wendet sich dagegen, das gute Leben zu einer individuellen und damit privaten Entscheidung zu machen. Doch ist das Ergebnis, so wie er den Ansatz ausführt, so viel anders? Auch hier kommt es auf die per­sönlichen Resonanzbeziehungen an, die gepflegt und ausgebaut werden müssen. Der kalten und abstrakten Welt der Moderne sollen Resonanz­erfahrungen entgegengesetzt werden. Der Ansatz wird zu einem Vade­mecum, zu einem Ratgeber moderner Menschen, die Erfahrungen von Resonanz suchen. Nur zu schnell wird aus dem Ansatz eine Bestätigung eines allgemein verbreiteten Bedürfnisses. Mir scheint es, dass man beim Lesen doch nur allzu schnell zu sagen bereit ist: Ja, so ist es! Doch diese leicht erzielte Übereinkunft mit dem Alltagserleben gefährdet den doch weiterführenden Anspruch eines soziologischen Ansatzes, ge­sellschaftliche Verhältnisse aufzudecken, die auf den ersten Blick oder im eigenen Erleben nicht so offensichtlich sind. Der Ansatz könnte leicht therapeutisch verkürzt werden: Es kommt nur darauf an, die Beziehung zur Welt (und zu anderen Menschen) besser zu gestalten. Leiden wir nicht an den neueren gesell­schaftlichen Entwicklungen, an der Beschleunigung? Das ist die Entfremdung! Wie können wir uns aus dieser Entfremdung befreien? Indem wir neue Resonanzachsen aufbau­en bzw. sie pflegen. Das ist möglich, denn: „Die Resonanztheorie geht im Gegenteil von der Überzeugung aus, dass beide Seiten von Resonanz- oder Entfremdungsverhältnissen – Subjekt und Welt – grundsätzlich veränderbar sind“ (728).

Man könnte mit dem Ansatz von Rosa folgern: Würden die westlichen, modernen Industriegesellschaften um Resonanzerfahrungen gestärkt, wären die größten Missstände behoben. Das ist zehn Jahre nach der letz­ten weltweiten Finanzkrise, von der sich die Gesellschaften bis heute nicht richtig erholt haben, kaum überzeugend. Die Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse greift zu kurz, wenn sie allein die Reso­nanzerfahrungen oder die Entfremdung davon in den Mittelpunkt stellt. Rosa geht schon in einem kurzen Anhang auf die Kritik ein, sein Ansatz sei politisch ohne Konsequenz. Er plädiert als Antwort auf diese Kritik für eine resonanzsensible Umweltpolitik, ist gegen Tierversuche und eine verdinglichende Vermittlung in der Bildung und für eine Ar­beitspolitik, die sich nicht allein an Produktivität und Effizienz bemisst. Das ist alles richtig, wirkt aber wie eine leichte Korrektur eines ansons­ten gut funktionierenden Systems. Rosa folgert: „Schließlich plädiert die Resonanztheorie für die Wiedergewinnung einer Form demokrati­scher Gestaltung, die in der Politik nicht prädominant die Sphäre des Interessenkampfes, des Konfliktaustrags und der Durchsetzung von Rechten sieht“ (760 f.). Es geht stattdessen um einen Wechsel von der Steigerungslogik zur Resonanzsensibilität. Rosa verfolgt ein Programm zur Stärkung der gesellschaftlichen Resonanzachsen: Es geht um die Postwachstumsgesellschaft, die liberal, demokratisch und pluralistisch ist. Ebenso klingen viele andere zurzeit aktuelle Begriffe an: vorausset­zungsloses Grundeinkommen, share economy usw. Diese Vorstellungen sind mit denen eines bestimmten sozialen Milieu identisch, Leserinnen und Leser aus diesem Milieu können den Ansatz als eine Bestätigung ihrer Meinung auffassen. Das, was sie für richtig annehmen, muss alles jetzt nur noch allgemein umgesetzt werden.

Aber müssen wir in unseren Zeiten des Umbruchs und der Verunsiche­rung nicht noch einmal neu hinschauen? Kann es nicht sein, dass wir mit unseren Begriffsrastern grundlegende gesellschaftliche Kräfte in den letzten Jahren übersehen haben? Woher stammt die aktuell zuneh­mende Verunsicherung, woher nimmt sie ihre Kraft? Ist es nicht so, dass wir uns in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderung be­finden? Dramatische Zeichen dieser Veränderungen sind nicht nur das rasche Anwachsen rechtsnationaler Kräfte, sondern vor allem auch die kontinuierlich schwindenden Kräfte der etablierten politischen Par­teien. Woran liegt das? Kann der Ansatz von Rosa, immerhin erst zwei Jahre alt, darauf eine Antwort geben?

Der geringe politische Ertrag der Theorie liegt meiner Ansicht nach in der ungenügenden Bestimmung von Verbundenheit begründet, die Rosa konzipiert. Er stattet, seine Metapher aufgreifend, das Individuum mit dem Draht zur Welt aus, der in Resonanzverhältnissen vibriert. Ich habe Probleme damit, dass Rosa sich zwar gegen die Trennung von Ob­jekt und Subjekt wendet, das Arsenal dieser herkömmlichen Weltvor­stellung aber bestehen lässt: Es gibt Subjekte, es gibt die Welt und es gibt die Beziehung zwischen ihnen. Es kommt nur darauf an, wie man mit ihrer wechselseitigen Verbundenheit umgeht. Wenn man es falsch macht, entsteht Entfremdung, wenn man es richtig macht, entsteht Resonanz. Meiner Ansicht nach unterschätzt der Ansatz von Rosa die Radikalität der Verbundenheit und ihre weitreichenden Folgen. Diese Verbundenheit ist nicht nur als Resonanz eine Bereicherung der indivi­duellen Existenz, sondern auch eine Quelle ihrer Gefährdungen. (Der Autor dieses Beitrags hat seinerseits eine Darstellung der weitreichen­den Verbundenheit menschlicher Existenz versucht, die aber auch die Konflikthaftigkeit von Geschichte noch nicht hinreichend berücksichtigt hat, vgl. Vogelsang 2014.)

Menschen sind eingebunden in eine geschichtliche Entwicklung, über die sie keinen vollständigen Überblick haben. Es geht in der Geschichte nicht nur um Resonanz und Entfremdung, sondern auch um Kollektive von Menschen, um geschichtliche Ambivalenzen, um Interessengegen­sätze und es geht um offene und verdeckte Konflikte. Der politisch han­delnde Mensch ist immer schon mit anderen Menschen verbunden, er findet sich immer schon in einer Geschichte vor, die er nicht geschaffen hat, die ihn aber prägt. Zwar kann man sich teilweise von den eigenen Prägungen distanzieren, die Geschichte der politischen Emanzipation kennt hierfür viele gelungene Beispiele. Doch kann sich niemand von allen Vorgaben distanzieren. Wir sind als mit anderen Menschen ver­bundene Wesen auch in geschichtliche Entwicklungen eingebunden. Wir können versuchen, mehr Freiheiten zu gewinnen, die emanzipato­rische Entwicklung voranzutreiben, aber wir bleiben im Positiven wie im Negativen den Verwerfungen der Geschichte ausgesetzt. Der Kolo­nialismus, die Diktaturen des 20. Jahrhunderts wirken auch noch heute nach, ob wir wollen oder nicht. Wir müssen die geschichtlichen Prägun­gen ernst nehmen, wir dürfen sie nicht ignorieren, weil sie uns sonst hinterrücks einholen. Aber um diese Geschichte zu beschreiben, hilft der Ansatz von Rosa nicht viel weiter. Ihr Einfluss ist weit mehr als eine Summe von Resonanz- oder Entfremdungserfahrungen, die Geschichte ist mehr als ein möglicher Resonanzraum (vgl. 505). Weder lassen sich der Faschismus, der lange Krieg in Syrien noch viele andere Verwerfun­gen als Entfremdung hinreichend beschreiben. Die Geschichte ist nicht nur durch Entfremdung bestimmt, sondern auch durch Konflikte und destruktive Kräfte. Eine emanzipative Gesellschaftstheorie setzt an diesen Konflikten an und analysiert sie daraufhin, wie ein Weg in eine bessere Zukunft gewiesen werden kann. Das geht nur dann, wenn man nicht nur mit den progressiven, sondern auch mit den regressiven Kräf­ten rechnet, die die geschichtlichen Konstellationen bestimmen. Diese Kräfte kommen in dem Ansatz von Rosa zu kurz.