Glaube und Gemeinschaft – believing and belonging
Bundeskonferenz für Katechese, Katechumenat und Missionarische Pastoral tagte in Berlin
Im Militärbischofsamt, neben den 27 territorialen Diözesen in Deutschland eine Personaldiözese mit spezifischen Erfahrungen in der Pastoral und einem wachsenden Interesse am Austausch über grundsätzliche pastorale Fragestellungen, kamen die Referentinnen und Referenten der Bistümer vom 22. bis zum 24. April 2013 zusammen. In seinem Beitrag „Glaube sucht – Glaube findet Gemeinschaft“ reflektierte der Regens des Hildesheimer Priesterseminars, Christiane Hennecke, über den spannungsreichen Zusammenhang von belonging und believing. Die Verkündigung, so seine These, „klingt“ nur in einem Lebensraum. Da in der jüngeren Vergangenheit ein selbstverständliches Hineinwachsen in eine ganzheitliche Praxis in einer volkskirchlichen Situation zerbrochen sei, werde die Katechese in der herkömmlichen Form fragwürdig. Glaubensprozesse seien institutionalisiert, professionalisiert und verkürzt, und damit in „geregelte Vorgänge gepackt“ worden.
Hennecke warb dafür, die Kirche wieder als einen Raum werdenden und wachsenden Lebens zu entdecken. Die Dynamik des Lebens der Christen, Christus in seiner Gestalt darzustellen, sei ein Prozess, der Zeit braucht. Die Problematik der derzeitigen Praxis des Katechumenats sei, dass „wir entscheiden, wie lange ein Prozess stattfindet, der zudem noch getrennt von den Glaubensprozessen der Gemeinschaft stattfindet.“ Der Regens warb für grundsätzliche kontinuierliche Angebote des Glauben-Lernens. Die Kirche insgesamt müsse sich neu in diesen Prozess des Glauben-Lernens hineingeben und Räume bereitstellen, in denen Christsein im Werden und damit Jüngerschaft (discipleship) wachsen kann. Auch die Kirche sei nie statisch, sondern sei „liquid“, selbst immer im Werden. „Wir müssen ‚Jüngerschaft’ und ‚Kirche-Sein’ als Verben im Futur betrachten.“ Die Kirche in ihrer sakramentalen Struktur sei als Ermöglichungsraum für solche Prozesse zu begreifen. Daher solle der „formatio“ in Glaubensprozessen eine höhere Aufmerksamkeit geschenkt werden, vielfältige Orte in der Landschaft dieses Glaubenswachstums zwischen KiTa und Gemeinde, Orden und Verband rücken in den Blick. Berufung ernst nehmen heißt nach Hennecke, sich der Kirche als Überraschungsprozess auszusetzen. Man müsse heute explizit sagen, was vorher schon implizit war: „Eine gnadenhafte Ohnmacht angesichts der Glaubenssituation unserer Mitmenschen auszuhalten, fällt uns schwer. Wir gründen keine Gemeinde, wir machen keine Christen.“ Vielmehr sei es wichtig, durch Ermutigung, Achtsamkeit für Verkündigungssituationen und Ermöglichungskompetenz einen demütigen Dienst am Wandlungswachsen der Kirche zu übernehmen. Es geht darum, dieses Werden zu begleiten, anzuerkennen, zu schützen und zu fördern. Es braucht die Entwicklung von Modellen gemeinsamen Glaubens (generations of faith), in denen das Volk Gottes auf einen gemeinsamen Glaubensweg eingeladen wird. Der Leiter des Fachbereichs Missionarische Verkündigung im Hildesheimer Generalvikariat verwies auf die fresh expressions der Anglikanischen Kirche, auf Wachsen von Bewegungen und auf das Gospel sharing als katechetischer Grunderfahrung, um einen neuen Zugang zum Thema Jüngerschaft aufzuzeigen.
Die Tagung wurde komplettiert durch Exkursionen zu „christlichen“ Orten in der Großstadt Berlin mit dem Schwerpunkt auf Vergemeinschaftungsformen und (neuen) „Räumen“ für Katechese und Verkündigung. So besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gemeinde St. Ludwig, die einen franziskanischen Schwerpunkt hat, die „Manege“ der Salesianer und Heiligenstädter Schulschwestern in Marzahn, die Geistliche Gemeinschaft „Chemin neuf“ und das ökumenische Rogate-Kloster. Nach der Feier der Eucharistie mit dem Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck tauschten sich die Teilnehmenden über den Vortrag von Hennecke aus und teilten die Erfahrungen der Exkursionen miteinander.