Was meint Lokale Kirchenentwicklung?
Ein Werkstattbericht
Lokale Kirchenentwicklung ist ein Begriff, der eine sehr hohe Resonanz entfaltet. Offensichtlich trifft diese Rede einen Kernpunkt pastoraler Bemühungen. Und zugleich weckt er pastorale Fantasie – und damit wird der Begriff natürlich schillernd: Geht es nur darum, dass jeder jetzt vor Ort seine Kirche entwickelt, wie er will? Worum es präzise geht, das soll im Folgenden präzisiert werden.
Die nähere Vorgeschichte: Hören lernen, was der Geist den Gemeinden sagt
Vor der Rede von der Lokalen Kirchenentwicklung stand ein Umkehrprozess: wir haben uns auf den Weg gemacht, von Hildesheim aus, um die verschiedenen Dekanate zu besuchen. Besuche sind noch nichts Besonderes: oft in Krisensituationen, natürlich dann, wenn Strukturveränderungen anstehen oder Veränderungen im Immobilienbestand, dann und bei vielen anderen Gelegenheiten finden gemeinsame Treffen statt – und oft sind diese Treffen nicht einfach.
Deswegen waren die Dechanten überrascht, als wir uns ankündigten mit der Botschaft: „Wir wollen zu euch kommen, um zu hören, was in eurem Dekanat wächst. Denn wir glauben, dass der Aufbruch der Kirche von Hildesheim schon beginnt ...“ Bei diesen Treffen, die wir im Jahr 2009/2010 und ein Jahr später durchgeführt haben, entstand eine neue Atmosphäre. Ein gemeinsames Hören, ein gemeinsames Entdecken kleiner und großer Abbrüche und Aufbrüche – jedenfalls an manchen Orten. Und wir haben gelernt: unsere Kirche entwickelt sich, sie entwickelt sich unterschiedlich – eine große und kreative Vielfalt ist zu entdecken. Zukünftige Kirchenentwicklung ereignet sich dezentral, vor Ort, angesichts der jeweiligen Herausforderungen des Ortes. Und natürlich wird sie in einer großen Ungleichzeitigkeit stattfinden. Schon in diesen ersten Anfängen war klar, dass eine erfolgreiche und verheißungsvolle Kirchenentwicklung nur dann gelingen wird, wenn sie möglichst weite Partizipation ermöglicht.
Etwas ungläubig zuerst, dann aber diese neue und wachstumsorientierte Hermeneutik wahrnehmend und annehmend, konnten wir den Priesterrat gewinnen: Es war überraschend, aber Aufbrüche konnten alle sehen. Immer mehr rückte dabei ein Schriftwort aus dem Propheten Jesaja in den Mittelpunkt, mit dem das desorientierte Volk Gottes neu auf Gottes Gegenwart ausgerichtet wird: „Doch denkt nicht mehr an das, was früher geschah, schaut nicht mehr auf das, was längst vergangen ist! Seht, ich schaffe Neues;schon sprosst es auf. Merkt ihr es nicht?“ (Jes 43,18f)
Die weitere Vorgeschichte: die weltkirchliche Lerngemeinschaft
Partnerschaften mit Brüdern und Schwestern in unseren Partnerpfarreien in aller Welt und vor allem in unserem Partnerland Bolivien – das gehört zu den gewachsenen Selbstverständlichkeiten weltkirchlicher Arbeit in unserem Bistum. Doch schon in den 80er Jahren gelangten über den damaligen Bischof Josef Homeyer und natürlich auch über Hilfswerke wie Adveniat und missio Impulse für eine zukünftige Pastoral in unser Bistum: leitend wurde die Rede von Kleinen Christlichen Gemeinschaften, bekannt wurde vor allem auch die Praxis des Bibelteilens, wie sie Oswald Hirmer in Südafrika entwickelt hatte. In einem ersten Moment gelang der Übertrag nicht. In der Weise einer „Schnittblumenpastoral“ übernahmen wir aus einer tiefen Bedürftigkeit spirituelle Impulse der Bibelarbeit wie auch die Verheißung der Bildung geistlicher Heimat in kleinen Gemeinschaften. Erst später wurde deutlich, dass hinter diesen Blüten weltkirchlicher Entwicklung mehr steckte – ein interessanter pastoraler Ansatz und ein interessanter prozesshafter Zugang, der weltweit verbreitet ist.
Einige Lernorte und entsprechende Stichworte dieser sich abzeichnenden Kultur einer partizipativen Kirchenentwicklung sollen hier gesichert werden.
Je tiefer wir uns mit dem Thema der Kleinen Christlichen Gemeinschaften beschäftigten, desto fragwürdiger wurde uns die erste Rezeption: vor allem in einer engen Partnerschaft mit den asiatischen Protagonisten in Singapore, Indien und später auf den Philippinen, die wir als missio-Gäste kennen lernten, wurde deutlich, dass hinter der Frage nach der Sozialform einer lebensraumorientierten örtlichen Gemeinde ein pastoraler Prozess steht. Wenn die asiatischen Bischöfe im Jahr 1990 auf ihrer Vollversammlung eine Vision erneuerter Kirche mit den folgenden Worten beschrieben, dann war und ist ihnen klar, dass daraus die Notwendigkeit eines Prozesses wächst, der von Diözese zu Diözese eine je andere Gestalt annimmt, dabei aber den Fokus hält: „Die Kirche wird eine Gemeinschaft von Gemeinschaften sein, wo Klerus, Laien und Ordensleute einander als Brüder und Schwestern anerkennen. Sie sind gemeinsam versammelt und vereinigt um das Wort Gottes. Dabei teilen sie miteinander die frohe Botschaft und entdecken Gottes Wille für sich in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Sie unterstützen sich gegenseitig in ihrem täglichen Leben. Es ist eine partizipierende Kirche, wo die Gaben und Charismen erkannt und aktiviert werden, um den Leib Christi aufzubauen, die Kirche in der Nachbarschaft.“ Die staunenswerte und konsequente Prozesslogik, die daraus folgte, fanden wir nicht nur in Asien, auch in Poitiers – aber sie fehlte weithin in unserem Kontext.
Einen solchen Prozess lernten wir bei der tiefen Begegnung mit dem Bistum Poitiers kennen. Was uns ursprünglich angesprochen hatte – die gemeinsam verantwortete Leitung in örtlichen Gemeinden innerhalb einer kanonischen Pfarrei (oder seiner Vorform, des „secteur pastoral“) war zwar immer noch ein wichtiger Akzent, aber immer deutlicher stellte sich auch hier heraus, dass unter der Oberfläche geteilter Verantwortung ein langjähriger pastoraler Beteiligungsprozess stand, der seinen Ausgang von einer profilierten pastoralen Weichenstellung nimmt: Der damalige Erzbischof Rouet fokussierte nach Besuchen in den vielen Dörfern seines Bistums seine pastorale Perspektive: es ging ihm um eine Pastoral der Nähe. Das aber ist nicht nur eine Option für örtliche Gemeinden, sondern orientiert sich an zwei theologischen Grundorientierungen: zum einen geht es beim Begriff der Nähe um einen Kernbegriff der Reich-Gottes-Botschaft: die andrängende Nähe des Reiches wird aber immer auch einen Raum der Begegnung und der Nähe voraussetzen. Und zum anderen wurde uns deutlich, wie sehr die Bildung örtlicher Gemeinden in einer tiefen Reflexion auf der Taufwürde, der Entfaltung des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen und ihrer Potentialität beruht: Was in der us-amerikanischen Kirche unter dem Stichwort der „stewardship“ und „called and gifted“ uns durch das Projekt „Crossing over“ nahe kam, gewann unter dem Stichwort einer Charismenorientierung bei uns immer mehr Gewicht.
Nicht nur in Asien, auch in Afrika und auf den Philippinen verändert diese Perspektive die konkrete Rolle des Pfarrers und seiner pastoralen Mitarbeiter: Wenn daher Worte wie „facilitator“ und „enabler“ genutzt wurden, stand dahinter ein Leitungs- und Dienstverständnis, das für unseren Kontext noch ungewohnt ist.
Diese Pastoral sakramentaler Ermöglichung dient dazu, dass den Christgläubigen ein Höchstmaß an Partizipation ermöglicht werden soll – und das war ein weiterer Leitbegriff des II Vatikanums, der hier seine pastoralpraktische Umsetzung erhielt: Es ging darum, dass das gesamte Volk Gottes Anteil nehmen und mitwirken kann.
Schon gar nicht mehr überraschend: Es ging bei diesem Ansatz einer inkulturierten und lebensraumorientierten Ekklesiogenese – wie wir sie in überzeugender Weise auch in England erlebten beim Besuch der „fresh expressions of church“ – in erster Linie um einen geistlichen Prozess. Diese spirituelle Gründung pastoraler Prozesse ist konsonantes Markenzeichen aller pastoralen Erneuerungsprozesse, an deren Erfahrungen wir partizipieren durften: Der existenzielle Umgang mit dem Wort Gottes war überall prägend und Quelle für einen neuen kirchlichen Aufbruch.
Schließlich: Wo das gemeinsame Priestertum und die geistlich gegründete Partizipation so in den Mittelpunkt kirchlicher Entwicklung rückte, rückte auch die systematische lokale wie regionale Bildung und Förderung der Getauften in den Vordergrund. Diese visionsorientierte Fortbildungsstruktur gab zu denken angesichts der knappen Ressourcen unserer weltkirchlichen Freunde.
Was begonnen hatte als Suchbewegung nach einer neuen Kirchengestalt, entpuppte sich so nach und nach als ein pastoraler Grundansatz; was mit Bibelteilen und Kleinen Christlichen Gemeinschaften begann, zeigte sich als eine neue Kultur des Kircheseins, die in partizipativen Prozessen Schritt für Schritt entwickelt werden konnte.
Lokale Kirchenentwicklung verstehen
Die vielen Erfahrungen in unserem Bistum, aber die inzwischen auch langjährige Entwicklung weltkirchlichen Lernens führte zu jener Weichenstellung, die im Bistum Hildesheim als Lokale Kirchenentwicklung bekannt wurde. Auftakt war das Hirtenwort von Bischof Norbert Trelle zur österlichen Bußzeit 2011 unter dem Titel „Seht her, nun mache ich etwas Neues“, spricht der Herr, „schon kommt es zum Vorschein“, dessen Grundoptionen leitend für die Prozesse Lokaler Kirchenentwicklung geworden sind.
Wahrnehmen lernen: gemeinsame Prozesse geistlicher Unterscheidung einüben
Das Wort des Propheten Jesaja gibt schon eine wesentliche Stoßrichtung jener pastoralen Kultur an, die der Hintergrund einer Lokalen Kirchenentwicklung ist. Es geht im Wesentlichen darum, Kirchenentwicklung als einen Prozess wahrzunehmen, der sich schon längst unter uns ereignet. Im Hintergrund steht eine Theologie der Geschichte: Gott handelt an seinem Volk in jeder Zeit – und die Umbrüche und Wandlungen, die sich ereignen, sind hineingenommen in seinen Weg mit dem Volk Gottes durch die Zeit: „Denn die Kirche ist nicht in erster Linie das Ergebnis unserer Planungen, sondern ein Geschöpf des Heiligen Geistes: Der Geist Gottes ist es, der unsere Kirche erneuert“.
Das aber hat Konsequenzen und führt zu einer ersten Priorität pastoralen Handelns in dieser Zeit des Übergangs. Lokale Kirchenentwicklung nimmt dann die jeweils unterschiedlichen Situationen in den Blick und versucht Gottes Handeln und seinen Auftrag hier zu entdecken. Dies ist zweifellos ein gemeinsamer Weg, der als geistlicher Unterscheidungsprozess zu gestalten ist. „Wenn wir den Blick auf die örtlichen Gegebenheiten richten, wird sich zeigen, dass jeder Ort ein bestimmtes Charisma hat, dass es dort eine jeweils eigene Chance gibt und dass man vielerorts Aufbrüche auf je anderen Feldern erlebt. Diese Chancen und Aufbrüche gemeinsam zu entdecken, sie weiterzuentwickeln und zu fördern, sehe ich als große Aufgabe an. Der gegenseitige Austausch – innerhalb der Regionen und zwischen den unterschiedlichen Ebenen unseres Bistums – und die Bereitschaft, voneinander zu lernen, werden uns helfen, die Situation des Übergangs, in der wir uns als Kirche befinden, besser zu verstehen. Vor allem wird unsere Aufmerksamkeit für die Kräfte der Erneuerung geschärft werden.“
Dabei wird eines klar: Strukturentwicklung, die zweifellos immer wieder nötig ist, ist in diesem Horizont nicht Kirchenentwicklung, sondern dient der Ermöglichung einer inneren Kirchenentwicklung. Das ist, so denke ich, eine wichtige Unterscheidung: Es geht bei Lokaler Kirchenentwicklung um einen geistlichen Entwicklungsprozess zugunsten der Getauften, ihrer örtlichen Gemeinden, der Prozesse des Christwerdens und des Wachstums neuer Gemeindeformen.
Die Vielfalt der Orte kirchlichen Lebens und die relativierte Bedeutung der Gemeinden
Das hat Konsequenzen für die anstehenden Prozesse. Auf der einen Seite wird immer deutlicher, dass die klassischen Gemeindeformen in Zukunft nur noch eine der Sozialformen des Kircheseins sind. Nicht umsonst beschreibt der programmatische Leitbegriff „Lokale Kirchenentwicklung“ eben nicht eine „Gemeindeentwicklung“, sondern fasst weiter, was gemeint ist. Schon jetzt wird ansichtig, dass es zur Ausbildung weiterer Orte des Kircheseins gekommen ist: Familienbildungsstätten, Altenheime, Krankenhäuser und Schulen, Kindergärten, Verbände und Initiativen bilden neben den Gemeinden ein neues Netzwerk, das nur insgesamt die Kirche in ihrer Vielfalt abbildet. Die darin verborgenen Herausforderungen sind nur zu deutlich: Auf der einen Seite verlangt eine solche plurale Vielfalt ein neues Verständnis der letztlich eucharistisch gegründeten Einheit der Kirche, auf der anderen Seite werden weitere Kirchenbildungen hinzukommen. Die Förderung und die Verknüpfung unterschiedlicher Kirchorte zu gestalten wird zur großen Kunst des sakramentalen Amts.
Sendungsorientierung
Dabei ist ein Kriterium dieser kirchlichen Orte besonders in den Blick geraten. Es geht ja nicht um die Neubildung und Gründung von Gemeinschaft, sondern umgekehrt gilt: Dort wo Christen sich wirklich auf die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“ (GS 1) einlassen, dort kommt es zur Bildung kirchlicher Lebensräume. Dies allerdings nicht von selbst: Immer mehr wird deutlich, dass auch hier ein prozesshaftes Vorgehen notwendig wird, das sich an Kriterien orientieren muss: Was macht denn eine kirchliche Schule zu einem Ort des Kircheseins? Wie kann man evaluieren, ob ein katholischer Kindergarten wirklich „Kleine Kirche“ ist?
Spiritualität aus dem Evangelium – „Das Wort Gottes wächst“
Ein wesentliches Gestaltungskriterium hat Bischof Norbert Trelle immer wieder in den Blick gerückt: Kirche ist ein Geschöpf des Evangeliums, und deswegen braucht es in jeder Wirklichkeit des Kircheseins eine Erfahrung jener Gegenwart des Geistes, jener Präsenz des Auferstandenen in der Mitte der Seinen, die jede kirchliche Wirklichkeit beseelt. Eine solche Orientierung gibt also Hinweise auf eine Prozessagenda Lokaler Kirchenentwicklung: Zu fördern, dass Getaufte und Engagierte aus der Kraft des Evangeliums leben und handeln, fordert eine Orientierung auf Formen des Umgangs mit der Schrift und des Teilens der Glaubenserfahrungen. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass an den verschiedenen Orten geprägter Kirchlichkeit unterschiedliche Formen und Gestalten der Spiritualität gelebt werden: Sie im Blick auf eine gemeinsam gelebte Spiritualität des Wortes weiterzuentwickeln bleibt eine zentrale Herausforderung Lokaler Kirchenentwicklung.
Taufwürde und Charismen in den Mittelpunkt rücken
Das Ziel der Prozesse Lokaler Kirchenentwicklung ist die Prägung und Konturierung des Taufbewußtseins der Getauften. Zu entdecken, „dass wir alle Kirche sind“ (Benedikt XVI. in Freiburg), gehört zu den großen Herausforderungen. Nicht die Taufe als „opus operatum“ ist gemeint, sondern die Entfaltung der Taufwürde und des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen. Es geht dabei um nicht wenig: Die Bilder unseres Kircheseins orientieren sich weiterhin an einer Versorgungs- und Dienstleistungsorganisation – oder auch an einer Kirche, in der Ehrenamtliche die Kirche am Laufen halten und so Mithelfer der eigentlichen Verantwortlichen sind. Auch hier lässt sich die Agenda leicht entdecken: Wie kann ein jahrhundertealtes inneres Bild neu geprägt werden und wie kann entdeckt werden, wie die Taufwürde, die Charismen, Gaben und Dienste kirchenbildend und kirchenprägend werden – in örtlichen Gemeinden, die weiterzuentwickeln sind? Das wird nicht gelingen, wenn nicht umfassende Bewusstseinsprozesse für alle Glieder im Volk Gottes gewagt werden. Sofort wird auch deutlich, dass ein solcher Prozess und ein Erlernen des entsprechenden pastoralen Handwerkszeugs kein kurzfristiges Unternehmen sein wird: Es braucht auch keinen spezifischen Pastoralplan, wohl aber eine Fortbildungs- und Begleitstruktur, die im jeweiligen Kairos einer Entwicklung entsprechende Prozesse fördern kann.
Vertrauen wagen
Prozesse Lokaler Kirchenentwicklung sind geprägt von einer Kultur des Vertrauens. Hier liegt tatsächlich eine hohe Hürde und Herausforderung: Denn gerade diese Kultur des Vertrauens ist in den vergangenen Jahrzehnten stark beschädigt worden, nicht nur durch den Missbrauchsskandal, sondern auch durch eine gefühlte Überwältigung durch Institution und Macht. Vertrauen kann man nicht verordnen, sondern in Beziehungen und gemeinsamen Projekten erringen. Kein Zweifel, hier liegt eine sehr große Herausforderung – und vielleicht auch deswegen ist im Hirtenbrief von Norbert Trelle der Abschnitt über das Vertrauen der längste: „Wie geht es weiter? Schnell können unsere Überlegungen wieder dazu verführen, ehrgeizige Pläne, Konzepte und Programme zu entwerfen. Aber nicht wir gestalten die Kirche; der Geist Gottes gestaltet die Kirche – in uns und durch uns. Auf ihn zu hören und ihm zu vertrauen, ist entscheidend für das zukünftige kirchliche Leben. Hinzu kommt: Gott zu vertrauen ist die Grundlage dafür, auch einander vertrauen zu können. Dieses Vertrauen möchte ich Ihnen meinerseits ausdrücklich zusichern, wenn Sie an ihrem Ort die Prozesse Lokaler Kirchenentwicklung beginnen. Zugleich bitte ich Sie um Ihr Vertrauen für mich und für diejenigen, die mit mir zusammen für das Bistum Verantwortung tragen. Wenn ich an bestimmten Stellen Vorgaben für die Prozesse Lokaler Kirchenentwicklung machen werde, dann tue ich dies, um nach dem Maßstab des Evangeliums Orientierung zu geben. Wir werden lernen müssen, das Vertrauen zueinander zu intensivieren. Wo eine einhellige Sichtweise nicht sofort gefunden werden kann, werden wir noch besser als bisher aufeinander hören müssen. Ich bin zuversichtlich, dass dies gelingen kann. Denn gemeinsam leitet uns die Frage: Welchen Weg führt uns Gott in die Zukunft?“
Lokale Kirchenentwicklung beginnen
Wir lernen dazu, eigentlich ständig: in lokalen Prozessen, in Dekanatstagen, an vielen Orten, in verheißungsvollen Projekten – lokale Kirchenentwicklung ist kein Wundermittel, sondern ein Weg, der auf eine faszinierende Resonanz stößt. Er greift in der Tat Prophetien des II. Vatikanischen Konzils auf – und ist vielleicht ihre ekklesiopraktische Rezeption. Wir machen die Erfahrung eines spirituellen und engagierten Volkes Gottes, das geradezu gewartet zu haben scheint auf eine echte Aufbruchsperspektive. Auch hier in Deutschland werden wir teilhaben können an einer mutigen Lerngemeinschaft, die schon in vielen Diözesen zarte Wurzeln fasst.