Volle Fahrt voraus!
Insel-Erfahrungszeit für Katechumenatsbegleiter:innen
„Anlanden, ankern, mit frischer Brise ablegen“ – unter diesem Motto stand eine Insel-Erfahrungszeit auf Usedom vom 11. bis 15. Juni 2023 für Begleiter:innen im Katechumenat und in Glaubenswegen Erwachsener.
Diese überdiözesane Initiative der Bistümer Hamburg, Hildesheim, Osnabrück und Erfurt erweitert das seit 2014 existierende Begegnungsforum Erwachsenentaufe. Sie will Menschen zusammenbringen, die am Katechumenat mitwirken – mit ihren Erfolgen, Erfahrungen und Fragen.
Ausgehend vom reichen Schatz biblischer Tradition, der in abwechslungsreichen, spirituellen Impulsen morgens und abends in wunderbarer Umgebung am Meer konkretisiert wurde und sich als roter Faden durch die einzelnen Einheiten zog, erwartete die Teilnehmer:innen ein inhaltlich dichtes und gehaltvolles Programm mit theoretischem Input, der produktiv in Kleingruppen und praktischen Übungen verarbeitet wurde. Dabei setzten sich die Teilnehmer:innen intensiv mit ihrer Glaubensbiographie auseinander, die existentiell zum Ausgangspunkt für selbsterfahrungsbezogenes Lernen und für die Beschäftigung mit der Begleitung von Katechumenen wird. Sie zeigten sich offen im Ausprobieren neuer Methoden (z. B. biblisches Storytelling) und brachten ihre reichen Erfahrungen, u. a. zur Prozesshaftigkeit des Katechumenats oder zu liturgischen Riten, konstruktiv-produktiv mit ein.
Bischof em. Dr. Michael Wüstenberg bereicherte die Insel-Erfahrungszeit durch seine weltkirchlichen Erfahrungen, die er in Südafrika machen durfte. Er erläuterte sensibel differenzierend den Paradigmenwechsel von Taufvorbereitung hin zum Katechumenat seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sowie die unterschiedlichen Dienste und Aufgaben im Katechumenat (z. B. Sponsor) und führte in den Ritus der zu Unrecht wenig beachteten Skrutinien ein, die Versöhnungswege darstellen und dem Katechumenen als Stärkungsritus dienen sollen.
Die bereichernden Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse müssen sich selbstredend der Ambivalenz aussetzen, dass die Zahlen der erwachsenen Taufbewerber:innen zwar rückläufig sind, der Katechumenat aber die tragende „Inspiration für die Katechese“ (Direktorium für die Katechese 61) ist und nicht etwa eine Nische des katechetischen und pastoralen Handelns. Genauso werden die zukünftig aufgrund wachsendem religiösen Pluralismus und Säkularisierung schrumpfenden Gemeinden eine Herausforderung für den Katechumenat darstellen, weil die Frage immer drängender wird, in welche Gemeinden die Getauften hineinsozialisiert werden. Welche Formen und Räume des Glaubenslebens wird es geben? Diesen und weiteren grundsätzlichen Fragen und Anforderungen werden sich die, die für den Katechumenat zuständig und verantwortlich sind, stellen, um teils differente Ansichten kommensurabel zu machen.
Die Insel-Erfahrungszeit hat nicht nur erkennen lassen, dass die Begleiter:innen von Erwachsenen in ihren Glaubenswegen hochmotiviert sind und nun von Usedom ermutigt, inspiriert und vernetzt sowie mit frischem Wind für die katechetische Mitarbeit in ihre Gemeinden heimkehren. Sehr viele Teilnehmer:innen wünschten sich mehr überdiözesane Angebote wie diese Insel-Erfahrungszeit zur Weiterarbeit und Vernetzung.
Verantwortet wurde die Initiative von Ursula Kropp (Erzbistum Hamburg), Inga Schmitt (Bistum Osnabrück), PD Dr. Christian Schramm (Bistum Hildesheim), Jasmin Hack (KAMP Erfurt), Seelsorgeamtsleiterin Dr. Anne Rademacher (Bistum Erfurt) und Bischof em. Dr. Michael Wüstenberg (ehemals Diözese Aliwal, Südafrika).