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Vom „Mehrwert“ des christlichen Glaubens

Anmerkungen zur 10. MEHR-Konferenz des Augsburger Gebetshauses

Das Phänomen der „MEHR-Konferenz“ spaltet die Gemüter. Etwa 10.000 katholische, evangelische und freikirchliche Christen kamen vom 5. bis 8. Januar 2017 nach Augsburg zur 10. MEHR-Konferenz. Während die Macher und Teilnehmer dieses Format als einen wegweisenden kirch­­lichen Aufbruch begreifen, in dem die Kirche eine moderne christ­liche Performance abliefert, so stellt eben diese Performance für viele Kritiker aus der pastoralen Praxis und der theologischen Wissenschaft eine zum Teil aggressive Inszenierung dar, die wenig pluralitätsfähig erscheint. Wie kann dieses Phänomen eingeschätzt werden?

Die MEHR-Konferenz wird veranstaltet vom Gebetshaus Augsburg, das 2005 von Johannes Hartl, einem promovierten katholischen Theologen, und seiner Frau Jutta als Initiative innerhalb der Charismatischen Erneu­e­rung in der Katholischen Kirche gegründet wurde; es ist also keine offi­zielle kirchliche Einrichtung, sondern eine private Initiative. Dem Ge­bets­haus vorausgegangen sind vielfältige Gebetsbewegungen der letzten Jahre und Jahrzehnte, u. a. das von Mike Bickle gegründete International House of Prayer in Kansas City, USA. Vieles wurde von Hartl besucht und aufgenommen und mündete schließlich in die Idee eines geistlichen Zen­­trums, „das besonders jungen Menschen einen Raum leidenschaft­licher christlicher Spiritualität bieten soll[t]e“ (Website des Gebetshaus Augsburg). Aus den ersten Gebetstreffen in einer Privatwohnung entwickelte sich eine Gebetsgemeinschaft aus Christen aller Konfessionen, die seit September 2011 rund um die Uhr zunächst in einem angemieteten Gebetsraum und später in dem eigenen Gebets­haus beten. Sowohl die dort beschäftigten Mitarbeiter als auch die zahl­reichen Besucher stammen aus verschiedenen christlichen Konfessio­nen. Sie finden die Möglichkeit zu Gebet und Lobpreis, Vorträgen, Semi­na­ren und Schulungen. Grundanliegen ist es laut Selbstauskunft, „Men­schen (egal ob schon Christen, oder nicht) zu helfen, einem Gott zu be­geg­nen, der sie leidenschaftlich liebt“ (ebd.). Hartl veröffentlichte zahl­reiche Bücher mit Titeln wie „Gott ungezähmt“, „In meinem Herzen Feuer“ und „Einfach Gebet“, größtenteils biographisch geprägte Erzäh­lungen des Glaubens sowie „Trainingshilfen“ in Sachen Gebet.

Parallel mit dem Gebetshaus entwickelten sich die MEHR-Konferenzen, zunächst im kleinen Rahmen, jedoch beständig wachsend. 2016 kamen etwa 6.000 Menschen zusammen, 2017 nun etwa 10.000. Über die Ta­ge partizipierten neben den Teilnehmern vor Ort Hunderttausende über Radio (Radio Horeb und Radio Maria), TV (Bibel TV) und Live-Web­stream. Bereits der Titel „MEHR-Konferenz“ weist auf die grundlegende Stoßrichtung und die Grundthese der Veranstaltung hin: „Eine ganze Ge­­neration sehnt sich nach mehr“ (YouTube-Video „Mehr 2017 - Trailer“). Dieses „Mehr“ hat der Konferenz ihren Namen gegeben. Der „Mehrwert“ des christlichen Glaubens ist in der österlichen Einsetzung des auferstandenen Christus in alle „Macht und Herrlichkeit“ (Mt 24,30) und dem damit verbundenen grundlegenden Machtwechsel zu suchen, in der Ablösung aller weltimmanenten Mächte und Gewalten aus ihren Machtpositionen. Dieses Geschehen verlangt immer wieder neu nach Resonanzräumen. Als ein solcher präsentiert sich die MEHR-Konferenz. Doch mit wachsendem Zulauf wurden auch immer mehr Anfragen laut, die sich an der katholisch-charismatisch orientierten Einrichtung entzün­den. Diese betreffen unter anderem die Verhältnisbestimmung zwi­schen Erfahrung und menschlicher Vernunft und laufen auf die Frage „Ist das noch katholisch?“ zu. „Aufgrund der immer größer werdenden Zahl der Teilnehmer am Leben und an den Initiativen des Gebetshau­ses“ prüfte das Bistum Augsburg Intention, Zielsetzung, und vor allem auch die theologischen Grundlagen und veröffentlichte kurz vor Beginn der Konferenz eine Mitteilung, nach der das Gebetshaus „im Einklang mit der kirchlichen Lehre“ steht und stellte ihm einen Begleiter, Msgr. Dr. Alessandro Perego, an die Seite.

Mit dem Gebetshaus und der MEHR-Konferenz steht man so auch vor dem Phänomen, dass sich diese charismatische und stark über­kon­fessionell ausgerichtete Entwicklung und Neuformatierung von Kirche kaum von kirchlichen Entscheidungsträgern steuern und kontrollieren lässt. Die starke Nachfrage nach Ange­boten des Gebetshauses, das als eine Art „Durchlauferhitzer“ christlich engagierter Jugendlicher und junger Er­wachsener agiert, äußert sich neben den alltäglichen Angeboten und den MEHR-Konferenzen auch in einem geplan­ten Mission Campus, einem umfangreichen Großprojekt, das aus­schließlich durch Spenden finan­ziert werden soll.

Gebet für den „eifersüchtigen Gott“

Das Gebet als Ausgangspunkt eines pastoralen Wegs zu bestimmen hat seinen eigenen Charme. Man ist erinnert an Hans Urs von Balthasar, der in seinen Überlegungen über das Christliche am Christentum, dem Buch „Glaubhaft ist nur Liebe“, darauf hinwies, dass die „Liebe […] keinen anderen Lohn als Gegenliebe [will], darum will Gott für seine Liebe von uns nichts anderes als die unsere“ (Balthasar 2000, 72). Welche Gestalt diese Gegenliebe annehmen könnte, macht Balthasar bezeich­nen­der­wei­­se im Kapitel über die „Liebe als Tat“ im Blick auf das Gebet deut­lich, Überlegungen, die für den Grundansatz von „Gebets­häusern“ von Relevanz sein können. Eine „primär und gar ausschließ­lich in ein aposto­lisches Weitertun von Mensch zu Mensch“ (ebd.) verlegte Liebe in der Tat und in der Wahrheit (vgl. 1 Joh 3,18) sieht er in der Gefahr der Funk­tio­nalisierung der absoluten Liebe Gottes „als Mittel oder Impuls zu einem menschlichen Zweck“ (Balthasar 2000, 72). Der Gott des Bundes ist ein „eifer­süchtiger Gott“ (vgl. Ex 20,5; Dtn 5,9: „Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifer­süchtiger Gott“), der die Liebe seiner Braut Israel zunächst für sich will. Dies trägt sich durch ins Neue Testament: Auch dort soll der absoluten Liebe Gottes zunächst die Treue des Geliebten entgegenge­bracht werden, das heißt: Anbetung (vgl. Joh 4,4; 9,38; Offb 14,7). Nur auf diesem Hintergrund ist beispielsweise Jesu Zurückweisung des pseu­dokaritativen Einwands des Judas gegen die „sinnlose“ Ver­schwendung Marias (vgl. Joh 12,3–8) zu verstehen – diese Salbung ist eben nicht sinnlos, sondern vorrangige Aufgabe des Menschen. Balthasar formuliert sehr pointiert: „Gebet, kirchliches wie persönliches, ist somit aller Aktion vorgeordnet: keineswegs primär als psychologische Kraft­quelle […], sondern als die der Liebe gebührende Tat anbetender Ver­herr­lichung“ (Balthasar 2000, 73). Denn „wer […] Gottes Antlitz nicht aus der Kon­templation kennt, wird es in der Aktion nicht wiedererkennen, selbst dann nicht, wenn es ihm aus dem Antlitz der Erniedrigten und Beleidig­ten entgegenleuchtet“ (ebd.). Dies bedeutet keine Abwertung der caritas, nur eine Vorordnung. 

Moderne christliche Performance

So verwundert es nicht, dass die auf dem Gebet aufbauende MEHR-Kon­­fe­renz zunächst vor allem als ein atmosphärisches Phänomen bzw. Ereignis beschrieben werden kann. Man ist erinnert an eine Mi­schung aus Taizétreffen und Weltjugendtagen, Katholiken- und Kirchen­tagen, aus Konzert, Festival und Gottesdienst. Neben allen Themen, die präsentiert werden, ist das Veranstaltungssetting und die Performance zu­nächst einmal prägend. Dafür spricht der Punkt, dass zwar das Ober­thema der Veranstaltung gesetzt war: „Holy Fascination“ – heilige Faszi­nation –, die (sicher lange vorher konzeptionierten) Vorträge im Veran­stal­tungsprogramm jedoch nicht inhaltlich benannt wurden. Wegen bestimmter Vortragsthemen werden die überaus zahlreichen Besucher also nicht angereist sein, sondern „wegen der Stimmung“, der Atmos­phäre. Diese ist getragen vom sogenannten Lobpreis, womit v. a. musi­ka­lisch vorgetragene Gebete gemeint sind, die sich als von Lobpreislei­tern angeleiteter christlicher Pop zum Mitsingen beschreiben lassen. Dieser Lobpreis durchzog als eine Art Grundmelodie die gesamte Veran­staltung und wurde nur für Vorträge und Gottesdienste unterbrochen. Auf diese Weise sollten die Teilnehmer in eine entsprechende Haltung des Lobreises und des Gebets hineingenommen werden, die für das Gebetshaus insgesamt charakteristisch ist. Parallel zur Hauptkonferenz fanden Konferenzen für Kinder von 3 bis 6 und 7 bis 12 Jahren sowie ein sogenannter Teentrack für Teenager von 13 bis 20 Jahren statt. Ähnlich wie bei Katholikentagen war durchgängig das so genannte „MEHRfo­rum“ geöffnet, eine Meile, auf der christ­liche Werke, Verlage und Unter­nehmen, Bibelschulen, Missionswerke, soziale Projekte und andere christliche Initiativen eine Plattform bekamen, sich dem Publikum zu präsentieren. Der Bühnenaufbau des Hauptsaals entsprach dem Aufbau einer Konzertbühne mit entsprechender Sound- und Beleuchtungs­anlage.

Unabhängig vom ästhetischen und theologischen Urteil sind Vorberei­tung, Setting und mediale Begleitung etc. als äußerst professionell zu beschreiben. Dafür stehen beispielsweise die Bühnentechnik und der aufwendig produzierte Werbetrailer, sowie die Website, die dem ameri­kani­schen Vorbild der Stand Conference des bereits erwähnten Inter­natio­nal House of Prayer ähnelt. An dieser Stelle entzündet sich eine Kritik, die unter anderem von dem Freiburger Fundamentaltheologen Magnus Striet in den ARD-Tagesthemen, die außergewöhnlich ausführlich über die Konferenz berichteten, geäußert wurde: Dort sprach er von einer „aggres­­­siven Inszenierung“, die wenig pluralitätsfähig erscheine, und von einer Gottesdienstform, die „hochgradig amerikanisiert“ kaum noch etwas mit kontinentaleuropäischen Traditionen gemein habe. Hier wäre sicher zu hinterfragen, was mit dieser „Aggressivität“ gemeint sein könnte – am Veranstaltungsablauf und am Miteinander der sehr unter­schiedlichen Teilnehmer jedenfalls lässt sich dies nicht festmachen. Vielleicht sieht Striet die Aggressivität auch im sehr selbstbewussten Auftreten der Konferenzmacher? Inwieweit dieses sich vom „demütigen Selbstbewusstsein“, das das bischöfliche Papier „Zeit zur Aussaat“ ins Spiel bringt, unterscheidet, wäre eine weitere Betrachtung wert. Die „Amerikanisierung“, gemeint ist vermutlich die Mischung aus Lobpreis, Popmusik, Bühnentechnik und religiöser Emphase, könnte andererseits auch positiv als Anfrage an die offensichtlich zunehmend weniger an­spre­chenden „kontinentaleuropäischen Traditionen“ verstanden werden – als ein Beitrag im pastoralen Lernprozess, der nicht not­wen­di­ger­weise Allgemeingültigkeit für sich beanspruchen kann und will. Hartl selbst wird nicht müde zu betonen, man wolle die Volkskirche nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Die Frage nach der Pluralitätsfähigkeit hat an anderer Stelle und in ande­rem Kontext Rainer Bucher gestellt, aber dessen Überlegungen können auch hier weiterhelfen. Bucher schreibt im Blick auf einen „eliminatori­schen Katho­li­zis­mus“, den er als „jenes katholische Milieu [beschreibt], das den Heilswillen Gottes an die aktive und gebots- und glaubenstreue Zugehörigkeit zur eigenen Religionsgemeinschaft bindet und damit ten­denziell alle andere Menschen aus der Heilsgemeinschaft eliminiert“ (Bucher 2013, 22; im Blick dabei z. B. die Piusbruderschaft). Als attrak­tive Merkmale eines solchen „eliminatorischen Katho­li­zis­mus“ bestimm­te Bucher dabei unter anderem eine gewisse markt­auffällige Unterscheid­barkeit, inhaltliche Klarheit und Bestimmtheit, sowie die Anmutung persönlicher Entschiedenheit. Dort findet sich zudem auf alles eine in sich kohärente Antwort. Dies kann gewisser­maßen auch für das Phänomen der MEHR-Konferenz gelten, doch verweist Bucher zu Recht darauf, das die Großkirchen der Frage nicht ausweichen können, wie es mit all diesen Aspek­ten bei ihnen selber steht. Die Frage ist nun, ob eine Veranstaltung wie die MEHR-Konferenz gesamtgesellschaftlich handlungs- und an­schlussfähig bleibt und nicht nur für eine Minderheit da ist. Dies wird sich erst noch erweisen müssen. Darüber hinaus führt der gewichtige Aspekt der Pluralitäts­fähigkeit zu der Frage, ob sich für die weitere pastorale Entwicklung überhaupt noch eine alle Konzepte umfassende Strategie finden lassen kann. Zunehmend setzen unterschiedliche pasto­rale Akteure unterschiedliche Schwerpunkte. Die W@nder-Konferenz, die im Februar in Hannover stattfand, bietet einen ästhetisch und inhalt­lich anderen Ansatz, wird aber auch nicht einen Alleinvertretungs­an­spruch beanspruchen. Hier finden sich schlicht verschiedene Wege kirchlicher Entwicklung – es wird wichtig sein, für die Verantwortlichen einen gemeinsamen Dialograum bereitzustellen.

Am Veranstaltungssetting lässt sich ein weiterer Kritikpunkt festma­chen: Johannes Hartl selbst stand oft im Mittelpunkt, unter anderem durch seine sechs jeweils einstündigen Katechesen/‌Vorträge, und domi­nierte so die Veranstaltung. Dieser Einwand ist sicher berechtigt, doch stellt sich auch die Frage, wie die Gründungsfiguren manch anderer christlicher Gemeinschaft oder Bewegung einzuschätzen sind – müsste der Vorwurf des Personenkults in dieser Weise auch für einen Ordens­grün­der wie Ignatius oder für Frère Roger, den Gründer und lebenslan­gen Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé, gelten oder gehört es oftmals einfach zu einer Gründungssituation, dass sich Menschen um eine charismatische Figur scharen? Die entscheidende Frage ist wahr­scheinlich, inwieweit eine solche Fokussierung Menschen freisetzt oder einengt.

Hartl nun entwickelte in seiner Mischung aus Vorträgen, Katechesen und Predigten vorrangig keine „neuen Erkenntnisse“ (im Sinne eines wissen­schaftlichen Vortrags), sondern thematisierte und präsentierte „zeitlo­se“ Wahrheiten neu. So ging es um die „Holy Fascination“, die Botschaft, dass Gott faszinierend und ein Gott der Wirklichkeit ist. Eben diese Rea­li­tät, das Hier und Jetzt ist der Ort, in dem Gott sich finden lassen kann und will. Dies wurde noch weiter ausgefaltet, unter anderem in der Frage, wie ein Leben aus der „höheren Realität Gottes“ verstanden und gelebt werden kann.

An dem Redner Walter Heidenreich, angekündigt als Weltmissionar, Prä­sident der Freien Christlichen Jugendgemeinschaft Lüdenscheid und Gründer von HELP International e. V., kann ein weiterer Problemkreis verdeutlicht werden: die nicht einfach negierbaren Unterschiede zwi­schen manchen katholischen und pfingstlerischen Positionen. Heiden­reich berichtete seine eigene Bekehrungsgeschichte, die durch starke Erweckungserlebnisse und einen unreflektiert anmutenden und teil­weise überaus problematisch wirkenden Wunderglauben geprägt ist. Als er nach seinem Schlussgebet die Frage in den Raum stellte, ob sich nun durch dieses Gebet Spontanheilungen körperlicher und seelischer Leiden ereignet hätten, war man – vor allem im Blick auf das vermutlich implizit im Hin­ter­grund stehende Gottes- und Menschenbild – in Bereichen angekom­men, die von der obengenannten Erklärung des Bistums Augsburg ver­mutlich nur noch unzureichend gedeckt sind. Die Spannung wurde umso deutlicher durch einen Vertreter des anderen Endes des Spektrums: Raniero Cantalamessa OFMCap, ein charisma­­tischer katholischer Theolo­ge, der zugleich Prediger des Päpstlichen Hauses ist. Sein fundierter Vortrag „Sei heilig, um glücklich zu sein“ zielte ab auf eine innige Beziehung zu Christus, zum „Heiligen Gottes“, der durch Ostern die Heiligkeit mit allen Menschen geteilt hat.

Neben den verschiedenen Vorträgen fanden auch konfessionell geprägte Liturgien statt, so feierte z. B. der Augsburger Weihbischof Florian Wörner den Schlussgottesdienst am Sonntag. Es ist mittlerweile Tradi­tion, dass die Teilnehmer auf MEHR-Konferenzen darauf aufmerksam gemacht werden, dass nur Katholiken zum Kommunionempfang in den Eucharistiefeiern gehen und nur Nicht-Katholiken das Abendmahl im evangelischen Gottesdienst empfangen sollten. Die Konferenz als Gan­zes ist für Hartl zwar Zeichen der Zusammenarbeit einer in Europa im­mer unbedeutender werdenden Christenheit, doch soll dies die (noch) bestehenden Unterschiede nicht übergehen. Hier wird ein weiteres Span­nungsfeld deutlich: Ist das Gebetshaus insgesamt stark überkonfes­sionell ausgerichtet und bietet auch Rednern wie Heidenreich eine Platt­form, so sollen doch die verschiedenen Traditionen nicht einfach ver­mischt werden – eine gewisse Evangelikalisierung einerseits und eine katholisch-konservative Position andererseits.

Viele Fragen bleiben so notwendigerweise noch offen und erst die weite­re Entwicklung wird entsprechende Erkenntnisse bringen. Bis dahin kann aber vielleicht die in der Apostelgeschichte zu findende Erzählung der Apostel vor dem Hohen Rat weiterhelfen (vgl. Apg 5,21b–42). Dort gibt der Pharisäer Gamaliël zu bedenken, die Apostel freizugeben, „denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten; sonst werdet ihr noch als Kämpfer gegen Gott dastehen“ (V. 38 f.). Eine solche (entspannte) Haltung könnte auch für den Umgang mit den MEHR-Konferenzen hilfreich sein.