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Zwischen Religionspluralismus und Religionsbestreitung

Neuerscheinungen in der Reihe „Weltanschauungen“

Atheistische Strömungen und die Grundhaltung des Konzils zum religi­ösen Pluralismus als Aufgabe für Weltanschauungsarbeit und Kirche: Zwei anspruchsvollen Themen widmen sich die beiden Ende 2013 er­schie­nen Hefte der Reihe „Weltanschauungen“, die vom Weltanschau­ungs­referat der Erzdiözese Wien in Zusammenarbeit mit der KAMP her­ausgegeben wird. Eine Bestellung ist über http://www.weltanschauungsfragen.at/publikationen möglich.

„Atheismus. Facetten einer Weltanschauung“ ist das erste Heft über­schrie­ben (Weltanschauungen 101). Nach Ausführungen über die ge­schichtliche Entwicklung von Religionskritik und Atheismus von Peter Zeilinger geben zwei Beiträge einen Überblick über die Szene des orga­ni­sierten Atheismus: eher knapp für Österreich Wolfgang Mischitz, aus­führlicher für Deutschland Matthias Neff. Exemplarisch stellt Christoph Baumgarten die Geschichte und heutige Wirksamkeit des österrei­chi­schen Freidenkerbundes vor.

Abschließend greifen zwei Artikel Themenfelder auf, die Dauerbrenner im Streit zwischen Christen und Atheisten sind: Franz Josef Wetz fragt, ob sich Ethik auch jenseits von Glaube und Gott etablieren lässt; Hans-Dieter Mutschler zeigt, dass es zwischen Glaube/Theologie und Naturwissenschaft keinen grundlegenden Dissens geben dürfte.

Das zweite Heft trägt den Titel „Auseinandersetzung in der Begegnung. Weltanschauungsarbeit im Geiste des Konzils“ (Weltanschauungen 102). Die zwei darin enthaltenen Beiträge fragen, welche Grundlage die Texte des 2. Vatikanums für die katholische Weltanschauungsarbeit dar­stellen – und darüber hinaus für die Kirche heute im religiös-weltan­schau­lichen Pluralismus.

Das Heft nimmt Bezug auf eine Tagung der deutschen katholischen Welt­anschauungsbeauftragten im Jahr 2013 in Freising (vgl. den Bericht in euangel 1/2013), bei dem auch der Innsbrucker Dogmatiker Roman Siebenrock referierte. In seinem Beitrag für die „Weltanschauungen“ stellt er die neue Grundhaltung gegenüber der Welt und dem religiösen Pluralismus dar, den das Konzil entwickelt hat; insbesondere analysiert er Dignitatis humanae und Nostra aetate. Über die Frage hinaus, was dies für Weltanschauungsarbeit bedeutet, entwirft er abschließend Grund­züge einer „Religion mit Stil“, einer „primär glaubwürdigen und in ihren Ansprüchen auch prüfwürdigen Religion“ (34), die im Dialog mit anderen (Religionen, Gläubigen, Nichtglaubenden …) steht.

Das ergänzt ein Beitrag von Albert Lampe, der bereits seit 1976 im Erz­bistum Freiburg die Weltanschauungsarbeit betreut. Durch seine lang­jährige Erfahrung kann er nachzeichnen, wie sich die Grundhaltung kirchlicher Stellen von der anfänglichen Warnung vor unzureichend erfassten neureligiösen Phänomenen immer stärker hin zu einer Aus­ein­andersetzung in der Begegnung entwickelte. Dass diese Haltung ge­ra­de auch auf dem 2. Vatikanum basiert, zeigt er in der Zusammenstel­lung grundlegender Konzilstexte.

Insgesamt zwei aktuelle Beiträge nicht nur für die Weltanschauungs­arbeit, sondern für alle kirchlich Tätigen und alle Christinnen und Christen, die sich im Sinne einer missionarischen Pastoral offen der heutigen religiös-weltanschaulichen Pluralität stellen wollen.