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freshx-inspirations: Glaubensgespräche im Tattoo-Studio

Am Anfang sprach Gott: „Lasst uns Kirche2 und fresh expressions für den Bau mei­nes Reiches schaf­fen, und ich bin ge­spannt, wie mei­ne Jün­ger das schön ge­stal­ten.“

Kirche2: Die Ökumenische Bewegung, in der Christin­nen und Chris­ten aus der katho­li­schen und evan­ge­li­schen Kir­che Auf­brü­che wahr­nehmen und Begeis­te­rung tei­len so­wie Kir­che von mor­gen schon heu­te ent­de­cken. Fresh expres­sions: er­frischen­de neue For­men von Gemein­den für unter­schied­li­che Men­schen.

freshx-inspirations. Der Weg

2003 habe ich Michaela Otholt (katholisch), Inhaberin eines Tattoo-Stu­di­os in Ol­den­burg, ken­nen ge­lernt und es gab Be­geg­nun­gen mit Ge­sprä­chen über Gott und die Welt. 2013 ha­be ich sie zu ei­nem Gottes­dienst im Be­zirk ein­ge­la­den zum The­ma: Gott ist tä­to­wiert (Jesa­ja 49,16).

Dort hat sie er­fah­ren, dass Kir­che anders sein kann. Zwei Ta­ge nach dem Gottes­dienst ein Tele­fo­nat mit ihr, dass ein Ehe­paar nach zwei har­ten Ehe­jah­ren (Kind ver­lo­ren, schwe­re Herz-OPs wa­ren noch das Ge­rin­ge­re, was sie er­lebt ha­ben) ihre Ehe im Tattoo-Studio be­kräf­ti­gen will und sie ei­nen Geist­li­chen su­chen. Michae­la hat auf mich ver­wie­sen und ich war mit da­bei. Im De­zem­ber 2013 gab es den Ehe­be­kräf­ti­gungs­gottes­dienst mit Pre­digt, Vor­trags­lie­dern, Gebet und Se­gen im Stu­­dio mit vie­len Men­schen und reich­lich Me­dien.

Im Herbst 2013 tra­fen Micha­ela und ich uns mit der Fra­ge: Was will un­ser gro­ßer Gott uns mit dem sa­gen, was wir erle­ben? Sie hat vie­le Ge­sprä­che mit den Kun­den und kommt da an die Gren­zen. Die Idee war gebo­ren. Ein Gesprächs­kreis über Lebens­fra­gen nach Geschäfts­schluss im Tattoo-Stu­dio. Eine Neu­grün­dung und die Kun­den wer­den ein­ge­la­den. Beginn im Janu­ar 2014, ein­mal im Monat. Wer­bung: per­sön­li­che Ein­la­dung mit Flyer. Ein­ge­bun­den in die Bezirks­gemein­schafts­arbeit der Lan­des­kirch­lichen Gemein­schaften.

Die Ehebekräftigung wird im Tattoo-Studio gefeiert.

freshx-inspirations. Der Ort

Das Studio ist für die unterschiedlichen Menschen ein Ort, wo kei­ner ein Frem­der ist, egal ob Drag­Queen oder Bank­kauf­mann. Kei­ner wird auf­grund seines Aus­sehens und sei­ner Ein­stel­lung blöd ange­schaut und in ei­ne Schub­lade ge­steckt. Un­ser Ein­la­dungs­motto:

Wer auch immer du bist, was auch immer du glaubst,
wo auch immer du dich befindest auf deiner Lebensreise,
wen auch immer du liebst, du bist willkommen.

freshx-inspirations, ganz speziell für Suchende, Fragende, nach Ant­wor­ten Ringen­de, Spiri­tu­el­le, Stu­die­ren­de, Ver­die­nen­de, Hoffen­de, Ge­schei­ter­te, Ex­peri­men­tie­ren­de, Sinn­sucher. Und alles beginnt mit der Sehn­sucht, Ant­wor­ten auf die ei­ge­nen Lebens­fra­gen zu be­kom­men, die jeder mit­bri­ngen kann.

freshx-inspirations: die Einladenden

freshx-inspirations. Der Start im Januar

Eigentlich wollten wir alle ganz herzlich begrüßen, ein­an­der vor­stel­len. Kurz vor 19.00 Uhr aller­dings hat ei­ne Teil­neh­me­rin in die Hän­de ge­klatscht und sagte „Wir sind doch hier, Proble­me zu be­spre­chen. Ich ha­be folgen­des ...“ Und los ging’s.

freshx-inspirations. Die Form

Es ist bei freshx-inspirations anders als beim pietis­tischen, evange­li­ka­len Glau­bens­den­ken mit dem jewei­li­gen Ge­mein­de­bio­top, wie ich es bis­her in mei­ner Arbeit er­le­be. freshx-inspi­ra­tions hat kei­ne Tra­di­tion am Bein, kei­ne Losungs­wor­te am An­fang, kei­ne Lie­der, kei­ne Ge­bets­ge­mein­schaf­ten, aber Ge­bet in ei­ner neu­en Form des Dan­kens. Nichts wird über­ge­stülpt. Al­les ent­wi­ckelt sich von der Ba­sis. For­men ent­wi­ckeln sich aus dem Wer­den und sind pas­send für die Men­schen, die kom­men. Wir sit­zen im Stu­dio an der Schau­fens­ter­seite, die schön aus­ge­leuch­tet ist, bei Mine­ral­was­ser aus Bechern und Salz­stan­gen und reden über per­sön­li­che Lebens­situ­a­ti­onen, die die Men­schen sel­ber an­spre­chen. Wir tau­schen uns über Lebens­the­men aus mit dem Be­wusst­sein, dass es mehre­re Ant­wor­ten ge­ben kann, und fra­gen uns, was das mit der gro­ßen Kraft zu tun hat, die al­les in Be­we­gung setzt und Gott ge­nannt wer­den kann. Je­der kann sei­ne Fra­gen, An­lie­gen, Be­dürf­nis­se mit­brin­gen. Wir fei­ern das Le­ben, la­chen, wei­nen, trau­ern und freu­en uns mit­ein­an­der. Weil es so of­fen, ehr­lich, er­schüt­ternd und emo­ti­onal ist, gibt es eine Verein­ba­rung, dass nichts von den Ge­sprä­chen nach außen getra­gen wird. Ein Schutz­raum ist gege­ben.

Der biblische Impuls ist eine 10-Sekunden-Andacht, die im ganz norma­len Ge­spräch ent­hal­ten ist, ei­n Mi­kro­impuls zum Glau­ben. Das reicht und Men­schen er­le­ben Hei­lun­gen und er­fah­ren Ver­än­de­run­gen. Am En­de der Ge­sprächs­runde gibt es die Dankes­runde. Je­der er­zählt, wo­für er dank­bar ist, und Gott hört es auch und freut sich. So schließt der Abend mit ei­nem hoff­nungs­vollen Ak­zent.

freshx-inspirations. Das Interesse

Das mediale Interesse ist da. Bei der Ehebekräf­ti­gung wa­ren ei­ni­ge TV-Sen­der (u. a. RTL­Nord) so­wie die Pres­se an­we­send. Das ha­ben wir uns nicht aus­ge­sucht. Es hat sich rum­ge­spro­chen. Aber auch jetzt, bei der ganz nor­ma­len Ar­beit, ist In­te­r­es­se da. Ei­ne Ra­dio­sen­dung vom NDR über Kir­che2 in der Sen­dung „dies­seits“. Der Ra­dio­be­richt war eben­falls Grund­lage für eine Kir­che2-­Ver­tiefungs­tagung in Loccum und freshx-inspi­ra­tions wurde als Bei­spiel ge­nom­men. (Außer­dem: Ein gro­ßer Be­richt in Publik-Fo­rum so­wie in WIR des Gna­dauer Ver­ban­des; ei­ne Ein­la­dung von der AMD zur Ta­gung „Klein­grup­pen als Feld ex­pe­ri­men­tel­ler Ekkle­si­o­lo­gie“; Be­such ei­ner Re­dak­teu­rin vom Bis­tum Müns­ter von „Kir­che und Le­ben“; Vor­stel­lung der Ar­beit bei der Sozial­de­zer­nen­tin der Stadt Ol­den­burg; ein Pa­villon bei der öku­me­ni­schen Land­partie 2015 von Kir­che2 in Book­holz­berg etc.)

Menschen im Tattoo-Studio machen auf einmal ganz neue Er­fah­run­gen mit Kir­che: zum ei­nen über mei­ne Per­son und zum an­de­ren über das In­te­r­es­se, das Kir­che zeigt für das, was sie ge­stal­ten.

freshx-inspirations. Das Geheimnis

Das Fragen nach dem, was Gott hier und jetzt an die­­sem Ort vor­hat, und es auch tun. Er­fah­run­gen mit Je­sus ma­chen wir dann, wenn wir um­set­zen, was er uns zeigt. Pers­pek­ti­ven, Vi­si­o­nen für die Ge­mein­de­ar­beit sind wich­tig. Aber manch­mal wird ei­nem et­was vor die Fü­ße ge­legt, was man sich nicht ge­sucht hat. Da muss man zu­grei­fen.

Wir haben kei­ne Tra­di­ti­ons­form im Ge­päck beim Start von Neu­em. Kei­ne Rück­sicht­nah­me auf nicht hin­ter­frag­te For­men, die auf­recht­er­hal­ten wer­den müs­sen. Wir ge­stal­ten ganz frei. For­men er­ge­ben sich aus dem Wer­den, von den Be­dürf­nis­sen der Men­schen und der Um­feld­wahr­neh­mung her. Glau­be eben mal an­ders.

freshx-inspirations. Die Zukunft

Wir gestalten und schauen, was passiert. Gott lässt es wach­sen und ge­­dei­hen. Am Hei­li­gen Abend fei­ern wir ganz tra­di­ti­o­nell Got­tes­dienst im Tat­too-Stu­dio mit Weih­nachts­lie­dern, Weih­nachts­ge­schich­te, Pre­digt, Ge­be­ten, Se­gen und Songs von und mit Esther Filly. „Viel­leicht wird da­raus ja eine klei­ne Ge­mein­de. Dann je­den­falls ei­ne der ori­gi­nells­ten und schrägs­ten in Deutsch­land“ (Mi­cha­el Hol­len­bach über die­ses Pro­jekt in Publik­-Fo­rum).

... und es ist sehr gut ...

 

Anmerkung: Dieser Text wurde bei der AMD-Fach­ta­gung „Klein­grup­pen als Feld ex­pe­ri­men­tel­ler Ekkle­si­o­lo­gie“ in Kas­sel am 20.09.2014 vor­ge­tra­gen und er­scheint nun in eu­angel mit freund­li­cher Er­laub­nis des Au­tors. Der Vor­trags­stil wur­de bei­be­hal­ten.